Freitag, 14. April 2017

Buchreview "V-Fall Erde 2: Der Angriff" T. Zola

Tom Zola. Blindwütig bringen sich die irdischen Militärbündnisse gegeneinander in Stellung, der Gefahr nicht bewusst, die der Menschheit insgesamt droht. Als die unbekannte Macht erstmals offen in Erscheinung tritt und sie ihr Zerstörungswerk beginnt, stehen die Menschen an der Schwelle zum Krieg untereinander. Stabsunteroffizier Bernau gerät im Nahen Osten in den Sog der Ereignisse. Die NATO und die Türkei überwerfen sich, Russland bereitet einen Atomschlag gegen den Westen vor. Die Fremden platzen in dieses Chaos hinein und greifen an. Im Nebel des Krieges aber sehen die Menschen doch nur die alten Feindbilder und sind blind für die offensichtliche Bedrohung.

Als es auf der ISS Probleme gibt, nutzen drei Astronauten (zwei Amis, ein Deutscher) die Sojus der Russen, um sich gen Erde aufzumachen, ohne zu ahnen, was sie dort erwartet. Eigentlich auch ohne zu wissen, wie sie unbeschadet landen sollen. Nachdem sie nicht in der Atmosphäre verglüht sind, ist ihre größte Sorge NICHTim Wasser zu landen. Es ist nämlich niemand da, der sie bergen könnte. Dann lieber einen harten Aufprall auf der Erdoberfläche - und bitte nicht in einer Stadt oder im verschneiten Gebirge. Soweit haben sie Glück - doch die weite Steppe, in der sie runterkommen, ist auch nicht gerade eine Wohlfühloase. Unterdessen gehen die Kampfhandlungen im Nahen Osten weiter, der Iran ist ein Spielplatz des Teufels geworden - und die Menschen sehen sich immer mehr dazu gezwungen, eine Niederlage einzugestehen. Damit nicht genug. Die Iraner und die Türken werfen die Alliierten Truppen aus dem Gebiet und behalten deren Ausrüstung ein -angeblich hätten die Westler einen Vernichtungskrieg gegen den Islam begonnen. So kommen Bernau und seine Leute zurück in die Heimat - und eine neue Front. Die Angreifer haben ihre Truppen überall angelandet und man sieht sich den neuartigen Waffensystemen und Schutzschilden fast ohnmächitg gegenüber. Aber völlig wehrlos ist man doch nicht. Es gelingt, einige Lücken in die Reihen der Angreifer zuschlagen. Und mitten im umkämpften Bielefeld sucht der Polizist Robert Becker seine Tochter Lilly. Finden tut er sie erst einmal nicht, stattdessen wird er von Kollegen festgenommen. In dem nachfolgenden Chaos kann er aber mithilfe von Riembrandt entkommen und die Suche fortsetzen. Überall auf dem Globus wird mit harten Bandagen gegen die Angreifer vorgegangen und letztlich helfen in gößerem Umfang nur Atombomben - die natürlich keine Nation auf eigenem Grund einsetzt. Und die deutschen Politiker tun, was sie immer tun. Versuchen es auszusitzen oder wegzudiskutieren, handeln will zwar jemand, doch der wird ausgebremst.

Zwar kann absolut niemand dem Autor Tom Zola vorwerfen, dass er nach dem Literatur-Nobelpreis schielen würde, aber dass er unterhaltsame Militär-Sci Fi-Action unter interessierte Volk bringen kann, ist für mich nach dem zweiten "V-Fall Erde" und einem "Weltenkrieg: Die Rückkehr" sicher (seine "Stahlzeit"-Reihe hab ich bis Band 11 zwar vorliegen, aber ungelesen). Die Actionsequenzen sind eindeutig nicht auf  "Einzelfeuer" gestellt, da wird eher alles an Munition verballert, was vorhanden ist. Die meisten Kampfeinsätze wirken wie "Independence day" aus Sicht der am Boden kämpfenden Truppe, die im Film ja kaum eine Rolle spielte - hätte vermutlich dem Fun-Faktor fürs US-Publikum und den den Film finanzierenden Militärs geschadet, da tote Soldaten sich nicht gut fürs Rekrutieren neuer Mannschaften machen -, und lässt viel über das wilde Chaos, die Furcht, die Wut, die Machtlosigkeit während einer solchen Auseinandersetzung erahnen. Da wird gebetet, gestritten, geflucht und ungerecht geurteilt.Es ist nicht so, dass die Charakterzeichnung der Handelnden allzu ausgeprägt ist, nur einige Hauptfiguren kommen etwas mehr in den Fokus, was aber nicht heißt, dass sie auch gleichzeitig zu den Überlebenden der Truppem zählen werden. Und außerdem hat Tom Zola recht viele Punkte angesprochen, die uns in der Realität durchaus Sorge machen. Seien es die untätigen Politiker, die "verkauften" Sicherheitskräfte (Polizei mit Gehältern fast am Mindestlohn - natürlich nur die im einfachen und mittleren Dienst, die auf der Straße den Pöbelnden gegenüberstehen - , Kürzungn im Waffenetat bei Polizei UND Bundeswehr, Personalabbau bei den Einsatzkräften unter anderem durch genötigte Krankschreibungen und Frühpensionierungen ohne adäquaten Ersatz einzustellen oder auszubilden, auch die anderen deutschen Unternehmen mit staatlicher Beteiligung wie Telekom oder Post werden da erwähnt.), Rassismus oder diese dämlichen Populistenbezeichnung, die nun gerne für politsch nicht korrekte Aussagen genutzt wird, obwohl man sie gut und gerne auch für diverse Aussagen wie "sichere Renten" usw. hernehmen kann. Wobei der Begriff "politisch korrekt" ja auch gerne zur Zensur herhalten muss und derart aufgeweicht ist, dass man jederzeit unter diesen Tatbestand fallen kann. Diese einseitige Sicht und Gesetzesauslegung sowie Berichterstattungen in Politik und Medien kommt ebenfalls nicht unerwähnt weg. WERTEN tut der Autor nichts, er legt dem Leser auch keine Wertungen nahe. Er lässt seine Protagoisten diskutieren, bringt unterschiedliche Sichtweisen zu deren Recht. Ob sich nun der Leser darüber Gedanken macht und falls ja welche, ist dessen Angelegenheit. Der Stil des Autors ist in Ordnung, sein Humor anscheinend auch, wenn er sich einige seiner Fatzken vornimmt und selbst der von mir überaus "geschätzte" Sigma wird nicht nur in die Idiotenecke gestellt. Viel Action, wenig Geplauder und zum Ende noch ein kleiner Cliffhanger im Epilog, der durchaus gespannt macht, was er uns da noch kredenzen wird. Das allerletzte "Kapitel" Contact, dient wohl dazu, gutgläubige Leser locken, dass sie sich 2017 als "..das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen." aussuchen und in die Alienfalle tappen. Oder so oder wie auch immer. Wer sich an Militär Sci Fi freuen kann und auf Action rundum steht, ist hier schon richtig. Mal wieder eine Entdeckung auf dem deutschen Autorenmarkt. Fein, sonst unterhalten uns ja nur noch die Amis. Knapp 260 Seiten Auseinandersetzung mit unbekannt.

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