Samstag, 30. September 2017

Buchreview "Pursuit of honor - Codex der Ehre" V. Flynn

Vince Flynn. Bei einer Serie terroristischer Anschläge in Washington kommen 185 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Regierungsmitarbeiter und CIA-Angestellte. Extreme Gewalt erfordert extreme Gegenmaßnahmen - und so zieht Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp erneut in den Krieg gegen den Terror. Doch als er glaubt, die Verantwortlichen in die Falle gelockt zu haben, fallen plötzlich Schüsse in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses.

Nach dem Grauen der vielen Attentate sind drei Mitglieder der Terroristenteams gemeinsam auf der Flucht vor den Behörden und Ermittlern wie Mitch Rapp. Unterwegs geraten sie immer mehr in Zank und es tun sich Gräben auf zwischen Karim und Hakim, während Ahmed sich aus deren Streit heraushält. Sie suchen sich ein sicheres Haus auf dem Land, doch das Idyll wird zerstört, als zwei Jäger auftauchen, die Hakim zwar beschwichtigen konnte und die unverrichteter Dinge abgezogen wären, bevor Karim auf die Idee kam, sie abzuknallen. Jetzt müssen sie wieder weiterziehen und nach einem vorübergehenden Unterschlupf suchen, bis sie ihren Plan weiter fortführen können. Rapp muss indes mit Stan und anderen Kollegen nicht nur die Angriffe auf ihr Tun durch wohlmeinende, aber auch machtgierige Linksaktivisten abwehren und sich in politische Ränkespiele verwickeln lassen, er muss auch noch die Verräter ausfindig machen, die die Morde erst ermöglicht haben. Eines ist klar, die Täter mussten gewusst haben, wann sie wo am Effektivsten zuschlagen können. Doch dieses Geplänkel hält die Behörden auch von ihrer eigentlichen Tätigkeit ab - die Nation zu schützen. So kommen die drei Killer ihrem nächsten Ziel immer näher, während sich Washington und die Ermittler in Diskussionen verzetteln und den Hintermännern und Finanziers nachspüren.

Nach jahrelangem Darben und auch noch mitten aus einer Fortsetzunghandlung gerissen worden zu sein, hat der Festa-Verlag seine Action-Reihe nun auch mit Vince Flynn aufgepeppt, der ja bei den Großkopferten und Trendverlegern einfach aus dem Sortiment verbannt wurde (zusammen nmit etlichen anderen Actionwerken). Ich weiß, das mit dem Lob für den verlag geht einigen Leutchen wohl auf die nerven, ABER solange ich mit dem Stoff versorgt werde, den ich mag und sehr schätze, tu ich das weiterhin. Und es haben ja andere wie der Luzifer-Verlag nachgezogen, was ich natürlich ebenfalls nur gutheißen kann. Gerade was Chris Ryan angeht. Zurück zum aktuell gelesenen Buch. Es ist alles andere als vollgepackt mit Action. Doch was soll man erwarten, nachdem die Anschläge geschehen sind? Schaut in die Nachrichten. Jedesmal wenn in der realen Welt so ein Attentat vonstatten ging, gehen die Vorwürfe los, wer hier wo nicht aufgepasst hat, wer wo zu sanft mit Verdächtigen umgesprungen ist und wer den Gerichten vorschreibt, dringend Tatverdächtige völlig von der Leine zu lassen. Und so ist es dann auch hier. Politiker und Maulhelden, die nur aus sicherer Distanz erleben, was in der Welt vor sich geht, erheben ihre Stimmen und werden von denen gekontert, die ein völliges Ende der Privatsphöre und Menschenrechte bevorzugen würden. Nebenbei kommt noch die Erörterung zutage, welche Methoden man anwenden darf oder soll, um Informationen zu beschaffen. Üblich, aber eine zähe Sache. Die Action konzentriert währenddessen auf wenig spektakuläre Szenen, die sich fast wie Morde in einem TV-Krimi lesen. Schnell war also klar, dass es auf einen Showdown kurz vor Schluss hinausläuft, der dann aufräumt - oder aufräumen soll. Denn auch hier hat Vince Flynn schon mehr geboten. Und zu den Protagonisten und Attentätern fällt mir nur ein, dass sich Rapp in der einen Diskussion mit Irene Kennedy aufführt wie ein kleiner trotziger Bub, aber ansonsten der gleiche Rapp wie in den Vorgängerbüchern ist - also mit extrem kurzer Zündschnur. Die Terroristen waren eigentlich ein echtes Ärgernis. Einzig der als geistig nicht ganz auf der Höhe geschilderte Ahmed war für diese Aufgabe geeignet. Hakim war doch nur ein Alibi-Terrorist, der mehr die Ansichten der Amerikaner vertrat als die eigene. Er wurde zu der figur in dem Buch, die zeigen soll, dass selbst die schlimmsten Terroristen ihr eigenes Tun für verfehlt halten. Dafür war Karim dann der blutrünstige Killer ohne Maß, der noch dazu ein haßverblendeter Wüterich ist, der noch dazu als ziemlich dämlich in seinem Handeln dargestellt wird. Es war kaum zu glauben, dass der Blödkopp Anführer einer solchen Operation sein sollte. Ergebnis: der "gute" Muslim ist clever, der böse ein Depp. Nette Botschaft. Nach Flynn-Maßstäben ist das Buch nur gehobenes Mittelmaß, verglichen mit den restlichen Marktüberschwemmern mit ihren verheulten Augen und sanften Kommissaren mit massig Problemen und Besuchen auf der Psychiatercouch immer noch ein Wunderwerk. Also sind die 520 Seiten und die Lebenszeit nicht verschwendet. Bald gibt es auch wieder etwas aus der Ecke der Massenware. Frauchen hat den neuen Grisham endlich durchgelesen und als weitere Lektüre den euen Roman von Dan Brown. Und wenn ich sie schon bezahlen muss, lese ich sie dann auch.                      

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