Dienstag, 15. August 2017

Buchreview "Influenz" B. Little

Bentley Little. Nach einer Silvesterparty scheint nichts mehr so zu sein, wie es einmal war.
Die Einwohner der Stadt Magdalena, Arizona, verändern sich, Kinder verschwinden und seltsame Kreaturen tauchen auf. Doch dies sind nur die ersten Anzeichen eines Showdowns einer finsteren Macht, die die Welt endgültig auslöschen könnte. Nur Ross Lowry, der in das Gästehaus seiner Cousine gezogen ist, scheint die bevorstehende Gefahr zu erkennen.


Ross hat sich nach etlichen Rückschlägen entschlossen, das Angebot seiner Cousine anzunehmen und zu ihr und ihrem Mann Dave nah Magdalena zu ziehen. Sie waren tatsächlich die Enzigen, die ihm helfen wollten und selbst seine Eltern hatten wenig für ihn übrig, als es ihm schlechtging. Und wirklich bitter nehmen sie es auch nicht, dass er wegzieht. Er lebt sich schnell bei den Leuten ein, lernt mit der Zeit die Dorfbewohner kennen, die ihn mehrheitlich nett willkommen heißen. Seien es nun Jackass, der Handwerker für alles oder der heimische Pfarrer. Als unhöflicher Großkotz erweist sich letztendlich Cameron, der größte Rancher der Umgebung. Und irgendwie lebt die kleine Stadt auch von ihm. Mit der Zeit kennt Ross seine aufgaben und als Lita und dave wegfahren, kann er den Laden alleine schmeißen. Was er nicht ahnt, ist der Umstand, dass ihm dabei etwas Unheimliches in die Quere kommen wird. Menschen verändern sich, werden aggressiv und geben unglaublich derbe Texte von sich, die man nie von ihnen erwartet hätte, Arbeiter verschwinden von den Ranches der Umgebung, was zwar bei Cameron Holt kein Wunder ist, da er seine Arbeiter, illegal eingewanderte Mexikaner, wie Sklaven behandelt und würde sich als Rassist bei einer KKK-Wahl wohl einstimmtig als Grand Wizard durchsetzen. Immer mehr seltsame Vorfälle verändern das Leben auf den Ranches und den Farmen sowie in der Stadt. Da werden tote und im Kreis hingelegte Kühe gefunden, da werden Hühner richtig angriffslustig und organisiert, da Pfeifen plötzlich Hunde. Und das Schicksal der Menschen wendet sich.

Ross wird von Bentley Little sofort zum Liebling des Lesers auserkoren. Ein derart netter Kerl, der von seiner Familie übelst behandelt wird. Da ihm nach längerer Arbeitslosigkeit die Pleite droht und niemand aus der Sippschaft ihm helfen will, steht er nahe der Privatinsolvenz als ein Angebot seiner entfernten Cousine kommt, das er dann auch notgedrungen annimmt. Es heißt zwar immer, man kann sich die Familie nicht aussuchen, aber das ist so nicht ganz richtig, denn man kann es tun, das eigentliche Problem ist nur die egoistische Verwandtschaft, die glaubt Ansprüche stellen zu können, die ihnen nicht zustehen, sich aber ruckzuck verziehen, wenn man selbst mal in der Bredouille ist oder sie versuchen davon zu profitieren. Hat vermutlich jeder von uns schon mal irgendwie erlebt. Als Gegenentwurf zum freundlichen und netten Ross serviert der Autor dann den Großrancher Cameron Holt. Drecksack allerfeinster Güte und das lässt er seine Umgebung auch spüren. Es ist wie in einem der schon oft gesehen Western oder Kleinstadtthrillern. Da ist einer, der das Geld und das Land sowie die Geschäfte hat und die Stadt und die Bevölkerung im Umland sind von ihm abhängig, da nur er für stetigen Strom an Einkommen und Warenlieferungen sorgen kann. An ihm wird dann auch das Thema der illegalen Einwanderer mit dem des Rassismus verknüpft. Da werden die Mexikaner mehr zum Dienst gepresst denn für ihre Arbeit gut bezahlt. Dafür dürfen sie sich dann anhören, dass sie nur nutzlose Bohnenfresser sind. Solche Leute würden sich umgucken, wenn in ihren Haushalten oder Firmen usw. plötzlich alle Einwanderer - legal oder über die Grenze geschlüpft - von heute auf morgen verschwinden würden. Selbst arbeiten sind die verwöhnten Typen dann ja nicht gewohnt und sie könnten nicht mal alleine den Kühlschrank aufmachen, geschweige denn den Rasen mähen oder ähnliche Tätigkeiten, die ihre Intelligenz überfordern würden. So drastisch der Autor das hier manchmal schildert, so nahe an der Wahrheit könnte es doch sein. In anderen Punkten eifert er dann wieder seinem Meister nach und baut auch einige "Salutations" für ihn ein, die ein Stephen King-Fan sicher sofort erkennt und wohl auch noch einige andere, die mir nicht auffielen. Jedenfalls versteht es Bentley Little wie schon bei früheren Romanen nach und nach zu der zuerst ruhigen Atmopshäre erst leichten Grusel mit gewissen Geheimnissen und somit Spannung aufzubauen, die sich dann immer weiter steigert, je kreativer seine Ideen der Veränderung werden. Manches ist dann irgendwie "putzig", während der Rest dann doch schon als Gemüt geht. AproposGemüt: etwas Emotion, ein paar verdrückte Tränchen und natürlich Sex muss/müssen sein, um auch nur keinen Gedanken an eine Durststrecke aufkommen zu lassen. Gelungen. Der Stil ist ja recht flüssig und leicht, sodass man immer gespannter der Handlung folgt, die tatsächlich kaum Ausfälle hat, wobei der Schluss dann etwas abflacht, weil er einfach zu schnell eingleitet wird und zum Punkt kommt. Da hätte ein etwas ausgiebigerer Showdown wohl mehr gebracht. Andererseits muss man bei Bentley Little gerade mit so einer abrupten Aktion rechnen. Wenn man das also weiß, einem die vorherigen seiner Bücher gut gefallen haben, dann steht einem Erwerb eigentlich nichts im Wege. Flott und unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall mit seinen 400 Seiten.

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