Montag, 7. August 2017

Buchreview "Falsche Wahrheit" D. Baldacci

David Baldacci. Will Robie ist der professionellste und beste Auftragskiller der US-Regierung. Er infiltriert die feindseligsten Länder, überwindet die fortschrittlichsten Sicherheitsmaßnahmen und beseitigt Bedrohungen, ehe sie Amerika überhaupt erreichen. Doch dann, urplötzlich, versagt Robie bei einem Einsatz in Übersee kläglich. Ohne seine tödlichen Fähigkeiten ist Robie ein Mann ohne Mission und Lebensinhalt. Um wiederzubekommen, was er verloren hat, muss Robie sich seiner Vergangenheit stellen - und einer Wahrheit, die er zwanzig Jahre lang zu vergessen versuchte.

Robie im Einsatz. Einmal mehr soll er einen Mann erledigen, der gegen die Interessen der USA handelt. Wie gewohnt fliegt er solo. Und wie gewohnt trifft er sein Ziel auch so, wie es ausgerechnet war. Das Objekt ist tot. Was ihn aber trotz aller Professionalität schockiert, ist der Tod eines vierjährigen Mädchens, das hinter dem Mann stand und von der Kugel, die das Ziel durchschlagen hat, auch getötet wurde. Bei der Nachbesprechung gibt er sich cool und meint, er könne seine Aufgaben weiter problemlos erledigen. Dennoch bekommt er für das nächste Mordopfer für sein Fadenkreuz einen Spotter mit. Und prompt kann Robie, der Superkiller, nicht abdrücken. Als dann ein Schuss den Typen doch fällt, weiß er, dass seine Bosse ihm nicht mehr vertrauen. Neben dem Spotter war auch noch ein zweites Teamim Spiel. Er wird suspendiert und soll seine Angelegenheiten ins Reine bringen. Da passt es gut, dass sein alter Dad gerade in seinem Heimatort in Mississippi als Mörder verhaftet wurde. Also ab nach Hause in ein Kaff mit rund 2000 Einwohnern, das langsam vor die Hunde geht, weil Arbeitsplätze fehlen und alter Mief wie Rassismus immer noch das Tagesgeschehen beherrscht. Und was er dann erleben muss, wirft ihn beinahe noch mehr aus der Bahn. Dass sein Vater nicht mit ihm reden will, ist normal nach deren Auseinandersetzungen, bevor Robie einfach verschwand. Doch dass er eine Stiefmutter und einen Stiefbruder hat, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Dass aus ehemals armen Schluckern Besitzer von Herrenhäusern wurden ebenso. Und sein Vater hat durch einige gewonnene Prozesse gegen Frackingunternehmen vielen die Arbeitslätze genommen. Das nimmt man ihm übel, da solche Firmen dann einfach weiterziehen und sich einen Dreck um das Land und die Leute scheren, wenn sie illegalen Aktivitäten erwischt und verurteilt werden. Irgendwann kommt dann auch noch das FBI hinzu und die Heimkehr, die eigentlich eine Aufarbeitung seiner Vergangenheit werden sollte, wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer.  

Lassen wir einmal außen vor, dass es in jedem dieser Bücher um Robie anscheinend patriotisch opportun ist, einen Mörder in den Mittelpunkt zu stellen, der einfach nur Personen beseitigt, die den USA und deren Politikern unangenehm sind. Seien es Staatenlenker oder Zivilisten, Führer anderer Ideologien oder einfach nur Wirtschaftsbosse, die den US-Firmen zu sehr Konkurrenz im kapitalistischen Spiel machen. Und irgendwie auffällig, dass sich niemand wirklich über diese Praktiken aufzuregen scheint. Robie ist also mit seiner Lieblingsbeschäftigung zugange, als ihm ein Fehler passiert. Fein - suspendiert ihn. Kann er mal heimfahren zu Papa. EINEN guten Grund hat er ja: Daddy sitzt wegen Mord im Knast. Dass der abgebrühte Killer jetzt plötzlich wegen emotionalen Problemen nach Hause muss, ist für mich eher unglaubwürdig, an den Haaren herbeigezogen. Und ab diesem Zeitpunkt ist Robie fehl am Platze, er wird immer mehr zum Jack Reacher oder einer ähnlichen Figur. Lässt man den Familienbezug weg, kommt da einer in die Stadt bzw. das Redneck-Kaff, ist unerwünscht, mischt sich ein, um zuhelfen und muss kräftig austeilen. Ja, er agiert sogar wie ein Reacher. Da werden einige Dorfdeppen mit Fäusten zerlegt, aber als es später ums eigene Leben geht, kann er wie Reacher auch kurzen Prozess machen, ohne dabei Reue zu empfinden. Die Story wird verzwickt und hat einige Wendungen und falsche Fährten zu bieten. Viel Südstaatenatmosphäre inklusive dem alten Mief, Louisiana-Moos, Herrenhäusern aus der Zeit der Baumwollpflanzungen, Kleinstadtintrigen, Korruption, Karrieresucht, Trotteln, Killern, Inzest und Tipsy sluts en masse. Es dauert, bis man endlich einer Lösung auf die Fährte kommt, es gibt Rätsel und Action und vielleicht einige Themen zuviel, rasante Sequenzen und mysteriöse Hintergründe, Ermittlungen und Verfolgungsjagden, giftige Schlangen (auch der  menschlichen Sorte) und hungrige Alligatoren und als Sahnehäubchen die dazugehörigen Klischees. Dennoch ist es ein bis dato endlich wieder gelungener Roman von David Baldacci - wäre da nicht das Ende. Das ist seltsam bis schlicht doof. Passt nicht, ist zu leicht. Als wollte er seinen Wirrwarr endlich und simpel auflösen. 480 Seiten, von denen 460 recht gut sind.

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