Freitag, 25. August 2017

Buchreview "Der große Zoo von China" M. Reilly

Matthew Reilly. Die Reptilien-Expertin CJ Cameron wird nach China eingeladen. Sie soll den größten Zoo, der jemals gebaut wurde, begutachten. Und sie darf sie mit eigenen Augen sehen: gewaltige, Feuer speiende Drachen. Es gibt diese Fabelwesen wirklich. Die Gastgeber versichern, dass sie vollkommen sicher ist und nichts schiefgehen kann.

Schon im Prolog wird der erste Mensch von einem Drachen bei lebendigem Leib (also beide sind da noch lebendig) verspeist, danach - etwas vier Wochen später - kommt CJ Cameron mit ihrem Bruder Hamish in China an, wo sie sich als weltweit anerkannte Expertin für Herpetologin auf Einladung eine riesige Errungenschaft der Chinesen ansehen soll. Die machen erst einmal ein großes Geheimnis und viel Trara um die Sache. Weitere Gäster treffen ein, darunter auch der US-Botschafter in China und sein "Referent" Johnson. Natürlich dürfen auch einige Pressefritzen amerikansicher Herkunft und Prägung nicht fehlen. Als alle beieinander sind, geht die Fahrt los und sie erreichen ein Tal mit überwältigender Aussicht, die noch überwältigender wird, als zu einem Vortrag über dieses Idyll, das China hier aus dem Boden gestampft hat, Drachen aus dem Himmel über ihnen gerufen werden. DRACHEN!!! Unglaublich. Der Vize-Direktor des Zoos weiht die Gäste mithilfe einer Assistentin in die Geschichte des Fundes der Dracheneier und den Bau des Zoos ein. Um zu zeigen, wie sicher hier alles ist und wie die Tiere gehorchen, gibt es eine Demonstration und für gelungene Darbietungen der Drachen Ratten als Häppchen - für die Drachen natürlich. Alles wunderbar, blauer Himmel, Sonnenschein und DRACHEN. Ein Wunder. Die Reise geht in einer Seilbahngondel weiter und man kann unten auf den befestigten Straßen sogar LKWs sehen, die Material anliefern. Man ist abgelenkt, man hält die Drachen für brave Tiere - und wird dann überrascht. Sie greifen die Gondel an, die netten Drachen. Und ab jetzt geht es für die Menschen im Zoo und den dazugehörigen Gebäuden nur noch ums Überleben. Die Drachen, verschiedene Gattungen, sind lernfähig und beweisen es auch ziemlich schnell. Sie umgehen Sicherheitsmaßnahmen, wissen sich gegen die bewaffneten Wächter durchzusetzen und als die Armee eingreift, haben die Kampfhelis keine Chance. CJ und ihre Mitstreiter müssen sich also etwas einfallen lassen, um die Viecher zu überlisten, die entgegen der Versprechen ihrer Gastgeber DOCH Feuer speihen können. 

Gleich vorweg - ich bin hier schon ordentlich voreingenommen. Einmal, weil ich ein Fan von den Büchern des Matthew Reilly bin und es mich tierisch freut, dass seine lange Zeit verschmähten Bücher endlich wieder ins Deutsche übersetzt verlegt werden. Und zum Zweiten, weil es hier der FESTA-Verlag ist, der vor einigen Jahren von der vorherrschenden Konkurrenz der Großverlage eher als Nischenverlag und keine große "Gefahr" eingeschätzt wurde. Doch Inge und Frank Festa haben es geschafft, ihr Program kontinuierlich auszubauen, verschiedene Genres zu bedienen (wobei sie auch bewiesen haben, dass Action eben doch sein Publikum findet) und auch ein immenses Potenzial an Fans und Lesern hinter sich zu bringen. Und auf einmal konnten sie einen australischen Autoren-Star wie Matthew Reilly für ihren Verlag verpflichten (neben anderen Krachern des Action-Genres, das sie neben Horror, Thriller und Extrem-Horror im vielfältigen Programm haben). Ein Beweis, wie weit man es mit guten Ideen, Leidenschaft für gute Bücher und einem publikumsnahen Verhalten bringen kann. Und da sie mit vielen Publikationen meine Lieblingsgenres bedienen ein DANKE an die Verleger (Andere - die Marktbeherrscher - haben diese ja fallen lassen und nun sind die kleineren Verlage eingesprungen, wie man auch an "Black flagged Alpha" beim Luzifer-Verlag sehen konnte). 

Komme ich jetzt einmal zur Einleitung des Buches. Da wird ein Kapitel aus einem amerikanischen Werk ("China gegen den Rest der Welt" von Adam Fischer) erwähnt, das den Drang Chinas zur Weltmacht beschreibt und zugleich einen Mangel erwähnt - keine Kultur. China habe grade mal die Große Mauer und sonst nichts zu bieten, während die USA mit Disneyland und Coca-Cola protzen kann. Groß zu Amerika und Kultur will ich jetzt nicht eingehen, aber das in dem Kapitel genannte Zeugs ist nur Kommerz und nichts weiter, die Kultur, die Amerika mal hatte, wurde mit den Indianern vernichtet, weil sie dem "Fortschritt" im Weg war. Und was China angeht: über die Seidenstraße kamen massenweise von chinesischen Errungenschaften und Kultur gen Westen und wenn die Chinesen nicht wären, würden sich die USA noch heute mit Wandmalerei beschäftigen, heute nennen die ihre Sprachverstümmelung übrigens Twitter und entwickeln sich wieder zurück, während China, neben Japan der größte Gläubiger der USA, sich in die US-Kultur einkauft. Hollywood wurde ja auch erwähnt und nun hat Chiina sich Legendary Pictures gekauft, um die chinesische Lebensart nach Amerika zu transportieren, Regisseur Renny Harlin hat sein wirken ganz nach China verlegt und der chinesische Film "Wolf warrior 2", der nicht mehr Propaganda bietet als es aus den USA-Hollywood-Märchen in Unmengen kommt, einen Kracher produziert, der mittlerweile bei rund 800 Millionen Dollar Einspiel steht (Okay, vorwiegend in der Heimat erzielt), wo schon die ersten US-Stimmen aufftauchen, die hier Mauschelei bei der Ergebnisermittlung unterstellen. Statistiken "bearbeiten" gibt es auch andernorts wie bei den Schönrechnungen der Arbeitslosenzahlen in einem westeuropäischen Staat zu sehen. Aber den asiatischen Markt abzugrasen, um mehr Penunzen einzufahren, haben die US-Bosse ja schon vor Jahren gelernt und so werden immer wieder in Hollywood-Blockbustern chinesische Darsteller eingebaut, um auch dort Erfolge zu haben und so mancher Film wurde nur in Asien vor einem Flop als Box Office Bomb bewahrt. Also das mit der Kultur in dem Werk von 2013 war dann wohl doch eher ein schlechter Witz.

Und nun endlich zum Buch. Action mit Drachen, da werden sich die allwissenden Literaten sicher wieder die Mäuler zerreißen, bevor sie sich hinsetzen und begeistert "Game of Thrones" wegen des dortigen Realismus schauen. Wenn man in den letzten rund zwanzig Jahren mal etwas von Matthew Reilly gehört oder gelesen hat, sollte einem bewusst sein, was den Leser erwartet. Knapp skizzierte Charaktere in einem gewaltigen Strudel wahnwitziger Action. Dass hier die ersten rund 120 Seiten einen Bezug zu "Jurassic Park" haben, hat der Autor ja selbst eingeräumt, ist dies doch sein Alltime-Favorit. Aber nachdem man das Drumherum und die wesentlichen Personen kennengelernt hat, schreibt er ein Buch, wie es sein Lieblungsbuch hätte sein sollen. Da heißt es Feuer frei (wörtlich zu nehmen) und voll auf die Fresse, keine Pausen, Cliffhanger ohne Ende und mutige Helden gegen fiese Mächte und blindwütige Drachen (wer sich etwas Anspruch im Buch wünscht, kann die Drachen dann eben als Freiheitskämpfer sehen). Ich gebe es zu, dass man manches halt schon kennt, dass die Figur der CJ mit ihrem vernarbten Gesicht ein bisschen an Shane Schofield erinnert und sie hier nun echt als eierlegende Wollmilchsau und Alleskönnerin rüberkommt, die kämpfen kann wie kein Anderer, während ihr Bruder Hamish der Sidekick für Jokes und einfach nur ein frohgemuter Hallodri ist, der aber in feindlichem Terrain zu überleben weiß. Ansonsten sind die Chinesen böse (bis auf ein paar Alibi-Nette) und die Rundaugen gut. Klare Rollenverteilung. Auch bei den Drachen mit den bösen Rotbäuchen und den Gelben um Lucky. Der Part um Lucky ist meines Erachtens zwar etwas zu sehr an den Haaren beigezogen, aber da zumindest ich viel zu lange auf einen neuen Reilly warten musste, überseh ich das einfach mal zugunsten der rasanten, fetzigen und auch recht blutigen Achterbahnfahrt durch den großen chinesischen Zoo. Atemlose Highspeed-Unterhaltung, die mich nur so durch die Seiten gehetzt hat und Drachenfeuer (Dragonfire) und (and) Drachenkämpfe (Dragonfights) zu DRAGONRAGE mixte und Hoffnung auf mehr aus dem Hause Reilly macht. Mit "Das Turnier" ist ja ein weiteres Buch aus seiner Feder schon angekündigt und ich hoffe, dass dann auch das neue Werk um Jack West jr. zu deutschen Ehren kommt. Also wer den Stil und die Krawallaction in der Temposchreibe von Matthew Reilly bisher mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen, er wird dann bestens bedient. Und bei Festa gibt es soviele Exemplare davon, dass der Verlag sie sogar verkauft. Also zugegriffen, die 465 Seiten haben es in sich.

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