Samstag, 5. August 2017

Buchreview "Corruption" D. Winslow

Don Winslow. Denny Malone, Detective des NYPD, und seine Elitetruppe tun alles, um in den Straßen von Manhattan für Ordnung zu sorgen, auch wenn das bedeutet, sich über das Gesetz hinwegzusetzen. Beim größten Einsatz gegen den Heroinhandel in der Geschichte New Yorks aber behalten sie mehrere millionen Dollar und Drogen für sich. Warum auchnicht? Immerhin bestehlen sie damit nur die bösen Jungs. doch dann gerät Malone zwischen die Fronten und steht vor der quälenden Aufgabe, sich zwischen dem Gesetz, seiner Familie und der Frau, die er liebt, zu entscheiden.

Der große Coup wird schon im Prolog durchgeführt und einer der Cops wird dabei getötet. Ein halbes Jahr vergeht und Malone und seine Truppe sind immer noch im Dienst, keiner ahnt etwas davon, was sie getan haben. Sie gehen weiter dem nach, was sie sich in Laufe der Jahre aufgebaut haben. Da werden Informanten gezielt eingesetzt und auch bezahlt, während m n andererseits an allen miesen Geschäften mitverdient. Zudem ist man auch immer wieder Geldbote, wenn gewisse Beträge an die Honoratioren der Stadt übergeben werden sollen. Doch mit dem großen Coup haben sie es übertrieben. Auch die Gangster sind gut vernetzt und haben ihre Verbindungen. Und der erste Fehler kann alles zum Einsturz bringen. Und diesen Fehler begeht bald einer aus der Truppe und dann geht es nur noch darum, heil aus der ganzen Sache rauszukommen.

Da wird das Buch als akribisch recherchiert beschrieben, ein wundervolles Epos und der beste Kriminalroman, den es je gab. Etwas defätistisch sag ich mal, dass man auch bei "The shield", "Serpico" und den Werken von James Ellroy hätte recherchieren können. Denn genau das ist das Problem, das ich mit dem neuesten Werk von Don Winslow habe. Für mich ist es fast nur "The shield" in Buchform. Malone könnte auch Mackie heißen. Er regiert in seinem Viertel mit Härte aber auch Menschlichkeit. Und irgendwann will jemand groß absahnen. Sie halten zusammen, müssen sich den Intriganten aus den oberen Rängen erwehren und mit ihren Gangstern zurechtkommen,damit die nicht über die Stränge schlagen. Das Buch beginnt ja fast wie "The shield" - einer der Truppe stirbt, ein neuer Mann kommt dazu. Der einzige Unterschied ist, wer den Kerl tötet. Der Ablauf ist so bekannt, dass sich kaum Spannung breitmachen kann. Stilistisch ein typischer Don Winslow und auf jeden Fall besser als seine Werke "Germany" und "New York" oder sein Auftragswerk "Satori". Doch auch die Vergleiche mit James Ellroy kommen schnell auf, wenn den Schlipsträgern die Masken vom Gesicht gerissen werden. Seinen Part Sozialkritik steckt er in die fragwürdige Form der üblen political correctness, wenn es denn plötzlich heißt "Black live matters!" Soweit sind sie also schon und wenden ihre political correctness dem neuen Rassismus zu. Oder wo bleiben da weiß, braun, oder gelb? Die zählen jetzt nicht mehr? Schaut aus wie hier, da sind die wohlmeinenden Sozialaktivisten auf dem gleichen Weg. Wer nicht ihre Meinungen teilt, muss weg oder dessen Leben zählt nicht mehr. Die Organe, die das Gesetz verteidigen sollen, sind angehalten, dem Treiben der ach so armen Menschen tatenlos zuzusehen, da sie eh nicht die Kapazitäten haben, alle zu erwischen. Nun will aber nicht jeder Polizist Handlanger der Planer irgendwelcher ahnungsfreier Politiker und deren Handlanger sein - und so schlagen sie über die Stränge, werden erst recht zu Rassisten und schon sind wir da, wo für die Beamten Black live doesn't matter zum Wahlspruch wird. Da werden wehrlose und unbewaffnete Menschen erschossen, die nichts getan haben und die mörder hiinterher nch freigesprochen. Daraus entstehen dann die Rassenkrawalle. Versprechungen werden nur der einen Seite gemacht und alles beginnt wieder von vorne. Und was die Korruption angeht, die kann man an allen Ecken bewundern. Früher wurden diese Zahlungspraktiken immer sogenannten Dritte-Welt-Ländern zugeschustert. Tja, dann sind die sogenannten Industrienationen mit ihren Rechten und Gesetzen, ihren pseudomenschlichen Aktionen mittlerweile längst zur vierten Welt verkommen. Da wird geschmiert und gelogen, betrogen und nicht bestraft. Man denke mal an Pipelines von hier nach da, die während Amtszeiten eingefädelt wurden. Man nehme Kartelle, die aufgedeckt wurden oder Skandale, die schlimmstenfalls einen Klaps auf die Finger zur Folge hatten oder Kostenfallen, die nur auf die Verbraucher abgedrückt werden, während die Industrie und die Bosse davonkommen oder Gierbanker, die gerettet werden und danach ihre eigentlichen retter, die Steuerzahler, deren Geld sie verbrannten, auch noch auf anderen Wegen legal extra abzocken. Strafen für die Gauner - minimal bis keine. Man schaue sich doch gewisse Wahlfinanzierungen an, den Lobbyismus und so weiter. Überall geht es um Gefälligkeiten auf höheren Ebenen. 

"Corruption" ist ein typischer Winslow und eigentlich nicht verkehrt. Ein guter Thriller, doch er hat schon bessere geschrieben. Sei es nun "Frankie Machine" oder "Bobby Z" und natürlich seine Surferromane wie "Pacific Private" und natürlich "Tage der Toten". Wer die von mir genannten Referenzserien, -bücher oder - serien nicht kennt, kommt wohl voll auf seine Kosten. Die Handlung ist durchaus hart und brutal, der Ton rau, das Milieu schmutzig, die Atmosphäre dicht und die Begebenheiten durchaus recht realitätsnah, hin und wieder wird die Handlung sogar durch etliche schmutzige Details des wahren Lebens noch übertroffen. Das ist packend und nicht wirklich politisch korrekt und hält dann für jene Leser, die ohne "Vorkenntnis" an das Buch herangehen rasante Action und Spannung mit eingier Gesellschaftskrritik bereit. 540 Seiten.

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