Sonntag, 30. Juli 2017

Buchreview "Krieg der Maschinien" C. Golden

Christopher Golden. Weltweit bricht die Wirtschaft zusammen, Umweltkatastrophen erschüttern die Erde, Krieg droht jeden Moment auszubrechen. Daher hat das Militär eine neue Einheit von Elitesoldaten rekrutiert, die für Frieden sorgen sollen. Der Geist dieser tapferen Soldaten wird mit einem Roboter verbunden und ist somit Teil der Maschine. Einer von diesen Soldaten ist Danny Kelso. Während seiner Schicht kappt ein Terroranschlag weltweit die Stromversorgung. Für die Elitesoldaten beginnt ein Rennen gegen die Zeit, um nicht nur sich selbst, sondern die Zivilisation vor dem Untergang zu retten. Doch Dannys Roboter bleibt aktiv - und sein Geist in der Maschine gefangen.

Danny Kelso gehört zu jenen Soldaten, die sich für die Tin Men gemeldet haben. Der Körper bleibt in einem Hump, dem unterirdischen Hauptquartier in Wiesbaden, Deutschland, in einer Aufbewahrungsbox mit allen nötigen Funktionen zurück, während sein Geist an einen Roboterkrieger übertragen wurde, der nun die amerikanischen Kriege auskämpft. Sie sind nahezu unbezwingbar und auf diese Weise hat die USA verhindert, dass die Leichen junger Soldaten in die Heimat zurückgeführt werden müssen. Nutzen ist dabei, dass die Bevölkerung, die sich eh nicht für die Leben anderer Menschen außer denen von Amerikanern interessieren, jetzt so ziemlich jedem Einsatz zustimmt, der ja angeblich so nötig ist. Und nachdem Umweltkatastrophen, Anarchisten, Terroristen, Wirtschaftsterroristen und sonstige Unbillen, die Welt fast zugrunde gerichtet haben, bleibt dann nur die USA, die die Ordnung aufrecht erhält und Frieden mit Gewalt herbeiführt, was natürlich auch für ihre Form der Demokratie gilt. Nun ist Danny in Syrien im Einsatz und muss mit seinen Kollegen feststellen, dass der Feind eine Waffe gefunden hat, die auch Tin Men erledigen kann. Dazu mal weltweit noch die Stromversorgung gekappt und sie haben auch keine Verbindung mehr zur Heimat. Und schon werden die ersten Robot-Soldaten für immer erledigt. Etwas zur gleichen Zeit findet in Athen, Griechenland, ein G 20-Gipfel statt. Der wird in Kombination mit den Ereignissen in Syrien derart attackiert, dass man an die Ereignisse in Hamburg denkt und läuft auch im ähnlichen Muster ab. Die angeblich nur eine gerechte und friedliche Welt wollen, vermummen sich und wenden brutale Gewalt an oder nutzen Methoden, die so faschistisch sind, wie man sie sonst nur von rechten Lagern kennt und verachtet. In Athen wollen sie mit Waffengewalt die führenden Köpfe der Nationen eliminieren. Hauptaugenmerk dabei auf den US-Landesvater und den russischen "Bärenbändiger" gelegt. Auch hier sorgen einige Tin Men für Schutz und auch hier müssen sie feststellen, dass sie verwundbar sind. Nun sind zwei Gruppen der Tin Men mit ihren Schützlingen auf der Flucht, die sich dann zu einem letzten Kampf vereinigen.

Es ist ja bekannt, dass ich auf diesen America First-Krawall durchaus stehe, aber dennoch irgendwo eine Grenze ziehe, wenn dieser Nationalismus - Wieso gehen unsere "Helden des Guten" denn nicht mal da rüber und treten dort gegen den Nationalismus an? Zu feige? - zu sehr überzogen wird (Mal wieder Patrick Robinson als Beispiel genannt). Hier hat der Autor nur bis Seite 12 (Text beginnt eh erst bei Seite 9) gebraucht, um mich zu vergrätzen. Hier wird nämlich gemeint, dass die einzige Regierung auf der Welt, die bereit war, sich in diese vielen Konflikte einzumischen, um auf diesem chaotischen Globus für Ordnung zu sorgen, die der Vereinigten Staaten von Amerika war. Sie mussten einen ganzen Planeten überwachen und den Frieden unter Einsatz von Gewalt erhalten. Und dafür hassten alle sie. Da seh ich Dutzende US-Flaggen wehen und bittere Tränen des Selbstmitleids fließen. Würg. Auf Seite 18 wird dann schon klar, welches Pärchen die folgenden Auseinandersetzungen überstehen wird und auf Happy End spielt. Athen erinnert dann schwer an Hamburg, wird aber mit einigen Terroristen angereichert. Und der skrupelloseste Gegner und Syrien heißt Khan und will nur Rache. Und als die Soldaten dann realisieren, dass ihr Geist nach dem Stromausfall in den Robotern gefangen ist, fällt der Satz: "Geistlos in Deutschland". Wie wahr - nicht nur auf den Roman bezogen. Was jetzt den Teil der Zusammenfassung angeht, der hier von Wirtschaft und Katastrophen sabbelt, ist der wie bei "Der Effekt" von John Birmingham nur der Aufhänger für die folgende Action in Stile Amerika allein gegen alle. Und so beginnt der Part, der dann auch wirklich taugt. Man bekommt einige Charaktere (oberflächlich) näher gebracht, aber sie sind doch recht klar unterteilt, Pseudowendungen funktionieren nicht. Dafür dann aber die Action, die sich auch über den größten Teil der 510 Seiten zieht, da man ja jegliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Menschen beiseite geschoben hat. Und somit wird klar, dass man hier auch kaum noch von SciFi reden kann. Abgesehen von den Soldaten in ihren Robotern ist "Krieg der Maschinen" ein reiner Actionritt quer durch Sandland und Europa, in dem es aber auch so richtig kracht. Ständige Attacken, immer neue Hinterhalte und Soldaten, die irgendwann Probleme damit bekommen, dass ihr ach so netter Arbeitgeber sie mehrfach belogen hat, aber dafür umso härter kämpfen. Dann haben wir noch einen kleinen "24"-Happen drin, denn in jedem Hauptquartier muss sich auch ein Verräter eingquartiert haben, sonst wäre es ja völlig sicher und würde keine Spannung aufbringen. Ein paar familiäre Sprenkel eingebracht und fertig ist ein Roman, der als reiner Actioner mit dem totalen Amerikanismus und ihrem Wunschdenken der Weltherrschaft punkten will - und damit verliert, sie wirken nur unsympathischer deswegen. Lasst es mal den Kanadier Tim Hicks sagen: "We got stronger beer, sucker."
Statt auch gewisse Themen anzugehen wie "kein TV, kein Kino, kein Internet, kein gespeichertes wissen mehr" wird nur noch auf  das Hohelied für Amerika gesetzt. Dann sollte man auch darauf verzichten, diese Themen anzudeuten. Wirkt im Endeffekt kontraproduktiv. Lässt man sich bei Birmingham und Golden nur auf die Action ein, ist es rasante, simpel erzählte Unterhaltung, die mit den typischen Feindbildern versetzt ist und literarische Weihen sicher bestenfalls von weitem erkennen lässt, aber ein Adrenalispektakel mit packendem Thrill an den Leser bringt. Birmingham hat mir aber besser gefallen.

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