Mittwoch, 29. März 2017

Buchreview "Die Nachkommen" E. Williams

Erik Williams. Für Frank Baldwin scheint der Job nur allzu perfekt. Ab nach Mexiko, die vermisste Pop-Prinzessin, Melony Van Kyle, ausfindig machen, sie zurück zu ihrem Vater bringen und die 100.000 USD abkassieren. Frank kennt die zwielichtige und gefährliche Unterwelt von Tijuana, somit scheint das kein Problem darzustellen, doch als sich eine Verbindung mit der Vermissten und dem Tod anbetenden Santa-Muerte-Kult herstellen lässt, würde er den Job am liebsten hinschmeißen.

Frank Baldwin wird vom Vater eines Teenie-Stars aufgesucht, dessen Geldquelle verschwunden ist. Der Mann hatte gute Jobs, war Soldat und hat sich dann ganz der Karriere seiner Tochter gewidmet und war dabei nicht einmal einer dieser Daddys, die ihre Kids das Geld verdienen lassen, um es dann wild zu verschwenden. Klar, hat er auch von ihrem Geld gelebt, aber einigermaßen zurückhaltend. Doch auch Villa, Security, Anwälte und all das Kosten Geld. Und da die "goldene Gans" nun schon seit längerer Zeit abgängig ist, leeren sich auch die Konten. Bald merkt Frank, dass er wohl die letzte Chance des Vaters ist. Dass es über die Grenze nach Mexiko, genauer nach Tijuana und Umgebung geht, macht den Fall für Baldwin auch nicht sympathischer. Was er dann aber im Nachbarland erleben muss, hat er trotz alles Skepsis so nicht erwartet. Neben seinen plötzlich vermehrt auftretenden feurigen Albträumen, treten ihm noch Killer in den Weg ein Todeskult zieht ihn in seine finsteren Abgründe. 

Das Cover des Buches erscheint auf den ersten Blick schlicht und bedeutungslos, erzielt aber bei genauerem Hinsehen eine Wirkung, die die Phantasie des Lesers anregt (hier vermute ich dann als Künstler selbstverständlich wieder den Michael). Zusammen mit dem Klappentext erscheint es wie ein Ticket für eine Reise in eine gar dunkle und geheimnisvolle Welt. Und in die rutscht dann der Detektiv. Vor gar nicht langer Zeit hat mal ein Filmfreund "Ich, der Richter" mit einer Meinungsäußerung bedacht. Sexistisch und rückständig waren zwar nicht seine direkten Worte, aber die Richtung passt schon und ist hier nicht fehl am Platze. Baldwin ist ein Charmeur im Grobiangewand, schluckt gerne einige mehr als guttut, haut ne feine Kelle und schafft es manchmal sogar grinsend die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Fakten zu ziehen (ist halt keiner der politisch korrekten Sorte). Mit den späteren sinistren Kreisen, die ihn fast schon umzingeln, hat er mit seinem doch eher schlichten Privat Eye-Gemüt dann aber doch etwas mehr zu kämpfen als ihm zuvor dünkte. Und Frank hat auch noch sein eigenes Päckchen zu tragen. Frau und Kind wurden ermordet und das lässt ihn nicht nur genug Alkohol oder Fusel schlürfen, um zu vergessen. Die Suche nach Melony ist für ihn wie eine Suche nach dem eigenen Kind, der eigenen Tochter. Eine Art Selbsttherapie. Da wirkt er manchmal traurig und melancholisch. Was ihn aber nicht daran hindert, hin und wieder einiges an trockenem Humor abzusondern. Der eine oder andere Schmunzler stellt sich trotz aller ernsthaften Züge ein. Was anfangs auch noch wie ein normaler Thriller startet, entwickelt sich dann mit der Zeit zum Höllentrip für Körper und Geist in Mexiko. Gut, da werden einige Klischees bedient, aber das macht sich nicht negativ bemerkbar. Erwartungsgemäß wird seine Reise in die Finsternis mit blutigen Kulten, ein oder zwei Prisen Erotik und/oder schnellem Sex, Blutvergießen und vielen Rätseln garniert. Auch Wendungen in der Story stellen sich ein, die man nicht unbedingt erwartet hatte. Vielleicht nicht so furios und filigran, wie viele es möglicherweise gerne haben würden, aber in einem gelungenen Mix düster, grausam, mysteriös, spooky und fesselnd, mit einer Atmosphäre von schwülen mexikanischen Nächten kurz vor einem reinigenden Gewitter und schmuddeligen Bars mit ominösen Protagonisten, die die Vorstellungskraft des Lesers ausreizen. So steuert die Geschichte dann auf ein Finale zu, das durch die unheimliche mexikanische Unterwelt pflügt, dem Leser mit dem zwar gemächlichen, aber spannenden Handlungsaufbau eine Lektüre liefert, die nicht rein auf Action und Erotik setzt, sondern eine feine Geschichte erzählt, die so in letzter Zeit nicht oft in meinem Briefkasten landete. Und bevor jemand fragt: Unser Briefträger ist tatsächlich fähig genug, die Büchersendungen auch NICHT NEBEN den Briefkasten zu werfen. Ein Hipphipphurra dafür.😀

4 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Ich darf revidieren ... das Cover ist nicht von mir. Bei Voodoo ist man leider nicht länger mit meiner Qualität zufrieden.

Anonym hat gesagt…

Wo steht denn da, dass das von dir sein soll? Es war halt ein Michael. Selbstverständlich musste ich Arsch die Chance nutzen, um dich aus der Reserve zu locken.

Soso, also keine Arbeiten mehr für Voodoo-Press. Dann machst du halt im Nebenjob Film-Cover.

Meine Meinung über deine Cover bleibt dennoch wie gewohnt. Selbst wenn du mal den schwierigen Test wagen solltest, ein Cover bei vollem Bewusstsein zu erstellen.

Gruß
Harry

Michael hat gesagt…

Ich sehe die Worte, verstehe aber ihren Inhalt nicht. Was bitte ist "volles Bewusstsein?"

Anonym hat gesagt…

Hähähä. Auf unser Niveau absinkst. Und nein, ich hab da kein "t" vergessen.

Gruß
Harry