Freitag, 31. März 2017

Buchreview "Das Atmen der Bestie" G. Masterton

Graham Masterton. Als der alte Seymour Willis zu mir ins Gesundheitsamt kam, hielt ich ihn für verrückt. "Okay. Und Ihr Problem ist Lärm im Haus?" "Nicht Lärm", sagte er sanft. "Atmen." "Vielleicht strömt ja ein Luftzug durch Ihren Kamin? Manchmal bläst die Luft durch einen alten Schornstein herab und findet ihren Weg durch Risse in den Ziegelstei­nen der Feuerstelle."
Er schüttelte den Kopf. 

John Hyatt, Mitarbeiter beim Gesundheitsamt, hat schon so einige seltsame Dinge erlebt und verworrene Geschichten gehört, aber was ihm der alte Seymour Willis da auftischen will, ist dann doch etwas zuviel des Guten. Behauptet der Mann doch, sein Haus würde atmen. Dennoch sagt er zu, dass er ihn aufsuchen werde. Überraschend schließt sich ihm sein Kollege Dan an. Der ist fasziniert von solchen Begebenheiten und will einfach nur dabei sein. Und tatsächlich - als sie schon fast aufgeben wollten, hören auch sie die Atemgeräusche. Dann passiert etwas grauenhaftes. Dan wird durch das Zimmer gefegt und landet ungemütlich an der wand. danach fällt er in eine Art Koma. Jetzt hält niemand mehr den alten Seymour für spinnert. Nun geht John zusammen mit dem Arzt Jim, seiner Ex Jane und dem Kollegen Bryan ein weiteres Mal in das vermeintliche Spukhaus. Doch dort ergeht es dann Bryan noch schlimmer als Dan zuvor. Und die dann gerufene Polizei glaubt natürlich kein Wort von den Schilderungen um das Atmen eines Dämons, der einen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes skalpiert und fast getötet hätte.

Irgendwie fand ich den Dialog auf der Rückseite statt einer Zusammenfassung oder eines Appetizers einen netten Kniff, da man auf die Art absolut gespannt an das Buch herangehen konnte, ohne dass auch nur ansatzweise etwas gespoilert wurde. Erst mit der Anmerkung des Autors zu Beginn auf Seite 9 der 1978 geschriebenen Grusel-Mär ahnte man den Weg, den Graham Masterton hier begehen würde. Der Text liest sich alleine schon wie eine kleine Schauergeschichte zur Einstimmung. Und darauf folgt dann ein immer stärker werdendes Unbehagen, ein flaues Gefühl in der Magengrube, wenn die Protagonisten das Haus inspizieren, seltsame Geräusche hören und sogar attackiert werden. Stimmen, Herzschläge, Gestaltwandlungen, wobei letztere durchaus an den später erschienen Film "Das Ding aus einer anderen Welt" von John Carpenter erinnern mit der Gestalt der vier Arme, vier Beine und zwei verschmolzenen Gesichtshälften. Dennoch ist "Das Atmen der Bestie" kein Splatterfest, sondern mit seinen Verwandlungen und düsteren Beschreibungen ein vielmehr gespenstischer Roman, der Mythen und alte Riten aufgreift, sogar einmal oder zweimal ganz kurz etwas Sozialkritik aufblitzen lässt, wenn an die Herkunft erinnert wird. In der heutigen Renaissance des dunklen Gruslers mit ordentlich Scare Jumps wäre das Buch für eine Verfilmung geradezu prädestiniert. Gänsehaut-Buch statt Blutorgie. Insgesamt eine runde Sache, die sich flott liest und gut unterhält. Da gibt es nix zu mäkeln. Rund 250 Seiten spannender Dämonengrusel.

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