Montag, 6. Februar 2017

Buchreview "Weltenkrieg - Die Rückkehr" T. Zola

Tom Zola. Seit 1901 weiß die Menschheit, dass sie nicht allein ist im Universum. Außerirdische Invasoren, die sogenannten Marsianer, landen im Sommer jenes Jahres in England und beginnen einen schauderhaften Vernichtungsfeldzug. Das irdische Militär hat ihren Kriegsmaschinen nichts entgegenzusetzen. Bald stapfen diese riesenhaften Dreibeiner durch die Straßen Londons. Es sind irdische Krankheitserreger, die die Menschheit vor ihrer Vernichtung bewahren. Sie raffen die Marsianer dahin, ihr Feldzug scheitert. Rund 120 Jahre liegt das zurück. Seither fehlt von den Marsianern jede Spur. Die Teleskope und Sonden der Menschen suchen sie vergebens, längst zweifeln die Bewohner der Erde, dass die aggressoren aus dem All jemals zurückkehren könnten. In dieser Situation stößt eine deutsch-britische Spezialeinheit im Bürgerkriegsland Jemen auf ein Objekt marsianischen Ursprungs: einen Tripod im Miniaturformat, der die Menschen vor ein Rätsel stellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg macht sich die Menschheit endlich auf, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen für den Fall, dass die Außerirdischen jemals auf die Erde zurückkehren. Sie gründen eine Verteidigungsarmee - die Earth Protection Forces. Die Einheit in der Rick Marten dient, ist mit Briten und Deutschen besetzt, die Rangordnung orientiert sich an den französischen Bezeichnungen und Dienst tut sie international. So verschlägt es sie auch in den Jemen, wo sie auf ihrem Weg zu einer Ausgrabungsstätte von Aufständischen aus dem Hinterhalt angegriffen werden. Sie brechen durch und erreichen ihr Ziel. Verwundert sehen sie sich ein Fundstück an, als Marten aus größerer Entfernung von einem Sniper in den Brustbereich geschossen und niedergestreckt wird. Als er irgendwann wieder zu sich kommt, sind sie längst aus dem Kampfgebiet abgezogen und müssen Berichte abgeben und auch dabei tatenlos zuschauen, wie sich die Großkopferten um das Fundstück zanken wie kleine Kinder. Zuhause erwartet Rick auch nicht gerade die reine Wonne. Seine ständige Abwesenheit und ihre eigene nur einigermaßen grundlegende Kenntnis der englischen Sprache machen ihr die Zeit in Norwich, wo sie untergekommen sind, zur Hölle. Sie fühlt sich von den Bewohnern der Stadt ausgegrenzt und daher einsam. Marten sorgt sich um sie, um seine Ehe, ist aber irgendwie froh, dass er bald wieder in den Einsatz muss - ein guter Anlass, sich seinen Problemen nicht zu stellen. Doch spaßig wird der neuerliche Trip aufs Festland nicht. Bei Frankfurt ist ein riesiger Tripod aufgetaucht, der in südliche Richtung stapft. Im Vergleich zu den Bildern und dem anderen Material, das man noch vom ersten Angriff hat, scheint er verändert und aufgerüstet. Als in die Forces attackieren, müssen sie feststellen, dass das stimmt. Und es kommen weitere Pods dazu, die Darmstadt und Umgebung unsicher machen. Besonders Darmstadt muss leiden als einer sich Richtung Stadtmitte aufmacht und vermutlich den Langen Ludwig und/oder das Luisencenter plättet😂. Bestätigen kann das keiner, weil keine Informationen mehr durchkommen. Büttelborn, Weiterstadt und andere Orte in der Umgebung machen auch schlechte Erfahrungen mit den übermächtigen Feinden. Es gibt hohe Verluste unter den Menschen, aber auch die Angreifer kommen nicht ungeschoren davon. Doch sie haben auch aus ihrer damaligen Niederlage gelernt und noch so einige Überraschungen in petto, deren Auswirkungen noch nicht ausführlich beschreiben wurden.

Ich finde die Idee eigentlich ganz nett, dass der Autor sich direkt auf "Krieg der Welten" bezieht und es auch im Buch klar zum Ausdruck bringt, dass er hier den nächsten Versuch der Marsianer schildert, wie sie die Erde übernehmen wollen. Er nennt auch einige populäre Filme, die von Alienangriffen handeln, sich aber nie wirklich getraut haben, ihren Bezug zu der Ur-Story zu nennen. Gerade bei dem Thema Film hab ich mir dann gedacht (hat ganz schön wehgetan), dass er da auch gerne auf einige feine B-Kracher hätte zurückgreifen können (Pepin/Merhi und deren Actioneinlagen wären ein Fest). Seine Anfangssequenz liest sich übrigens wie gemalt für einen Filmbeginn: Die arme Wespe im Kampf gegen tückische Ameisen, die dann auf dem Asphalt gegart und danach von den Fahrzeugen überrollt wird. Dann lässt er sich auch nicht lange bitten und versorgt den geneigten Leser mit Action, während er auch die Originalsstory als Rückblende aus einem anderen Sichtwinkel einbindet. Clever - da kann ihm kaum einer ein Plagiat unterstellen, zudem trägt es zu den Ereignissen bei, die sich in der Folgeheit 120 Jahre später ereignen. Überhaupt greift er etliche Themen auf, die auch in der heutigen Realität durchaus noch aktuell sind, ohne es aber derart zu vertiefen, dass man die Seiten überblättern möchte. Unnahbarkeit in fremder Nachbarschaft, daraus resultierende Einsamkeit, die eine oder andere kleine Spitze Richtung Politheinzis und gerade der Medien sowie den sogenannten Experten, die immer dann auftauchen und alles besser wissen, wenn es eh zu spät ist und natürlich so sortiert werden, dass nur die sich äußern dürfen, deren Meinung gerade genehm ist. All dies wird verpackt in Humor, der meist zündet, aber nicht immer. Doch das tut der Unterhaltung kaum Abbruch. Als dann mit Auftauchen der ersten Tripods in Deutschland Feuer unters Dach kommt, musste ich mir ein Schmunzeln in Bezug auf Verteidigungsministerin und den Zustand der Bundeswehr verkneifen - mit "Häkelkursen" und "Wurfwindeln" 😈wie derzeit muss man ja auf Unterstützung warten. Maroder haufen braucht dringend Hilfe. Mit den unterschiedlichen Waffengattungen, der Bewaffnung der Armeen, den Mitteln zur Verteidigung zu Luft, zu Land und zur See(?) scheint er sich ja recht gut auszukennen - (könnte ihm das Gegenteil hier eh nicht belegen). Und den einen oder anderen Dialog könnte man locker mit "Dem Volk aufs Maul geschaut" umschreiben, was einigen Charakteren durchaus auch zusätzliche Sympathiepunkte einbringt und der Autor selbst konnte es sich wahrscheinlich nicht verkneifen, auf Kollegen wie Martin Kay (dessen Reihe um Eileen Hannigan ist eine deutsche Actiongranate vor dem Herrn, die sich auch vor US- oder Australien-Autoren absolut nicht verstecken braucht) oder Dirk van den Boom, dessen Alternativ-Welt-Reihe "Kaiserkrieger" auch zu faszinieren weiß, zu verweisen. Tom Zola ist also in meinen Augen ein hiesiger Autor, der es durchaus geschafft hat, in die Phalanx der amerikanischen Militär-Autoren einzubrechen und spannende Unterhaltung bietet, die sich nicht kriecherisch mit der deutschen Vergangenheit befasst und mehr Drama denn Spaß bietet. Fehlt nur noch, dass er mal einen Germany-First-Roman verfasst. Vielleicht den Beginn einer Reihe um den BND-Mann Hans Bauer😉. Wer also reine Unterhaltung ohne Mätzchen und Fisimatenten lesen möchte, die auch auf Action  nicht verzichtet, der darf bei dem Buch gerne zugreifen. Ach ja, den Vorwurf, dass das hier dem rechten Sumpf zuzuordnen sei, kann ich so nicht akzeptieren. Es ist schlicht ein Actionroman um deutsches Militär, der keinen Andersdenkenden, Andersgläubigen oder Andersfarbigen verunglimpft. Ebenso unfair wäre es, wenn ich behaupten würde, dass jeder, der sich ein solches Urteil anmaßt, eine "linke Bazille" ist. Aber heutzutage ist man ja schnell bei der Hand mit Vorverurteilungen.

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