Montag, 6. Februar 2017

Buchreview "Stirb, Du Bastard! Stirb" J. Kozlowski

Jan Kozlowski. Die Zeit ist gekommen, mit Daddy abzurechnen! Die Krankenschwester Claire kümmert sich liebevoll um Menschen, die Hilfe benötigen. Vielleicht hat Claire diesen Beruf gewählt, weil sie die Kindheit in der Hölle verbrachte – ihr Vater hat sie viele Jahre lang sexuell brutal missbraucht. Claire hat die Geschehnisse verdrängt. Doch plötzlich ruft ihre Schwester Olivia an. Sie berichtet, dass ihr Vater im Sterben liegt. Jetzt hätten sie die Chance für ihre späte Rache.
Aber das Miststück Olivia hat gelogen.


Claire ist mit ihrem Partner Jim als Sanitäterin im Notarztwagen in Albany unterwegs. Als sie mal wieder einen besonders widerwärtigen Notfall ins Krankenhaus geschafft hatten, wird sie plötzlich von einem Anruf aus ihren Gedanken aufgeschreckt, denen sie auf der Fahrt zum nächsten Fall nachhängt. Man teilt ihr mit, dass eine gewisse Olivia angerufen und gesagt habe, dass Claires Dad einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegen würde. Sie nimmt sich dann auch frei und fährt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder dahin, wo man mit den Eltern wohnt/wohnen muss, wenn man zu jung für eigene Wege ist. Ihr Dad ist tatsächlich im Krankenhaus, aber immer noch das gleiche Ekel wie ehedem. Und so ist es kein Wunder, dass bald nicht nur Erinnerungen wach werden. Und es bleibt nicht bei den Beschimpfungen, mit denen er sie anfangs bedacht hat. Und dann noch den alten Sack nach Hause bringen und pflegen - kann ja heiter werden. Wird es nicht. Bald ist Olivia weg, aber dafür taucht dann Tandy auf - und die ist ganz dicke mit Claires Dad. Sie überwältigen Claire und schon geht die Tortur ihrer Kindheit weiter, als wären keine Jahre dazwischen. 

Nach den beiden Büchern von Wade H. Garrett hatte ich erst einmal die Folterstrafecke über und daher Titel wie diesen und auch den Wrath James White "400 Tage der Erniedrigung" auf Eis gelegt und andere Werke vorgezogen. Jetzt dann doch Jan Kozlowski. Der Stil ist flott, lässt keine Durchhänger erkennen und stellt auch die Figuren erst einmal in den Mittelpunkt, wobei natürlich Claire den meisten Raum einnimmt. So kommt es, dass man auf rund 90 Seiten viel über sie und ihre Einstellung zum Leben erfährt, wobei sie zwar noch mit ihrer Vergangenheit hadert, aber nicht weinerlich. Es ist halt passiert  und wenn sie dann miterleben muss, wie ein perverser Sack, der ein kleines Kind missbrauchte und dabei von der Mutter Richtung Nahtod geprügelt wurde, wahrscheinlich eine geringere Strafe erhält als die Frau, die das Kind retten wollte, dann wird ihr übel. Ja, auch Frau Kozlowski legt den Finger in die Wunde der ungerechten Gesetze, der hier beinahe nutzlosen Justiz, die ihre Waage aber eindeutig in eine bestimmte Richtung wandern lässt. Da könnte man dann schon mal einen Gedanken dran verschwenden, dass jetzt vielleicht wieder eine Aufzählung brutalster Bestrafungen wür Übeltäter folgt. Irrtum. Es geht zwar hier und da mal etwas zur Sache, aber so extrem wie Garrett wird es in keinem Fall. Eigentlich würde es wie einige Ereignisse der Nebenhandlung durchaus auch für einen Krimi/Thriller genügen, wenn man so liest, was da heutzutage auch von den Publikumsverlagen auf den Markt gefeuert wird. Man darf sich auf die eine oder andere Wendung freuen, aber insgesamt wirkt das Ganze auf mich wie eine etwas härtere TV-Serien-Folge. Ganz okay, aber in Erinnerung wird es nicht wirklich bleiben. Wenigstens aber war es kein stupides Aufzählen von Grausamkeiten ohne Handlungsrahmen. Wer also mal einen etwas zurückgenommeneren Extrem-Band lesen möchte oder einfach einen zum Antesten der Reihe haben will, kann hier gerne zugreifen. Was aber die Inhaltsangabe auf der Buchrückseite angeht, ist die leider etwas daneben geraten. Immerhin stimmen die beiden Namen.

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