Samstag, 17. Dezember 2016

Buchreview "Vor dem Fall" N. Hawley

Noah Hawley. An einem nebligen Abend startet eine Privatmaschine von der noblen Ferieninsel Martha's Vineyard zu einem kurzen Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt sie in den Atlantik.Alle Passagiere finden den Tod - nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Während die Polizei fieberhaft nach der Ursache des Unglücks sucht, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht verzweifelt, sich den Medien zu entziehen – und gerät dabei in eine Welt der Intrigen und Manipulationen, in der niemand vor dem brutalen Fall ins Nichts geschützt ist.

Scott Burroughs kommt fast zu spät, um mit der Maschine der Familie Bateman wieder aufs Festland zu fliegen, wo er einige Termine hat. Burroughs ist nur als Gast der Frau des Medientycoons David Bateman an Bord, da sie ihn nach einer Unterhaltung auf dem Marktplatz dazu eingeladen hat. Er selbst ist keiner der Menschen, die sich im Reichtum suhlen und gar Privatflugzeuge ihr Eigen nennen können. Er ist nur ein eher am Leben gescheiterter Maler. In der Maschine sind neben der Crew auch weitere Gäste wie Ben Kipling und seine Frau. Kipling hat vor dem Flug nicht gerade gute Nachrichten erhalten, die auch David Bateman etwas Sorgen machen, da er in die Geschichte mit hineingezogen werden könnte. Doch während des Starts kommt nichts zur Sprache. Als jeder seinen Platz eingenommen hat, von den Stewardessen versorgt worden ist, schläft Burroughs ein. Sein Erwachen ist zwar feucht, aber sicher nicht fröhlich. Ein feuchter Traum ist es ebenfalls nicht. Er treibt zwischen Trümmern im Wasser. Es ist dunkel, nicht einmal der Mond spendet etwas Licht. Keine Sterne zu sehen, an denen er sich orientieren könnte. Er wählt eine Richtung aus und schwimmt los in der Hoffnung, Land zu erreichen. Dann hört er Hilferufe. Der vierjährige JJ, Sohn der Batemans, hat das Unglück auch überlebt. Er nimmt den Jungen und schwimmt an Land. Als die Nachricht vom Absturz die Runde macht, sind JJ und Scott schon im Krankenhaus, da sie ein alter Mann in seinem Truck mitgenommen und dort abgesetzt hat. Und danach stürzt auch schon alles auf Scott ein. Das FBI und die NTSB wollen ihn befragen - und die Presse giert regelrecht nach ihm. Er kann sich zwar aus dem Krankenhaus absetzen und kommt sogar bei einer eher linksgerichteten Milliardärin unter, die sich ein Abentuer verspricht, aber kann weder den Ermittlern noch der Presse entkommen.

"Vor dem Fall" wurde von einem Autor für Drehbücher für TV-Serien verfasst und hat leider auch viel von deren Qualität - zuviel. Und der Vergleich mit Tom Wolfe und Worthülsen wie atemberaubend und gnadenlos kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Das Ding ist weder spannend noch hat es auch nur ansatzweise einen Anflug von Tempo. Es ist eine oberflächliche Tragödie, die beweist, wie die Menschen sich von Geld korrumpieren lassen, wie sie sich an die Macht klammern und irgendwann vor lauter Reichtum nicht mehr wissen, wie man sich um Kleinigkeiten des Alltags kümmert. Scott fühlt sich dort sichtlich unwohl in dieser Gesellschaft und wie verschieden sie sind, erfährt der Leser dann in den Charakterisierungen der Hauptfiguren, die immer wieder mit längeren Abschnitten eingeflochten werden. Und wie manipulativ die Presse vorgeht, wenn es um Quote und Kohle geht, ist ja auch hierzulande bekannt. Lügen tun sie ja nicht, aber mit Bildern und "Interpretationen" das Volk lenken und die Richtung vorgeben, die sie (und vielleicht ihre um Zensur bemühten Auftraggeber) wollen. Fake-News machen die Runde, von Typen wie Bill Cunningham gesteuert. Das und vielleicht die Andeutung von Ermittlungen gegen Kipling wegen illegalen Geschäften machen das Buch wenigstens noch einigermaßen interessant, aber ansonsten ist es leider weder literarisch wertvoll noch inhaltlich etwas Besonderes. Das Ende ist banal, aber auch nicht als real möglich von der Hand zu weisen, ist so etwas in ähnlicher Form doch schon einmal geschehen. So ist es dann eine langatmige Story, die einige Klischees bemüht mit der Zeit gewaltig zieht. Überbrückt man die Durststrecken mit Bierchen, ist man zum Ende richtig breit. Zuviel zieht sich zu sehr in die Länge. Vielleicht wollte der Autor ja mal ein Drehbuch schreiben, das wahrhaftig 450 Seiten erreicht. Flach, eintönig und nicht wirklich interessant oder spannend. Als Zeitvertreib würde ich andere Tätigkeiten empfehlen. Alle darf ich nicht aufzählen, sonst greift die Zensur der political correctness. Jaja, man wird ja jetzt überwacht, dass man niemanden auch nur minimal vergrätzt, der einer gewissen Minderheit angehört. Für den Job ist die Polizei jetzt da. Was interessieren da Wohnungseinbrüche bei Leuten, die für ihr Eigentum gearbeitet haben. "Vor dem Fall": Sozusagen das letzte Buch, bevor du vor Langeeile ins Koma fällst.

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