Dienstag, 27. Dezember 2016

Buchreview "Die Auserwählten - Phase Null" J. Dashner

James Dashner. Sie sind die Auserwählten. Dazu erkoren, eine Welt zu retten, die längst verloren scheint. Sie sind die Zukunft der Menschheit und ihre einzige Hoffnung. Das glauben sie zumindest. Denn noch ahnen sie nichts von geheimen Allianzen, schockierenden Geheimnissen und unverzeihlichen Lügen. Sie wissen nur, dass sie von ANGST auf die erste Phase des Experiments vorbereitet werden. Das macht die Auserwählten zu Freunden – und damit beginnt der Verrat an Thomas.

Stephen wird von seiner Familie getrennt und in ein Programm gesteckt, das Kinder instrumentalisieren soll, um später in den Plänen einer Firma eine gewichtige Rolle zu spielen. Er ist nicht allein: Auch Newt und weiteren Kindern ergeht es wie ihm. Ihre Persönlichkeit wird gebrochen, umgeformt nach genauen Vorgaben, für ein spezielles Ziel. Ihre eigentlichen Namen werden tabu, sie erhalten neue. So wird aus Stephen nun Thomas. Dann beginnt der Unterricht, der zusammen mit anderen Kindern in der gleichen Situation abgehalten wird. So lernt Thomas auch Teresa kennen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Und die beiden Kinder stellen fest, dass sie sich über ihre Gedanken unterhalten können, sie brauchen keine gesprochenen Worte mehr. Sie werden von ihren Lehrern und auch den zugehörigen Wissenschaftlern ständig mit neuem Stoff auf Trab gehalten und erfahren bald, dass sie dazu da sind, ein Heilmittel gegen den "Brand" zu finden, der fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat und viele in brutale Kreaturen namens Cranks verwandelt hat. Der Drill wird immer schlimmer und bald bilden sich Cliquen, die sich auch mit einem Fluchtplan beschäfigen. Einer dieser Gruppen gehört auch Thomas an.

Klar, das Buch dient auch dazu, ein erfolgreiches Konzept bis zur bitteren Neige auszuschöpfen und den einen oder anderen Dollar zusätzlich zu verdienen. Warum auch nicht? Macht Vin Diesel mit seinen "Fast and Furious"-Filmen ja auch - nur schlechter. Während der Darsteller sich von den Ursprüngen seiner Reihe schon so weit entfernt hat, dass man sogar schon eine Titeländerung vornehmen  musste, bleibt James Dashner seinen Charakteren und der Grundstory treu, indem er hier den zweiten Prequel-Band veröffentlicht, der entschieden besser als sein Vorgänger "Kill Order" auf die Geschehnisse im Forschungszentrum und Ausbildunslager eingeht. Man erfährt, wie die Kinder entführt wurden, wie man sie oft gewaltsam den Eltern entrissen hat und einer Art Gehirnwäsche unterzig, die vielerorts wohl auch als Folter bezeicnet werden kann. Rücksichtnahme? Fehlanzeige. Unter dem Deckmantel der Entwicklung eines Serums gegen "Den Brand" wird gegen so ziemlich jede Regel menschlichen Zusammenlebens verstoßen und auch vor Mord wird nicht zurückgeschreckt. Da wirken die Lügen, Täuschungen und Verrat schon fast human. In dieser Dystopie sind die Erwachsenen die Bösen, doch auch unter den Kindern befinden sich welche, die nicht ehrlich spielen. Es ist, als würde man die Welt der Eltern der Kinder einfach auf diese übertragen und ihnen schon in jungen Jahren, den Kniff der Intrige und Vorteilnahme einimpfen. Freundschaften sind nur unnütze Gefühlsduseleien. Da man - vorausgesetzt man hat die ursprüngliche Trilogie gelesen - nun schon weiß, wer wie und wann mit wem im Labyrinth landet, leidet der Spannungseffekt etwas. Dafür werden aber einige Zusammenhänge beleuchtet, die in den späteren Geschichten noch mysteriös waren. Ließ sich wegen des recht einfachen Stils gewohnt flott lesen und stellte keine großen Hindernisse in Form von ausufernden Schachtelsätzen in den Weg des Konsumenten, um zügig durch die Seiten zu blättern. "Die Auserwählten - Phase Null" ist eine nette Ergänzung zur Trilogie, für Jugendliche eine geeignete Lektüre, aber keine Pflichtanschaffung.

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