Montag, 5. September 2016

Buchreview "Grauer Teufel" G. Masterton

Graham Masterton. Der Polizist Decker Martin hätte das Wochenende gern im Bett der Frau seines Chefs verbracht - doch nun hält ihn ein Gewalttäter auf Trab, den merkwürdigerweise niemand sehen kann. Die Spur des Unsichtbaren führt zurück in die historischen Wirren des Bürgerkriegs. Doch auch die afrikanische Santería-Religion mit ihren grausamen Ritualen scheint eine Rolle zu spielen.

Ein Mann werkelt gerade zu Hause etwas rum, da spürt er einen Schmerz und sieht dann, dass aus einer tiefen Wunde ziemlich viel Blut fließt. Fragt sich, wie er denn das geschafft hat? Doch damit nicht genug. Weitere, kleinere Schnitte folgen. Seine Frau kommt und will ihm helfen, doch sie wird vor seinen Augen enthauptet. Die eintreffende Polizei hält ihn entweder für einen Irren oder einen durchaus cleveren Mörder, der auch auf irgendwie verwunderliche Art und Weise die Mordwaffe hat verschwinden lassen. Sie geht tatsächlich davon aus, dass er seine Frau ermordet hat. Dann hilft das Glück - vermeintlich. Eine Zeugin meldet sich. Sandra, ein Kind mit Downsyndrom, und ihre Mutter. Das Kind behauptet, einen Mann gesehen zu haben, der DURCH die Tür bei den Opfern gegangen sei. Ein grauer Mann mit Bart und Flügeln. Decker Martin, mit dem Fall betraut, bittet das Kind, den man zu zeichnen. Er erhält ein derart hervorragendes Bild, dass er sich die Kleine als Porträtmalerin für den Polizeidienst wünscht. Und ahnt, dass er kaum noch zur Ruhe kommen wird und schon gar nicht mit den Gattinnen von Kollegen oder anderen Frauen seinen Spaß haben kann. Bald führt ihn ein Zufall auf so etwas wie eine Spur des Killers. Sie führt zurück bis in die Zeit des Bürgerkrieges. Währenddessen ereigenen sich aber weitere Bluttaten, eine grausamer als die andere. Bald muss er einsehen, dass gewisse Dinge wirklich nur mit einem Fluch und einem mordenden Dämon zu erklären sind. So kommt er dann an Kontakte zur Religion der Santeria und jetzt wird es erst recht ziemlich verworren für den armen Martin. Ihn plagen nun auch noch Albträume von seiner verstorbenen Freundin Cathy, er sieht sich selbst verfolgt und hat am nächsten morgen tatsächlich Kratzer an den Beinen von seiner Flucht durchs Gestrüpp. 

"Grauer Teufel" kam mir schon nach dreißig Seiten wie eine Art Michael Slade light vor. Das ändert sich auch in der Folge nicht wirklich groß, aber es bleibt dabei - es ist "nur" eine brauchbare Variante von den Autoren, die unter dem Sammelpseudonym Michael Slade schreiben. Andere Vergleiche zu vielleicht weiteren Büchern von Graham Masterton kann ich nicht ziehen, da es das erste Buch ist/war, das ich von ihm gelesen habe. Und es hat mir von Beginn an gefallen. Es geht gleich zur Sache, mischt schnell unheimliche Szenen mit Thriller-/Krimi-Elementen. Und auch einen gewissen Teil Humor kann man hier nicht verhehlen. Decker Martin ist ein Filou vor dem Herren und wird auch in einem Running Gag ausgetattet, wenn er ständig irgendwelche Frauen anmacht, mit ihm mexikanisch essen zu gehen. Nicht, dass er als Solist durchs Leben ginge, aber neben zwei oder drei Mädels würden sich ein viertes oder fünftes halt auch nicht schlecht machen. Neben dem Hauch von Grusel erwarten den Leser durchaus einige recht blutige Szenarien, die aber in keinem Verhältnis zu Werken aus der Extrem-Reihe stehen, denn bis auf wenige Ausnahmen sind diese doch eher zurückhaltend formuliert. Dass hier auch die Religion mitspielt, konnte man ja dem Klappentext entnehmen, aber das Vermischen der verschiedenen Religionen und Bräuche, wird erst während der Story herausgearbeitet. Die Hintergründe werden nach und nach aufgedeckt, führen den Leser dabei auch auf falsche Fährten und vermag ihn richtiggehend zu fesseln. Vielleicht nicht die tiefsinnigste Geschichte im Angebot des Verlages, aber wollte ich das, würde ich zu anderen Werken greifen. Und selbst da ist man dann vor überraschend aussagekräftigen Autoren, die einen verflucht hohen Anspruch in ihre Geschichten einbetten, nicht gefeit. Ich sag nur Wrath James White. Zurück zu Graham Masterton und seinem "Grauer Teufel". Das Buch hat eigentlich alles, was man so von einem Horror-Grusel-Thriller erhofft. Blutig, spannend, mit einigen Anspielungen auf Filme (ob der Chango an Django angelehnt ist, weiß ich natürlich nicht) wie "Das Kabinett des Professor Bondi" oder "Die Körperfresser" und einer eigentlich dämlichen Tussi, die bei einem verheerenden Brand nur an ihre DVDs denkt. Leider bin ich auch so blöd, sodass ich sie verstehen kann. Es ist gute Unterhaltung, die ohne Schnörkel und ausschweifende Sperenzchen, die das Buch nur in die Länge ziehen würden, dem geneigten Leser vergnügliche Stunden mit Südstaatlern (dereinst im Bürgerkrieg "Die Grauen" ob der Farbe ihrer Uniformen) und ihren Bräuchen und Riten sowie einem weiterhin latent vorhandenen Misstrauen gegen die "Blauen" (damals die Armee der Nordstaaten in ihren blauen Uniformen) und einem Mörder, der aus der Vergangenheit kam, um zu strafen. Einfach selbst überzeugen. Mag das Buch die Meinungen spalten, ich bin auf der Seite, die es für einen gelungenen Grusel-Schocker mit Polizeibeteiligung halten.

Keine Kommentare: