Samstag, 24. September 2016

Buchreview "Das Spiel - Opfer" J. Menapace

Jeff Menapace. Am idyllischen Crescent Lake im amerikanischen Hinterland ist die Welt noch in Ordnung. Vor der Kulisse des malerischen Sees findet sich in wild-romantischer Umgebung eine Siedlung von Ferienhütten. Hier will die Familie Lambert ihr Wochenende verbringen: Mit Angeln, Barbecue und Freizeitspielen. Auch die beiden Fannelli-Brüder haben sich zum See aufgemacht. Auch sie möchten das Wochenende genießen. Auf ihre Art. Mit Spielen. Bösen Spielen. Und ihre Mitspieler haben sie schon auserkoren.

Das Ehepaar Lambert, Patrick und Amy, macht sich mit den beiden Kindern auf den Weg nach Crescent Lake, um eine schönes Familienwochenende zu verbringen. Unterwegs trifft man zwar an einer Tanke auf ne erst unheimlich erscheinende Figur, die Patrick auch auf seine Uni anspricht, aber auch mit den Kindern unterwegs ist, die im Fond des Wagens schlafen, was den Angesprochenen dann wieder beruhigt. Nicht jeder Typ ist so seltsam wie er aussehen mag. Also fahren sie weiter ihrem Ziel entgegen. Als sie ihre Hütte mit einer Runde Einweihungssex beglücken, glaubt Amy am Fenster einen Beobachter gesehen zu haben. Sie rufen den Sheriff, der den Stadtmenschen eh nix glaubt und dadurch, dass er nicht einmal Spuren finden kann, in seiner Meinung noch bestärkt wird. Doch aufhören tut des unheimliche Geschehen deswegen nicht. Im Supermarkt wird Amy von einem Typ angesprochen, der ihr ausserordentlich lästig wird, sodass sie ohne die Waren weggeht, die sie aus dem Regal nehmen wollte. Sie zahlt an der Kasse und geht zu ihrem Wagen. Auf der Motorhaube liegen die Waren, die sie wegen des schrägen Typs nicht mitgenommen hat. Langsam bekommt sie es mit der Angst. Sie schnappt sich ihre Kids Caleb und Carrie und macht sich zügig auf den Weg nach Hause. Nicht ahnend, dass der Urlaub mit diesen Aktionen noch relativ friedlich begonnen hat.

Der Einstieg in die Story ist eigentlich einigermaßen vielversprechend. Nettes Paar mit Kindern, alle Heiligenscheinträger vor dem Herrn und ein unheimlicher Fremder, der sie an einer Tankstelle anquatscht. Das war es dann auch schon für einige Zeit. Sicher, ein allmählicher Spannungsaufbau hat auch so seine Vorteile. Doch wenn man als Leser die meiste Zeit davon mit dem dauergeilen Superehepaar verbringen muss, das so glücklich ist, dass man schon meint, die wären ständig auf Droge, wird es mit immer mehr vergehenden Seiten doch mal öde. Die Charakterisierung der Antagonisten hätte Jeff Menapace auf seine Leidenschaft, die "Three Stooges", beschränken können und sogar Zeit gespart, weil die Buchspacken ja nur zu zweit waren - oder sich damit entschuldigt, dass er nicht bis drei zählen kann. Keine richtigen Hinterwäldler, wie sie ein Edward Lee zu kredenzen weiß, aber auch keine gut ausgearbeiteten Psychos, wie man sie sich erwartet hätte. Nur Soziokasper, die die You Ass of A. mit einem Spiel überziehen, für das ein Mick Taylor noch nicht einmal mitleidig den Kopf geschüttelt hätte. So kommt es, dass die Anlaufzeit der Handlung einfach zu lang geraten ist, dann zwar Tempo aufkommt, das auch den kurzen und manchmal sogar "Winslow-knappen" Kapiteln geschuldet ist und die Chose wird auch etwas härter, ABER da waren einige der Bücher von Richard Laymon, die ich gelesen habe, bevor ich ihn aus der Kaufliste endgültig entfernte, grusliger. Es kommt keine Atmosphäre der Angst auf, der in der Finsternis lauernden Grauens, des Bösen, das sich bald über die Familie hermacht. Und das Spiel der Torfköppe strotzt nicht gerade vor Ideenreichtum. Also auch hier kein Grund zu Jubilieren oder wenigstens ein anerkennendes Wort hier zu verlieren. Der Eindruck wechselt zu schnell von mulmig zu schnarchig, lässt Spannung weit außen vor und ist als Thriller eher wie ne Soap auf den üblich verdächtigen TV-Sendern. Ein Buch Richtung Crystal Lake statt Crescent Lake hätte vermutlich mehr gebracht, selbst wenn er nur ein Drehbuch abgeschrieben hätte. Heyne Hardcore soll doch eigentlich für Lektüre außerhalb des üblichen Massenprogramms stehen. Dafür hätte es hier aber statt Wasser eher Pferdewichse gebraucht, um von der Norm wegzukommen. Heyne Hardcore hat sich entwickelt wie das Buch: gut angefangen und dann 08/15 geworden. Beim Festa-Verlag bekommt man von den meisten Autoren derart eine vor den Latz geknallt, dass man solche Massen an Sternen sieht, dass man sie nicht mehr zählen kann. Jeff Menapace schafft gerade mal einen kleinen Klaps, mit einiger Anstrengung und viel gutem Willen den Leser seines Werkes vielleicht 5 Sternchen sehen lässt. Sein Schluss 50 Seiten vor dem eigentlichen Ende und der finale Kniff, der wohl weitere Teile möglich machen sollte, tragen dazu auch ihren Teil bei. Ob ich mir wirklich die anderen beiden Bücher zeitnah nach Erscheinen gebe, ist derzeit mehr als nur fraglich. Diese 400 Seiten Lektüre waren wahrlich keine Offenbarung.

3 Kommentare:

Shane Schofield hat gesagt…

In der VIRUS war es gerade Buchtipp des Monats...hmmm

Anonym hat gesagt…

Wow. Soll ich es aus deinem Package werfen oder aufgrund der Rezi im Virus drin lassen? Ursprünglich war es ja so geplant, dass du es bekommst, das ich es aber so mau fand, wollte ich es entsorgen.

Gruß
Harry

Shane Schofield hat gesagt…

Nicht entsorgen. Ich würde dem noch eine Chance geben.