Dienstag, 16. August 2016

Buchreview "Im Auge des Todes" D. Baldacci

David Baldacci. Will Robie und seine Partnerin Jessica Reel, die zwei besten Profikiller ihres Landes, erhalten vom Präsidenten einen heiklen Auftrag: Sie sollen Nordkoreas unberechenbaren Führer ausschalten. Während sie sich auf ihre Mission vorbereiten, wird Jessica von den Geistern ihrer Vergangenheit eingeholt, die alle bedrohen, die ihr nahestehen. Doch damit nicht genug, denn plötzlich taucht ein neuer, unbekannter Feind auf: eine Frau mit eigener Abschussliste. Und auf der stehen auch Will und Jessica.

Robie leidet unter Schlaflosigkeit und geht daher nach draußen und wagt einen Spaziergang, obwohl es regnet. Da nähern sich ihm aus der Dunkelheit drei Figuren. Da er ahnt, auf was das hinausläuft, bietet er ihnen freiwillig 100 Dollar an. Sie verzichten, wollen mehr. Bekommen sie. Doch außer dicken Backen und einigen anderen kleinen Wehwehchen lässt er die Typen unbeschadet ziehen. Reel ist auch unterwegs, aber aus anderen Gründen; ist ihr Domizil doch letzt tatsächlich in die Luft gejagt worden und sie hat keinen Rückzugspunkt mehr für sich allein. Sie entdeckt vier dunkle Gestalten, die ihr scheinbar unbemerkt folgen. Sie will ihnen gerade das "Unbemerkt" in die Köpfe hämmern als ihr Telefon klingelt. Die neue Stellvertretende Chefin der CIA ist dran. Reel wird ins Zentrum der Spionagemacht zitiert und trifft dort auf Robie. Trotz Widerstand aus gewissen Kreisen wurden beide dazu auserkoren, den Führer von Nordkorea zu eliminieren. Doch nach den letzten Ereignissen herrscht auch ein gewisses Misstrauen vor - ein gegenseitiges. Robie hat zuviel Eigeninitiative bewiesen und Reel hat die "falschen" Leute umgenietet. Der Chef der CIA ist sauer und würde sie gerne beide aus dem Weg räumen. Doch sie sollen stattdessen wieder ins Training und dazu auch noch ein neues psychologisches Gutachten erhalten. Viele Gespräche, noch mehr Training. Derweil passiert in Korea etwas, das sich ein Westler kaum vorstellen kann: Eine Agentin wurde in ein Strafarbeitslager eingeschleust, verbrachte Monate dort, wurde gefoltert und misshandelt wie alle Gefangenen, bis sie herausfinden konnte, wer in dem Korea-KZ bestechlich ist. Als ihr das gelingt, wird sie rausgeholt und in ein für nordkoreanische Verhältnisse halbwegs komfortables Zuhause gebracht. In den USA dagegen hat man einen General der Feindarmee als Verbündeten gefunden, der die Attentäter aus Amerika bei ihrem Auftrag unterstützen würde. Doch der fliegt auf und nimmt sich dann in Frankreich gerade in dem Moment das Leben, als Robie und Reel dort auftauchen. Was wird jetzt mit dem Auftrag? Und was hat es mit dem seltsamen Wunsch auf sich, der an Reel herangetragen wird?

David Baldacci hat es wieder gemacht - sich auf das Niveau eines James Patterson der Neuzeit herabgelassen. Schlimmer: hier hat er drei Handlungsebenen eingebaut, die auch für sich drei Short Stories hätten sein können und eher nicht wirklich in das komplette Buch passen. Kurz irgendwo an die anderen Teile "angeklebt" und fertig war ein neuer Robie/Reel. Beide sind ja Killer im Dienste der Heimat, aber sie scheinen im Nebenjob Priester, Seelsorger und Retter der Witwer und Waisen zu sein. Und gerade hier in diesem dritten Abenteuer stellt der geneigte Leser fest, dass sich David Baldacci immer mehr den Konsumenten leichter und locker konstruierter Kost ohne zuviel Gewalt oder gar Sex zugewendet hat. Selbstverständlich sind alle außer RnR böse oder zumindest unschlüssig in ihren Entscheidungen, vielleicht noch intrigant bis in die Sackhaarspitzen, aber das Heldenpaar vereinigt alle guten menschlichen Eigenschaften bei sich trotz des nicht dazu passenden Berufs. An dem sind nur Geschehnisse der Vergangenheit schuld und die CIA hat das noch gefördert. Wieder eine Art Rechtfertigung dafür, dass sie Killer sind. Die armen Seelen können doch nix dafür und sie kämpfen für Amerika. In einem eher oberflächlichen Roman, der zeitweilig mit dem Tempo zu kämpfen hat, ein bestimmter hiesiger Schreiberling hätte bei der Lektüre beinahe den Kampf gegen den Schlaf verloren. Mit Gewalt zusammengepappte Handlungsfäden, 08/15-Drama-Einlagen, überschlaue Julie wieder mit dabei, gaaaaaanz fiese Nordkoreaner in einem Thriller für die Herde der Leser, die nur gefüttert werden will und sich nicht groß nach anderem Stoff als dem des Mainstream umschaut. Irgendwie wirkt das alles nach simpelster Art hingeschludert, vielleicht sogar von einem ungenannten Helferlein verfasst, das nach Vorgaben des Meisters arbeiten durfte und dabei auf etliche Versatzstücke zurückgegriffen hat: Buddy-Ermittler, Beziehungs-Hin und her, eindimensionale Figuren und gewisse Vorurteile gegenüber sogenannten Feinden. Anfangs etwas Action, durch die geheimnisvolle Frau im Dienste des Feindes auch und ne ganze Ecke aufgesetztes Drama dazu. Hach die liebe Familie, immer gut, um einen mittelmäßigen Roman emotional aufzupeppen, damit die entsprechende Klientel was zu winseln hat und vor lauter Mitgefühl derart aus den Augen schwitzt, dass sie die langweiligen nächsten Kapitel eh nur noch verschwommen sehen und ihnen nicht auffällt, dass die Füllsel waren. Von der Sorte gibt es leider im Mittelteil mit Hang zum Mittelmaß einige. Im Bereich der Musik würde man dies als Gedudel von Fahrstuhlmusik einordnen. Ja, es fängt interessant an und in einigen Situationen gibt es auch Actionsequenzen mit Verrat und Folter, aber wer mal einen Bourne oder ein Crime-Buch aus dem Festa-Verlag (Als solche Actioner noch bei Publikumsverlagen erschienen sind, ist mittlerweile nur noch eine blasse Erinnerung) gelesen hat, der weiß, wie so etwas richtig an den Leser gebracht wird. Keine Weichspülerei, keine übertriebene Menschenliebe, keine Aufzwingen der Gutmenschwerte. Dort gibt es harte Action, hin und wieder mal auch etwas fürs Gemüt, aber immer flott. Ich habe dort dem "Hunter - Ich bin das Recht" nur ein "befriedigend" ins Zeugnis geschrieben. Gegen diesen Baldacci aber war das dann doch eher ein ausgezeichnet. "Im Auge des Todes" hat ein bisschen Action, manchmal auch flotte Szenen und kleine Spannungsspitzen, die sich aber auch bald abnutzen, weil vieles vorhersehbar ist. Ich würde also nicht sagen, dass das außer für die Fans des Autors für sonst jemanden eine Pflichtanschaffung wäre. Eine "Kann"-Angelegenheit, keine "Muss"!! Bei rund 525 Seiten.

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