Mittwoch, 31. August 2016

Buchreview "Die Beschützer 1 - Ära der Helden" M. Kay

Martin Kay. Deutschland braucht Superhelden! Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up. Die Beschützer sind da!

 Frankfurt, die Stadt des Verbrechens. Und hier wird gerade ein Bankraub vereitelt. Durch eine Frau mit Superkräften. Sie ganz allein stellt die Verbrecher und erhebt sich dann in die Lüfte, um von dannen zu fliegen. Ihr Name ist Sin Claire. Kevin Burscheid erscheint am Tatort - früher Bulle, jetzt Privatschnüffler. Er hat noch seine Informanten und ist weder blind noch taub. Schnell hat er mitbekommen, dass an diesem Bild etwas falsch ist. Dann erfährt er, dass ein Mercedes hier regelrecht verdampft ist, richtiggehend verschwunden. Und nun klärt sich auch der Schleier, der über seinem Auftrag lag, den er vor einiger Zeit erhalten hat. Keine Spinnerei, kein Ding der Ummöglichkeit. Er muss sofort zu seinem Kunden mit dem Namen Berghoff. Andernorts macht sich Dr. Weiss große Sorgen um sich und seine Familie. Irgendetwas stimmt hier absolut nicht. Gerade noch hat seine Tochter hohes Fieber, doch kaum hat er sie berührt, ist das plötzlich gesunken, während seine Gattin in sich zusammenklappt. So nach und nach kommen immer weitere Menschen mit ungewöhnlichen Kräften zusammen. Da wäre dann Dr. Hand oder auch Facetta, die sich vervielfältigen kann. Diese Gruppe der Guten will der Polizei bestehen und in kritischen Situationen eingreifen. Das ist auch bald vonnöten. Ein Prätorianer nimmt Geiseln, tötet sogar welche. Und er kann nach einem Zusammentreffen mit den Helden entkommen. Das bringt die Gruppe auf die Idee, im Studio des Marokkaners Bassir ihre Kampftechniken zu trainieren und zu verfeinern. Die Stadt hat einen neuen Sheriff - und mit der Paladin und deren Gefolge auch einen neuen Bösewicht.

Wie bei seinen Hannigan-Romanen, mit denen Martin Kay bewies, dass auch deutsche Autoren richtige Action zwischen die Buchdeckel zaubern können, hat er für hiesige Gewohnheiten schon fast Neuland betreten. Nun hat er sich einen Partner in Crime gesucht (Dirk van den Boom - "Kaiserkrieger") und mit ihm eine Superhelden-Reihe für deutsche Gefilde kreiert. Da es beide Autoren geschafft haben, mich mit ihren Reihen zu überzeugen, was für einheimische Künstler recht schwer ist, war es eigentlich auch Pflicht, mir das erste Buch "Die Beschützer - Ära der Helden" zu genehmigen. Und ich hab mir selbst nicht zuviel versprochen. Martin Kay legt gleich ne ordentliche Schippe vor, sodass es einen flotten und rätselhaften Einstieg gibt, der einfach zum Fortfahren mit der Leserei reizt. So fängt man die Mäuse - seien es nun Euronen oder nur Kunden, am Liebsten wohl beides. Der Aufbau ist erwartungsgemaäß gestaltet. Erste Auftritte der Helden, Zusammenkunft, kleinere Interessenkonflikte und Meinungsaustausch. Und dann ein richtig fieser und mörderischer Gegner. Es wird mit Überraschungen aufgewartet, die man jetzt nicht schon im ersten Buch auflöst - es soll ja eine Serie werden und Dirk van den Boom noch etwas Stoff für das zweite Buch "Zeit des Erwachens" bleiben. Nicht ungeschickt eingeflochten wurde nach einigen Opfern unter der Zivilbevölkerung auch das Dilemma, ob sie nun bloss Helfer und Unterstützer der Sicherheitsorgane sind oder gar schon Selbstjustiz übende Vigilanten. Neben einigen persönlichen Handlungssträngen und kurz gestreiften politischen Zwängen ist der Start der Reihe ein gelungener Auftakt, der dem ganzen Hype um die fast schon lästige Film- und Serienschwemme nun in Buchform noch etwas zufügen könnte. Zugegeben besser als die bunten und sinnfreien Bilderchen mit Texten, die schon Vorschüler unterfordern würden - das gilt auch für die Filme. Jedenfalls können die beiden Autoren aus dem Vollen schöpfen und mal sehen, wann sie auf die Idee kommen, dass ihr momentaner Spielort Frankfurt recht nah am Weltnaturerbe Grube Messel liegt und man sich da locker eine Storyline aus dem Ärmel schütteln könnte. Dass sie um neue Ideen nicht verlegen sind, haben beide ja schon längst bewiesen. Wer sich also mal einen Superhelden-ROMAN gönnen will und das nötige Know-How dafür mitbringt, sollte sich diesen einen Start von "Die Beschützer" beim Atlantis-Verlag durchaus mal auf den Einkaufszettel schreiben. Flotte Story mit Wiedererkennungswert.

4 Kommentare:

Shane Schofield hat gesagt…

Klingt gut. Aber das Cover ist abschreckend...

Anonym hat gesagt…

Beurteile niemals ein Buch nach dem Cover.

Gruß
Harry

Shane Schofield hat gesagt…

Hätte ich auch nicht getan. Aber ich bin nicht der Maßstab. Ich liebe gezeichnete Cover, aber das ist hier nicht so gelungen. Und mussten die Brüste so groß sein? Wirkt etwas billig dadurch. Aber letztlich kommt es natürlich auf den Inhalt an.

Anonym hat gesagt…

Ich find das Cover ja auch nicht gerade prickelnd, ABER die Kritik an den Möpsen kann ich nicht nachvollziehen, da sie nach der Vorlage vom Autor gezeichnet wurden.

Gruß
Harry