Dienstag, 26. Juli 2016

Buchreview "Wolf Creek - Höllisches Outback" G. McLean + A. Sterns

Greg McLean und Aaron Sterns. Das australische Outback eignet sich perfekt für einen Neuanfang. Und genau den wünscht sich der junge Mick Taylor. Er heuert auf einer Schaffarm im Westen Australiens an, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch schon bald lassen die Möglichkeiten, die ihm das Land bietet, eine dunkle Begierde in ihm aufsteigen. Wo sonst könnte man seinen Trieb zu töten unbemerkt ausleben, wenn nicht hier? Das erste Opfer lässt nicht lange auf sich warten. Aber Mick ist nicht der Einzige, der sich die Weite des Outback zunutze macht - und die anderen Killer schätzen seine Gesellschaft nicht.

Der junge Mick leidet noch unter den Folgen einer Kinderlähmung als seine jüngere Schwester verschwindet. Er war mit ihr auf dem Weg zum kühlen Teich, doch auf der Straße werden sie von einem Mann angesprochen, der mit seinem dunklen Auto im Schritttempo neben ihnen herfährt. Er will sie mitnehmen und bietet ihnen Schokolade an, aber Mick lehnt ab und zieht seine Schwester regelrecht weiter. Dort angekommen sieht er irgendwann so etwas wie einen dunklen Schatten, dann ist seine Erinnerung weg, da er wohl ohnmächtig wurde. Seine Schwester ist weg. Zu Hause macht ihm sein Vater keine direkten Vorwürfe, aber als man weder den Schuldigen noch das Kind finden kann, wird das Familienleben immer schlimmer. Nach einem weiteren Ereignis haut der junge Mick ab. Er findet einen Job auf einer Schaffarm, wo niemand lästige Fragen stellt. Dort sind einige andere Arbeiter, die ebenfalls ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Doch jeder muss sich beweisen und das Leben ist hart. Und immer mehr steigt eine Wut in ihm auf, die er bezwingen oder ausleben muss. Er eckt überall an und bald muss ein Hund dran glauben, danach stehen Menschen auf der Abschussliste. Und jemand schöpft Verdacht. Es ist Cutter, ein Jäger. Er kann Mick aber nichts beweisen. Ebenso wenig die Polizei, die sich nach zwei Morden und einigen Vermisstenfällen jeden vornimmt, der fremd ist - also so ziemlich alle. Und dann erfährt Mick von Cutter, dass hier mindestens noch drei Serienkiller ihr Unwesen treiben. Zuviele für diese Gegend.

Dieses Buch (und später auch das zweite) wurden von der einen oder anderen Ex-Journalie-Kanaille, die zum Schönwetterschreiber mutiert ist, als das Nonplusultra der Wortschöpfung beschrieben. Geschildert als die neue Sprachsensation aus Ozeanien. Vermutlich ist mein Bildungsstand nicht annähernd dem ihren, denn für mich ist das Buch zwar durchaus spannend, durchsetzt mit diversen Verweisen auf die Filme, doch im Endeffekt nichts weiter als eine gelungere Variante (Ein James Rollins hat mit seinem "Indiana Jones" schon viel Schlechteres geliefert) des Merchandise-Romans. Zu Beginn bekommt der Killer mit Schwester, Kinderlähmung, Gehänsel, schlimmes Familienhaus etliche Ausreden oder medizinische Begründungen für sein Verhalten geliefert. Klischee pur. Stimmig dagegen ist wirklich das harte Leben auf einer Schaffarm im Outback und der Rassismus, der in der Zeit vor dem Vietnamkrieg auch in Australien herrscht. Trockenes, weites Land, Einsamkeit, harte und unduldsame Männer, Machogehabe. Dagegen waren die Filmbilder eines "Quigley, der Australier" mit Tom Selleck die wahre Urlaubsidylle. Die Wut in Mick, seine emotionale Unfähigkeit, sein Drang zum Töten werden nach und nach recht nachvollziehbar aufgebaut und die Jagd nach ihm durch die Polizei und seine Jagd wiederum auf die "Konkurrenz" auch mit einigen Spannungselementen versehen. Böse, fies, brutal, rücksichtslos und gefühllos passt alles gut auf den Roman mit der einen oder anderen Splattereinlage. Wer ein Faible für die Filme hatte und sich auf die TV-Serie freut, macht mit dem Kauf nichts falsch. Aber Jubelarien ausstoßen und hier beinahe die neueste literarische Sensation in den Himmel zu loben, dafür ist "Wolf Creek - Höllisches Outback" doch zu simpel gestrickt (man merkt schon, dass da keine Vollblutautoren von Büchern mit mehreren hundert Seiten am Werk sind) und kein Highlight am Horror-Himmel. Würde aber jemand kommen und behaupten, dies sei eine der besseren Horrorthrillerveröffentlichungen aus dem Bastei-Lübbe-Verlag, hätte ich wenig Argumente, dem zu widersprechen. Rund 335 Seiten, die recht schnell bei dem flüssigen und schlichten Stil zu lesen sind. Einige Begriffe, die serbisch darstellen sollen, musste ich mir dann von einem freundlichen Kollegen, der diese als seine Muttersprache beherrscht und auch sagen lassen, dass da so einige Worte eher in den bosnischen oder kroatischen Sprachgebrauch gehören. Und die Fehlerquote im Buch ist auch bei der noch existierenden deutschen Sprache hoch und manchmal auch recht lästig beim Lesen.

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