Sonntag, 12. Juni 2016

Buchreview "Abschaum" B. Smith

Bryan Smith. Vier Jahre sind seit den Ereignissen des ersten Buches vergangen, in dem Jessica einer Familie von perversen Mutanten ausgeliefert war. Nun kehrt Jessica zurück nach Hopkins Bend. Sie ist auf der Flucht, weil ihr ein Mord angelastet wird, den sie gar nicht begangen hat. Aber in der verlassenen Geisterstadt sind die Dinge nicht so, wie sie Jessica erwartet. Bald findet sie sich in einem Albtraum des Perversen wieder.

Jessica ist wieder da. Aus der Armee geflogen, weil sie in Kabul Scheiße gebaut hat, was etliche Menschenleben kostete. Selbst Daddy konnte da nix mehr machen. Und da sie nichts zu tun hat, niemanden killen darf, da versumpft sie eben regelmäßig und wacht am Tag danach mit einem Riesenkater auf. Und hat hin und wieder mal jemanden abgeschleppt oder sich abschleppen lassen. Diesmal war Zelda die Glückliche. Doch Jessica hat weitere Probleme, wie sie bald feststellen muss. Da rät ihr Papa, dass sie zurück nach Hopkins Bend gehen soll. Das ist so etwas wie eine Geisterstadt geworden und dürfte wohl der sicherste Platz für sie sein. Doch wie das mit solchen sicheren Plätzen so ist: manche sind der Gestalt, dass sie Neugierige anlocken. Daphne und Begleiter Adam sind solche Abenteurer. Daphne schnappt sich Adam immer dann, wenn ihr Freund gerade außerhalb zu tun hat. Sie will halt trotzdem ein bisschen Spaß. Doch Backwood sollte man meiden. Sie werden von Hinterwäldlern aufgegriffen. Adam nippelt gleich ab, Daphne (die später auch mal "nippeln" darf, hehe) wird mitgeschleppt. Was sie dann erwartet, hätte sie sich in ihren übelsten Albträumen nicht vorgestellt. Und dann ist da noch Sienna aus der Umgebung, in der durchaus noch einige Leute leben - und was für welche. Sienna macht sich bald auf den Weg, um bei einer Verwandten zu wohnen, wo sie nicht ständig kritisiert wird. Sie findet diese nahe dem Tode in ihrem Bett, da ihr Mann schon seit Tagen bei Sienna Schwester ein- und ausgeht (denkt euch euren Teil selber) und die kranke Gattin daheim vor sich hinsiechen lässt. Eine vorzügliche Sache. Sie kann die Olle ersticken und dann ihr Ritual zu Wiederbelebung von Toten praktizieren. Und in diese Brutstätte der Gewalt verschlägt es Jessica erneut.

Mal wieder starker Stoff von Bryan Smith. Was bei Frank Festa unter der "normalen" Horror- und Thriller-Reihe angesiedelt ist, hätte bei anderen Verlagen wohl kein Zuhause gefunden und wenn doch, dann nur mit heftigen Kürzungen, durch die es dann zu einer Novelle geworden wäre, noch dazu zu einer mickrigen. Bryan Smith dreht also auf. Und mit dem ersten Teil hat er mich eigentlich sofort in den Bann gezogen. Bryan Smith und Verschwörung, Militärangehörige, die Mist gebaut hat, Mordanschläge - ganz mein Ding. Man lernt aber auch so nach und nach weitere Figuren kennen, die mal etwas länger bleiben und auch vorgestellt oder aber dem Fortgang der Story schnell zum Fraß vorgeworfen werden. Aber mal ehrlich, die gesamte Brut, die durch diesen Roman geistert, könnte man zur Fütterungszeit in nen Tigerkäfig sperren. Lauter böse Menschen und bald auch tote Menschen. Mit Jessica kann man anfangs noch etwas mitfiebern aufgrund er vorgefallenen Ereignisse zu diesem Zeitpunkt, aber auch sie fällt in bösartige Muster zurück. Wie soll man sich auch unter all diesen schrägen, bösartigen, versifften und durchgeknallten Drecksäcken auch normal verhalten? Je weiter die Geschichte fortschreitet, um so dicker trägt der Autor auf. Ein heftiges Gemenge aus Hinterland-Kannibalen, Totenbeschwörungen und sadistischen Mistschweinen. Auch der Egoismus hält Einzug. Der eine oder andere perverse Zug darf nicht fehlen und dann wird es vogelwild, ein richtiger Streifzug durch die Genres und wer an den bisher bei Festa verlegten Werken der Horror-Reihe seinen Spaß hatte, wird sich mit dieser Lektüre sicher wohlfühlen und ein merkwürdiges Ziehen im Magen verspüren. Wer das als Hunger identifiziert, sollte vielleicht mal über seinen künftigen Werdegang nachdenken. Die Story wird immer rasanter, die Gewaltspirale dreht sich immer schneller und seinen Stil hat Herr Smith ja nicht geändert, da kann man sich flugs durchlesen. Eine derb-blutig-brutal-böse Fress- und Fickorgie, die aber aufgrund der Tatsache, dass darum herum eine Geschichte erzählt wurde, besser daherkommt, als so manche reine Schlachtorgie (die ich aber trotzdem nicht missen will). ABER einen Wermutstropen, nen großen, muss ich einfügen, weil es im Buch etwas gibt, das ich die nächste Zeit lieber etwas missen WILL. Diese Backwoodwaldschrate und die Geschichten um sie werden mit der "Flut", die da in letzter Zeit so auf uns Leser losgelassen wurde, etwas nervig. Oder um im Jargon des Buches zu bleiben - sie schmecken derzeit etwas fade. Hier werde ich zumindest, was die nächsten Wochen angeht, mal eine Pause einlegen,sollen die Hinterwäldler sich mal ohne meine lesende Begleitung durch die Wälder metzeln und rammeln (heißt aber nicht, dass ich kommende Werke nicht kaufe, ich werde sie nur nicht gleich nach Erhalt lesen). Und das führt dann auch dazu, dass ich hier viel lieber Army-Jessicas Abenteuern - sogar Rückblenden nach Kabul - im Land der fiesen Verschwörer gefolgt wäre und stattdessen auf einige Zutaten der Sienna-Story oder auch Daphnes Leidensweg verzichtet hätte. Davon aber abgesehen findet diese Fortsetzung von "Verkommen" die Zustimmung von mir und sicher auch der anderen Leser derartiger Lektüre. Nur das Cover war für  ich etwas "langweilig" - von denen wurde diese Rückansicht von Mädels mit Waffen in letzter Zeit die B-Horror-Ware bei Filmen überschwemmt. Hat also jetzt nix mit der Qualität zu tun, sondern nur mit dem abgenutzten Motiv. Würde ich das Endergebnis "punktieren", wäre es eine 7/10. Also kein Fehlkauf.

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