Donnerstag, 17. März 2016

Buchreview "Adrians Untote" C. Philbrook

Chris Philbrook. Das achtteilige Zombie-Epos "Adrians Untote" ist der Blick in die Seele eines Menschen, der um sein tägliches Überleben kämpft, gefangen zwischen Horden von Untoten und Menschen, die zu allem bereit sind. Adrian Ring erzählt in kurzen Tagebucheinträgen von einer Welt, in der das Köpfen eines Zombies noch zu den geringsten Problemen zählt. Vom Wahnsinn, der an der nächsten Ecke lauert. Von Rettung und Verlust. Von seinem Kater Otis, den er retten konnte, und von seiner Mutter, die er erschoss.

Im Juni des Jahres 2010 ist die Menschheit dem Untergang geweiht. Adrian erlebt es hautnah mit, wenn die Toten plötzlich wieder aufstehen und die Lebenden anfallen und beißen. Zuerst denkt er sich nicht bei dem Aufruhr, ruft halt mal die Polizei. Okay, er will sie rufen. Leitungen überlastet. Später erfährt er dann via TV das ganze Drama und macht sich auf den Weg zum nächsten Laden. Vorräte bunkern, Waffen und Munition kaufen, weitere Dinge, die fürs Überleben notwendig sind, beischaffen und zu seinem Arbeitsplatz bringen. Adrian arbeitet an einer abgelegenen Schule für zu reiche Zöglinge als Nachtwächter und Aufpasser, dass die Brut nicht ausbüxt. Das Gelände ist nach
einer Säuberung eigentlich recht gut zu verteidigen. Zusammen mit seinem Kater Otis richtet sich der Militärveteran an einem relativ sicheren Ort der Schule ein, verbarrikadiert die Zufahrt und befreit Schule und Gelände von Zombies. Nach und nach holt er sich weitere Vorräte, Benzin für den Generator, sodass er Strom und Heizung hat. 

Die Story ist in Tagebuchform gestaltet und durch das "Mitwirken" von Otis war ich lange versucht, das Buch mit den Aufzeichnungen des Anwaltes von Manel Loureiro und seiner Katze in "Apokalypse Z" zu vergleichen. Doch während bei Loureiro die Reise durch das Chaos früh beginnt, bleibt Adrian vor Ort. Er ist eh ein Mensch, der sich in Gesellschaft nicht so wohlfühlt, bezeichnet sich selbst als Menschenhasser. Als Veteran der Armee hat er schon genug Unheil gesehen und weiß, was Menschen anrichten können, wenn ihnen danach ist. Das was heutzutage als normal bezeichnet wird und als Gleichschaltung für die gesamte Gesellschaft gelten soll, damit es keine Individuen mehr gibt, keine Andersdenkenden, die von der Regierungslinie oder den Plänen der Konsumgewinnler einfach abweichen und eigene Wege gehen, ist sein Ding nicht. Er will seinen Frieden und im Normalfall kann er sein gegenüber durch seine Größe und mit den seinen Körper verzierenden Tattoos einschüchtern, ohne dass es zu einer schlimmeren Konfrontation kommt. Hin und wieder macht die eine oder andere Bemerkung etwas neugierig, ob er vielleicht Neigungen zu verbergen hat, die ebenso nicht ins ideale Weltbild der Gutmenschen und folgsamen Herde passen, die ihren Führern in jeder Hinsicht folgt und jeden ausgrenzt, der nicht ihre Lebenseinstellung teilt. Seit Einführung des Internets und den (a)sozialen Netzwerken hat die Flut der Wichtigtuer, die zu Hause wohl nix zu melden haben und hier gegen andere hetzen, immens zugenommen. Und die Politiker spielen mit, ja fördern es noch, dass eine eigene Meinung, die nicht die der durch gesteuerte Demokratie dumpf gehaltene Masse darstellt, von eben dieser mithilfe der Medien und den Netzwerken auf übelste diffamiert wird. Da bleibt er also lieber für sich. Er sorgt für seinen Kater, ist durchaus hilfsbereit, wie in den Teilen des Buches, in - nicht wie bei Loureiro, wo einfach auch die Story des Protagonisten plötzlich keine Tagebuchform mehr hatte - denen die Erlebnisse von Menschen geschildert werden, denen Adrian zuvor bei seiner Suche nach Waffen und Lebensmitteln kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch der Zivilisation begegnete, geschildert werden. Adrian ist nicht der Army-Superheld, der große Weltenretter, aber er ist - wenn schon nicht gebildet - clever, weiß sich zu helfen. Sein Erzählstil ist flapsig, hat einen gewissen Humor, der öfter einmal zum Schmunzeln reizt, wenn er sich zum Beispiel Gedanken zur "überbewerteten Lady Gaga macht, die bestenfalls als Geschmack des Monats gelten kann - nicht für Zombies als Mahlzeit, nur als Musik" oder sich über die Zahnpflege der Film-Zombies echauffiert und sich dann fragt, ob die Bisse von Alte-Leute-Zombies, die ja nur noch ein Gebiss tragen, auch ansteckend sein könnten. Existenzielle Erkenntnisse in einsamer Umgebung. Er hängt seinen Träumen nach, vermisst frühere Wegbegleiter, nutzt einmal den Fund etlicher Dosen Bier zu einem Besäufnis, um sich endlich einmal zu betäuben und von den Alltagssorgen, dem Überlebenskampf, weg zu sein. "Adrians Untote" ist actionreich und nachdenklich, blutig, aber nicht überhart. Und nachdem ich mich dann so richtig in das Buch eingelesen hatte, war ich überrascht, wie enttäuschend ich es fand, dass die Geschichte mit Seite 324 für dieses Mal schon ihr Ende fand. Ich hätte noch locker 1000 Seiten weiterlesen können. Glücklicherweise gibt es noch sieben weitere Teile von Adrian und seinem Tagebuch. Voodoo Press, bitte übernehmen Sie.

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