Montag, 29. Februar 2016

Buchreview "Trudge - Schleichender Tod" S. Chesser

Shawn Chesser. Für Cade Grayson, Ehemann, Vater und ehemaliges Delta-Force-Mitglied, begann dieser warme sonnige Samstag im Juli - später bekannt als "Z-Tag" - wie jeder andere Tag auch. Seine Tochter Raven und seine Frau Brook waren auf dem Weg nach Myrtle Beach in South Carolina, um ihre Eltern zu besuchen und ein paar ruhige Tage zu verbringen. Doch diese Hoffnungen wurden schnell zunichte gemacht und sein Leben für immer verändert, als ihn die Nachricht von einem Zusammenstoß in der Innenstadt von Portland zwischen Soldaten der Oregon National Guard und Hunderten von anarchistischen Demonstranten erreichte, die plötzlich extrem gewalttätig und blutrünstig geworden waren. Für Cade und seine Familie beginnt ein Kampf ums nackte Überleben.

Cade hatte gerade Frau und Tochter verabschiedet, als er nach seinem Entschluss, endlich mal etwas in Ruhe am Haus zu arbeiten, zum Nachbarn Ted geht und den knabbernd an dessen Gattin vorfindet. Die Frau ist blutüberströmt und Cade will ihr helfen, greift ein. Doch Ted ist derart bissig, dass er ihn  mit einem Eispickel für immer ruhigstellen muss. Und als sich die Frau von Ted auch wieder erhebt, weiß er, was zu tun ist, schließlich hat er schon genug Zombiefilme gesehen. An dem Mist kam ja niemand vorbei. Also flugs der Tussi auch die übe eingeschlagen und angefangen zu packen. Der Versuch seine Frau und die Tochter zu erreichen, misslingt ihm ebenso wie eine Kontaktaufnahme mit den Schwiegereltern, zu denen die Beiden wollten. Der Entschluss nun nach Osten zu fahren, ist schnell gefasst. Rawley, ein anderer Nachbar, der überraschend gut ausgerüstet ist, was Waffen und Munition angeht, schließt sich ihm an. Mit den zwei hochtourigen Wagen kommen sie gut vorwärts. Unterwegs schließen sich ihnen zwei junge Frauen in ihrem Cabrio sowie Duncan und Harry in ihren jeweiligen Wagen an. Während sie sich Routen abseits der Hauptstraßen suchen, nutzt eine brutale Biker-Gang die Gunst der Stunde für ihre Raubzüge und Mordgelüste. Cade und seine Reisegefähtern versuchen, der Höllenbrut aus dem Weg zu gehen, was aber nicht ganz gelingt. Doch zuvor machen sie noch ein Erlebnis der besonders schrecklichen Art. Unterwegs hatten Rawley und Cade schon zwei Jungs aufgelesen, deren Eltern zu Untoten wurden. Als sie an einem Rastplatz ankommen, werden die Jungs von kleinen Schulblagen angegriffen, die mit ihrer Lehrerin und dem Busfahrer unterwegs waren. Das zwingt die Erwachsenen sozusagen die beiden Jungs zu retten und dafür kleine Kinder zu erschießen. Unterdessen mussten auch die Tochter Raven und Ehefrau Brook ihren Tribut an die Beisser zollen. Brooks Eltern wurden infiziert und sie muss mit ihrem Bruder und ihrer Tochter fliehen. Von Cade hat sie einen Kontaktnamen erhalten, der ihr im Notfall sicher helfen würde. Es ist ein Captain in Fort Bragg - Mike Desanto. Nach einigen unerfreulichen Begegnungen mit den Untoten erreichen sie das Fort, nur um dort festzustellen, dass auch hier die Belagerung durch die Zombies ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Selbst die Armee ist nicht mehr in der Lage, die Situation zu beruhigen. Und dann steht auch noch ein Kommando an, das nach Washington muss, um ins Weiße Haus einzudringen und nach dem Präsidentern und seinem Stab zu sehen.

"Trudge - Schleichender Tod" ist jetzt keine Weltneuheit geworden und was der deutsche Beititel "schleichender Tod" soll, will sich mir nicht ganz erschließen. Schleichen tut dort kaum einer (die Zombies sind je nach Zeitpunkt der Infektion mal schneller oder schon etwas langsamer). Glücklicherweise auch nicht der Leser, denn was die Action angeht, herrscht hier kein Mangel. Es gibt von Beginn an Zunder. Hin und wieder wirkt die Reise von Cade wie eine Zombie-Version von Clint Eastwoods "Der Texaner" mit den ganzen Reisegefährten, die sich ihm anschließen. Doch im Gegensatz zu dem Film, darf man sich hier nicht allzusehr an die Figuren gewöhnen, denn einige Sympathieträger erleben das Ende der ersten Buches von mittlerweile zehn nicht. Wer Gefallen an Büchern wie "The end" von G. Michael Hopf und den Militärromanen um Zombieseuchen von Craig DiLouie gefunden hat, ist hier vollkommen richtig. Und somit sind wir dann auch dabei festzustellen, dass dies ein recht amerikanisches Buch mit den entsprechend heroisch-patriotischen Anwandlungen ist. Politisch scheinen Hauptfigur und/oder Autor zumindest nur ganz leicht links von Attila, dem Hunnenkönig, angesiedelt zu sein. Demonstranten werden da schnell mal zu Anarchisten. Wem das zu amerika nisch ist, der ist halt zu europäisch. Die Handlung ereignet sich an vier Tagen und diversen Locations, die in flottem Wechsel und mit Cliffhangern an den Kapitelenden serviert werden. Kurz und knackig, voller roher Gewalt und so mancher recht blutigen Szene und das Erschießen von kleinen Kindern wurde so emotionslos auch bisher kaum von jemand dagerstellt. Nix mit Heularien von wegen "Ach die armen Kleinen". Shawn Chesser hält sich bei den Gemetzeln zwar nicht lange auf und lässt kein explizites Gematsche in den Vordergrund kommen, aber so die eine oder andere Erwähnung von Gedärmspeise wird schon mal erwähnt, um dann aber gleich wieder Tempo mit hohem Munitionsverbrauch aufzunehmen. Hier und da zeigt sich mal ganz kurz etwas Sozialkritik (Grenzschließungen gegen illegale Einwanderer aus dem Süden usw. - Worte, die hier momentan auch auf fruchtbaren Boden fallen würden, vermute ich.) angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Auch die politischen Elemente bleiben (noch) im Hintergrund. Steckt die Chinesen dahinter? Eine Frage, der in späteren Romanen vielleicht nachgegangen wird. Zudem wird eine gewisse Marzenberg-Gruppe erwähnt. Beginn eines größeren Verschwörungsthemas? Man wird sehen. Ein paar Klischees wie die blonden Zwillingsschnuckel in ihrem roten Cabrio mussten sicher sein, aber insgesamt überwiegt die actionreiche, wenn auch recht sinnfreie Unterhaltung. Die knapp über 220 Seiten vergehen wie im Flug und ich hoffe, dass die Reihe weitergeführt wird. Ehrlich, lieber amerikanisch-patriotisch-actionreich als deutsch-dröge-düster-schwermütig-reuig und laaaaaaaangweilig. Nicht wirklich innovativ, aber dafür extrem kurzweilig, wenn es an allen Ecken und Ende kracht und man keine Gefangenen macht. Der Tod kommt nicht schleichend, sondern mit einem Bleigewitter und Armyeinsatz. Als Actionfan hat es mir gefallen. Scheiß auf Dialoge oder ausführliche Charakterzeichnung - Rabatz, und den ordentlich.

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