Samstag, 13. Februar 2016

Buchreview "Timmy Quinn 2 - Das Schiff + Der Wanderer" K. P. Burke

Kealan Patrick Burke. Das Schiff. Am Ufer einer einsamen Insel vor der irischen Küste strandet ein unbemanntes Boot, beobachtet von einem Mann, den die Toten zu fürchten scheinen. In einer kleinen Steinkapelle flüstert eine Frau ein verzweifeltes Gebet, während etwas Blasses, Grauenhaftes an den Fenstern kratzt. Ein junges Mädchen rennt zur Küste, um dort ihren Geliebten zu treffen. Stattdessen stößt sie auf etwas Ungeheuerliches. In einem Beichtstuhl wartet ein toter Mann darauf, dass ihm die Beichte abgenommen wird. Ein Schuss in einer Kirche in Los Angeles treibt Tim Quinn um die halbe Welt und damit in einen Albtraum. Auf der Insel Blackrock stößt er auf Liebe, Mord und Wahnsinn, und er entdeckt die erschütternde Wahrheit über den Vorhang und diejenigen, die sich dahinter befinden.
Der Wanderer. Im Alter von elf Jahren sind dem Jungen Timmy Quinn seltsame Dinge widerfahren. Sein gewöhnliches Leben endet plötzlich in einem Chaos der Offenbarung. Er entdeckt eine weitere Ebene zwischen Existenz und Nichtexistenz, eine Ebene, die nur rachsüchtigen Geistern vorbehalten ist: Den Vorhang. Schlimmer noch, Timmy sieht diese monströsen Wesen, die sich frei zwischen den Welten bewegen und blutige Rache nehmen können. Seine Suche nach Antworten hat ihn um die halbe Welt geführt, ihn gezwungen, das Schrecklichste zu ertragen, und zu erkennen, dass die weitere Ebene, als Bühne bekannt, von Menschen erschaffen wurde, und dass die Toten nicht nach ihrem freien Willen handeln, sondern von einer schleierhaften Figur, bekannt als »Der Wanderer«, beeinflusst werden. Über diesen Mann weiß Timmy nichts. Aber er wird noch so einiges herausfinden, und die Zeit wird kommen, in der er auch erkennt, dass der Wanderer ein schlimmerer Gegner ist als die rachsüchtigen Toten.


Timmy Quinn, inzwischen einige Jahre älter und nun mit dem Anspruch, Tim genannt zu werden, ist in Los Angeles bei seinem Vater und will von ihm einen Ort genannt bekommen, an dem er in Frieden und Ruhe vor den Geistern leben kann. Der gibt ihm an, dass eine kleine Insel vor Irland mit nur 30 Seelen das Richtige für ihn wäre. Keine Verbrechen, keine Toten, keine Geister, die Tim heimsuchen können. Fataler Irrtum. Zuerst wird er vom Dorfpolizisten in eine Art Verhör genommen, weil der und die verschworene Gemeinschaft wissen wollen, was es mit dem seltsamen Amerikaner auf sich hat. Und es dauert auch nicht lange und er hat die ersten Erscheinungen. Ein Priester, der in der Kirche an einem Strick baumelte. Dann taucht auch noch seine Freundin Kim auf der Insel auf. Fortan entwickelt sich die Geschichte, wie es sich Tim nicht träumen wollte. Alte Geheimnisse kommen ans Tageslicht, ein Boot mit einer toten Frau treibt an den Strand. Die Geister wollen Rache. Und in der Story "Der Wanderer" kommt eine Figur zum Zuge, über die Timmy noch nichts weiß, bald aber viel erfahren wird. Denn "Der Wanderer", dessen Geschichte hier erzählt wird und der in einer üblen Familie aufwuchs, hat Macht über die Toten.

Der neue Band um Timmy Quinn und seine Erlebnisse ist ein echter Gruselschrecken mit der einen oder anderen recht blutigen Szene. Zwar keine großen Ekelszenen oder ausufernder Blutdurst, aber auch nicht völlig ohne  Gewalttätigkeiten. Nach und nach kann man das Grauen, das Tim erfährt, fast mit den Händen greifen. Statt eine Zuflucht zu finden, ist alles nur noch schlimmer geworden. Verlust prägt nun seine Welt weiterhin, er kann seinem vermeintlichen Schicksal nicht entkommen, egal wohin er sich wendet. Düster, mit eloquentem Stil und zielsicherer Wortwahl, schickt der Autor seinen Protagonisten auf eine weitere Odyssee während seiner Suche nach Frieden. Einem Frieden, den er immer vor Augen hat, den er aber nicht erreichen kann. Verzweiflung macht sich breit in dem jungen Mann. Sehr gelungen ist auch die Schilderung der abgelegenen Gemeinschaft, deren Verbundenheit untereinander und deren Misstrauen Fremden gegenüber. All das wird hervorragend erzählt von einem Autor, den ich bis vor wenigen Jahren nicht kannte, nicht einmal seinen Namen irgendwo gelesen hätte. Kealan Patrick Burke gehört nicht zu den Romanciers, die plakativ auf brutale Gewalt setzen, sondern langsam eine erschreckende Atmosphäre aufbauen, wie die vernebelte Insel mit dunkel aufragender Kirche in einem kleinen Dorf, eher ein Weiler, nur zu gut beweisen. Mit der Geschichte "Der Wanderer" wird dann das Buch sozusagen abgerundet, um einen Cliffhanger zu platzieren, der es in sich hat. Man (in diesem Falle ich) giert oder lechzt geradezu nach dem abschließenden dritten Band. Hoffentlich wird die Zeit nicht zu lang. Und hier auch ein Lob an den Verlag Voodoo-Press, der mit "Scriptmanufaktur" ein neues Lektorat/Korrektorat an Land gezogen hat, das - auch hier ein ausdrückliches Lob - die Krankheit der kleinen, aber manchmal recht häufigen Fehler ausgemerzt hat. Nichts lenkt von der Lektüre ab - und die ist qualitativ schon sehr hochwertig. Die 180 Seiten waren tatsächlich flugs "verschlungen".

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