Mittwoch, 24. Februar 2016

Buchreview "Header" E. Lee

Edward Lee. "Opa, was ist ein Header?".  In West Virginias einsamen Wäldern gelten andere als unsere Gesetze, und dort vollzieht man eine sehr spezielle sexuelle Praktik. Sie ist so eklig, dass niemand darüber redet - und viele glauben, dass es so etwas gar nicht gibt. 

Backwood West Virginia. Drogenküchen, Schnapsbrenner, Hinterwäldler ohne Bildung oder gar so etwas wie einem Job. ATF-Agenten kümmern sich mehr oder weniger darum, den Sumpf der illegalen Transaktionen auszutrocknen. Stew Cummings ist einer davon. Aber er hat ne kranke Frau zu Hause, die Unmengen teurer Medikamente braucht, für die sein Gehalt nicht ausreicht. Also schaut er gegen eine gewisse Gebühr öfter mal weg. Travis hingegen ist ein Hinterwäldler durch und durch. Ungebildet, kriminell, versifft und brutal. Nach einigen Jahren Knast, in denen er seinen Arsch nur durch Anwendung von heftiger Gewalt vor Penetration bewahren konnte, kommt er wieder raus und es zieht ihn nach Hause in die bewaldeten Berge seiner Heimat. Dort lebt nur noch sein Opa, dem beide Beine wegen Diabetes amputiert wurden. Und Opa weiht seinen Enkel nun in die Geheimnisse des "Header" ein. Ein altes Ritual in der Gegend, das sich verfeindete Familien so als letzten Gruß gerne antun. Travis findet Gefallen daran - und Opa? Ja, der ist froh, dass er auf seine alten Tage noch jemand zu einem Header verhilft. Indes macht sich Cummings bei einem der Drogenköche eher unentbehrlich und kassiert mehr ab - und wird danach gierig. Seine Frau zu Hause benötigt immer teurere Medikamente und mit dem Geld, das die Verbrecher irgendwo rumliegen haben müssen, hätten sie ausgesorgt und könnten in wärmere Gefilde fliehen. Gedacht, getan. Und ganz nebenbei muss er ja auch noch die Morde an den Menschen aufklären, die tot in der Landschaft liegengelassen wurden.

Edward Lee insane. "Beim Sterben ist jeder der Erste" aka "Deliverance" in total krank. Für Lee-Erstleser ist der Backwooder "Header" vermutlich die ideale Einstiegsdroge in die kranke Welt dieses Extrem-Horror-Autors, war es doch auch sein Start in diese Richtung. Leser, die seinen Wahnsinnsideen schon vor längerer Zeit lesetechnisch zum Opfer fielen und durch ihre Abhängigkeit nun unrettbar an ihn gekettet sind, werden nur - so sie es nicht schon wissen - auf die Beantwortung der Eingangsfrage warten: "Opa, was ist ein Header?". Danach geht eigentlich alles seinen gewohnten Gang, kann kaum überraschen, ist es doch der noch nicht ganz ausgereifte Beginn einer Reihe mit abartigem Humor und absoluten Geschmacklosigkeiten, die sich von Buch zu Buch immer mehr zu übertreffen versuchen.Und seine Anhängerschaft mehren. Neben den Hinterwäldlern mit ihren seltsamen Regeln und ihrem noch seltsameren Gebaren gibt es noch gute und böse Bullen, den Flair einer im Niedergang begriffenen Gegend, in der Armut regiert. Überraschungen bietet die Story kaum, höchstens Kath bietet gegen Ende noch nen kleinen Twist. Die Novelle liest sich flott, ist stilistisch nicht gerade ein Schwergewicht, weist aber schon den Weg, den Edward Lee später mit viel Erfolg beschreiten wird. Satte Ekelportionen angereichert mit Blut und Hirnmasse, dazu ne Portion Sex der abartigen Variante in den düsteren, von Welt und Gesetz vergessenen Wäldern der USA, von denen nie jemand glauben würde, dass sie tatsächlich existieren. "Header" erschien in Deutschland wie auch die anderen Bücher von Edward Lee beim Festa-Verlag. Besonders daran ist aber, dass es eine Sammlerausgabe ist, die nur über den Verlag vertrieben wird - oder wurde, da schon ausverkauft -, auf 666 Exemplare begrenzt war und zum Buch auch den Originalfilm "Header" als DVD mitlieferte. Für Fans schon fasr ein Schnäppchen. Wird sicher bald einige unmoralische Angebote auf den entsprechenden Plattformen geben. Gestern auf ebay wurden einmal 120 Euro ausgerufen. Abzocke halt. Wie bei jedem Medium darf auch die nicht fehlen. Dennoich greifen Fans oder Sammler zu, die nicht das Glück hatten, ein Abo beim Verlag abzuschließen oder einfach zeitig zu bestellen.

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