Montag, 15. Februar 2016

Buchreview "Apokalypse Z -Zorn der Gerechten" M. Loureiro

Manel Loureiro. Europa liegt in Trümmern: Ein mysteriöses Virus hat unzählige Menschen in Untote verwandelt. Drei Überlebende treten die gefährliche Reise in die USA an, in der Hoffnung, dass dort noch ein Stück menschliche Zivilisation zu finden ist - nur um festzustellen, dass auch Amerika von den Zombies zerstört wurde. Einzig das kleine Städtchen Gulfport, Mississippi, ist bisher verschont geblieben. Doch Sicherheit hat ihren Preis: die Freiheit.

Bei ihrer Reise Richtung USA geraten der Anwalt, Pritschenko, Lucia und Kater Luculo in einen heftigen Sturm, den ihr Boot nicht zu überstehen droht. Doch dann taucht eine riesige, schwarze Wand vor ihnen auf. Anscheinend ein Tanker der schieren Größe nach zu urteilen. Damit die Besatzung sie in dieser Dunkelheit und der Höhe des Kolosses überhaupt bemerkt, feuern sie eine Leuchtkugel ab und haben Glück. Man hat registriert, dass jemand in Not ist und lässt eine Art Lotsenleiter an der Seite herab, über die die in Seenot geratenen an Bord entern können. Schon bald kommt ihnen alles hier etwas seltsam vor. Auch die Reiseroute ist ungewöhnlich. Es geht nach Afrika, um dort Ölvorräte aufzunehmen. Dazu werden Truppen angelandet, die dort mit den Untoten fertig werden sollen und das Öl zudem in den Bauch des Tankers zu pumpen. Es gibt zwar einige Verluste, aber ungewöhnlich ist auch, dass bei den Kämpfern kein einziger Weißer ist. Und diejenigen, die nur gebissen, aber nicht zerfetzt werden, dürfen wieder an Bord. Man tritt den Törn zurück Richtung USA an und als der Anwalt mit dem Kapitän und den Offizieren zusammen speist, stellt er eine fanatische religiöse Stimmung fest und muss bald erfahren, dass hier eindeutig eine Rassentrennung herrscht. Das bestätigt sich, als sie in Gulfport ankommen. Das Städtchen ist ein einsames Bollwerk gegen die Untoten, wird aber von einem Despoten namens Greene beherrscht, der die Bewohner gnadenlos unter seine Knute gezwungen hat. Als Unterstützer und Sicherheitspolizei dienen ihm Ex-Knackis der Aryan Nation, die sich in dieser neuen Ordnung pudelwohl fühlen. Sie können fast nach Belieben gegen Andersgläubige oder Andersfarbige vorgehen. Die Menschen bleiben unter Kontrolle, weil es ein Mittel gibt, das die Ansteckung durch den Virus oder einen Biss zwar nicht heilt, aber den Prozess extrem verlangsamt. Und zu allem Überfluss macht sich von Nordkorea aus, das sich durch seine rigorose Abschottung gegenüber der restlichen Welt tatsächlich vor dem Virus schützen konnte und keine Krankheitsfälle aufweist, ein größerer und schwerstbewaffneter Trupp via Schiff nach Amerika auf und landet an der Westküste an. Von dort aus soll es nun Richtung Osten gehen, wo die Bohrinseln vor der Küste das Öl fördern, das nicht nur die Amerikaner brauchen, sondern auch die Nordkoreaner. Die Asiaten erobern die USA und brauchen sich nur um die "Krümel" kümmern, die die Untoten übrig gelassen haben. "Gulfport" wird zum Schauplatz einer finalen Schlacht.

Vorab hätte der Autor vielleicht etwas besser recherchieren sollen. Er hat Countys direkt als Grafschaft übersetzt. Diesen Begriff haben einst die Briten ins Land gebracht, aber in den USA gab es dann nur in zwei Bundesstaaten wirklich Grafschaften und auch das hatte bald ein Ende. Zu der Zeit, in der das Buch spielt, gibt es jedenfalls keine Grafschaften mehr, sondern nur Countys. Dann lässt er den Anwalt in der Kajüte kochen. Die Kochstelle in der Kajüte wäre dann aber die Pantry oder Kombüse. Daneben gibt es noch einige Logiklöcher (Hier wäre vielleicht ein gutes Lektorat/Korrektorat wie Scriptmanufaktur, um mal ein Beispiel zu nennen, ein Gewinn gewesen, das man sich bei dem Preis von 14,99 Euro für das Buch auch sicher hätte leisten können.). Die Story ist jetzt nicht gerade wunderlich innovativ. Religion, Rassismus, ein Despot, der eine Stadt mit seiner harten Hand führt, böse Schlitzaugen, blonde Nazis der Aryan Nation. Ein Gemisch, das man schon aus etlichen anderen Geschichten dieser Art kennt, Klischees werden also munter bedient. Auch die Charakterisierung der einzelnen Figuren ist wenig überraschend. Schwarz und Weiß wird hier perfekt gemalt. Was man dem Buch aber absolut nicht absprechen kann, ist eine sehr actionreiche Handlung mit einem finalen Gefecht jeder gegen jeden, das es in sich hat. Freunde von Geballer und riesigen Explosionen, Einsatz von RPGs und Panzern gegen Amis und Zombies werden auf ihre Kosten kommen. Stilistisch vielleicht ein Leichtgewicht kann Manel Loureiro auf jeden Fall ein flottes und kurzweiliges Buch attestiert werden, das sich zwar nicht durch überbordende Brutalität auszeichnet, dafür aber schnell und locker zu konsumieren ist. Obwohl man einige Handlungselemente schon aus anderen Büchern kennt, ist "Apokalyse Z - Zorn der Gerechten" weitaus unterhaltsamer als z. B. die recht lahme "The walking Dead"-Buchreihe von Robert Kirkman, auch wenn man zugeben muss, dass die Koreaner irgendwie wohl nur dazu dienten das Konstrukt noch fetziger zu machen und ansonsten eher kaum Daseinsberechtigung haben (in diesem Buch, meine ich). Dass hier auch mal wieder die Nazis aus dem Keller geholt wurden und man den Zugtransport auch aussehen ließ wie die damaligen Fahrten in die Lager, war für mich dann doch nicht gerade die Superidee, da sie ja von jedem benutzt wird, der einen brauchbaren Bösewicht sucht. Lasst euch mal was Neues einfallen. Dies und ein paar andere Dinge sind die Schwächen in dieser für den Massenmarkt kompatibel konzipierten Trilogie, die mit schnellen Handlungsabläufen nicht geizt und sich die stärksten Momente für das letzte Buch aufgehoben hat. Schaut man mal nicht auf die erwähnten Mängel, ist "Apokalypse Z - Zorn der Gerechten" also goutierbare Allerweltsware, bei der sich die Buchhändler nicht weigern, es ins Sortiment aufzunehmen - kommt ja auch von einem der Marktführer, die stößt man nicht gerne vor den Kopf. Wer also mit der Auswahl bei seinem Stammbuchhändler bisher zufrieden gewesen ist, kann sich auf diese Trilogie aus dem Zombieversum locker einlassen und macht weniger falsch als der Autor bei dem einen oder anderen kleinen Lapsus.    

Keine Kommentare: