Freitag, 12. Februar 2016

Buchreview "American wasteland" T. Curran

Tim Curran. Der Biker John Slaughter hält nichts von Autoritäten. Als eine Katastrophe die USA in nukleares Brachland verwandelt, genießt er das Gefühl von totaler Anarchie und Freiheit. Doch bald wird den Überlebenden das Leben zur Hölle gemacht, als seltsame Würmer vom Himmel prasseln. Sie fressen sich in das Fleisch der Menschen und verwandeln sie in willenlose Tötungsmaschinen. Eine bekannte Biologin könnte die Seuche beenden. Um sie zu finden, bricht John in Richtung Mississippi auf. Er ahnt nicht, das er geradewegs durch die Hölle auf Erden fährt: Mutanten, Monster und konkurrierende Rocker lauern ihm auf - und uralte, diabolische Mächte sind zu neuem Leben erwacht. 

John Slaughter, zumeist nur Slaughter genannt, ist ein 1%-er. Einer dieser ernsthaften Gangsterbiker, die für ihre Zeichen alles tun. Sei es nun morden oder nur Schutzgeld eintreiben. Nichts geht ihnen über ihre Kumpels, ihre wahre Familie - nur für einen aus der Truppe der Devisl's Disciples lohnt es sich, das Leben zu geben. Eine verschworene und harte Gemeinschaft mit brutalen Regeln. Doch Slaughter ist alleine unterwegs im Ödland. Seine Freunde, die einzigen, die er je hatte, sind entweder tot oder in einem Bundesknast. So schlägt er sich solo durch ein kaputtes Land, erwehrt sich den Würmerfressern, den lebenden Toten mit aller Kraft und extremer Gewalt. Dann wird auch er eines Tages einkassiert - und erhält einen Auftrag. Die Armee will keine von ihren eigenen Leuten ins mittlerweile wieder unbekannte Land des Westens schicken. Zu groß ist die Angst, dass diese gut ausgebildeten Männer, die an einer wichtigeren Front gebraucht werden, nicht mehr zurückkommen. Also nimmt oder besser zwingt man entbehrliche Figuren, den Job der Armee zu übernehmen. Leute wie Slaughter eben. Und der bekommt seine noch lebenden Kumpels aus dem Knast als Unterstützung. Gut bewaffnet und auf ihren Bikes, in ihren Kutten, mit ihren Zeichen, rasen sie gegen Westen und müssen sich bald aller möglichen Gefahren und Horden von Würmerfressern erwehren. Slaughter wird zeitweise von seinen Leuten getrennt und trifft auf unterschiedliche Einsiedler, die ihn mit Informationen versorgen. Danach geht es in den finalen Kampf, nachdem er seine Truppe wieder um sich versammelt hat.

"American Wasteland" ist fast wieder ein Western. Abgesehen von den Bikes und diversen modernen Waffen, wird der Westen wieder von den aus Osten kommenden "Zivilisierten" erobert, indem man die wilden Horden auszurotten versucht. Selbstverständlich mit diversen Zutaten wie dem Übersinnlichen, das durchaus einigen Platz einnimmt, zombieartigen Würmerfressern, die fast schon die Rolle der damals als so blutrünstig verschrieenen "Wilden" eingenommen haben. Die Biker-Crew stellt so eine Art extra-fiese glorreiche Sieben dar, die das Terrain von einer Geißel des dlandes befreien. Tim Curran scheint sich irgendwie an Namen aus Filmen der 70-er Jahre orientiert zu haben und ganz nebenbei werden auch Chuck Norris und Dr. Who zu Ehren gebracht: "Slaughter" (Jim Brown), "Dirty Mary" (Susan George in "Dirty Mary, crazy Larry"), "Snake" (Okay, frühe 80-er Kurt Russell) und dem Buch (auf gar keinen Fall dem Film) "Damnation Alley" von Robert Zelazny, in dem ebenfalls ein krimineller Biker dazu auserkoren wird, zur Rettung der Menschheit beizutragen. Gegen Slaughter ist Tanner aber ein Weichei. Was mich etwas enttäuscht hat, war diesmal das Szenario mit dem Indianer und den Erzählungen und Mythen. Hat für mich die Geschichte unnötig ausgebremst, war einfach zu ausführlich. Der Rest ist gespickt mit kleinen und größeren Anspielungen auf frühere Bücher ("Leviathan", "Kopfjäger") und der Sturm der Mutanten auf den Hügel hatte schon was von Vietnam wie in dem schon erwähnten "Kopfjäger". Aber hier setzt Curran eindeutig nur auf die reine und blutrünstige Variante der Unterhaltung. Und von Biker-Romantik ala "Easy rider" oder Schlaffis wie in "Der Mann aus San Fernando" kann man sich gleich verabschieden. Schluss mit lustig und romantisch. Verbrecher und Mörder allesamt. Leben um zu töten. Und das tun sie mit Wonne. Schlachtorgien und Blutbäder, Mutanten, fiese Nebel und Geister sowie verquere Visionen. Alle Zutaten da, die einen blutig-unterhaltsamen Leseabend garantieren. Größtenteils auch gelungen, abzüglich des von mir schon erwähnten Sermons. Mal etwas anders auch dadurch, dass der "Held" dieser Geschichte ein Drecksack und Verbrecher vor dem Herrn ist und nicht durch irgendwelche hehren Motive durch die Hintertür wieder irgendwie doch zu einer liebenswerten Sympathiefigur mit kleinen Fehlern stilisiert wird. Slaughter ist ein fieser Killer und er hat seinen Spaß dabei - nix mit Schönling und Gutmensch, noch nicht einmal mit charakterlichem Tiefgang oder auch nur irgendwelchen guten Seiten. "American Wasteland" ist ein blutiges Gematsche mit bösartigem Helden, der über 410 Seiten Tempo und Gedärm raushaut, dass es eine wahre Pracht ist. Abzug in kleinerer Dosis für den trägen Mythenteil, der Rest ist auf jeden Fall ne blutrote Empfehlung wert.

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