Montag, 28. Dezember 2015

Buchreview "Omega Days - Die letzten Tage" J. L. Campbell

John L. Campbell. Das Ende der Welt kommt schnell - aber nicht schmerzlos. Das sogenannte Omega- Virus verbreitet sich mit rasender Geschwindigkeit über den gesamten Erdball. Nur wer hart im Nehmen ist, hat noch eine Chance, der Armee von Toten zu entkommen, die sich unaufhaltsam ausbreitet und Land für Land, Stadt für Stadt, unter sich begräbt. Und wer so hart im Nehmen ist wie Pater Xavier Church und Waffenexpertin Angie West, hat vielleicht die Chance, die Toten zu besiegen.

Tenderloin. Ein Problemviertel in San Francisco. Hier tut Pater Xavier Church in einem Kloster seinen Dienst im Sinne des Herrn. Als eines Tages eine Mutter zu ihm kommt, die Angst hat, dass ihr Sohn in die Fänge einer Gang gerät, will er dem Burschen ins Gewissen reden, der auch noch eine Waffe gebunkert hat. Doch vor Ort macht sich der Bengel madig - bis zwei miese Figuren aus der Gang auftauchen und ihn umnieten wollen, weil er sie angeblich verrät. Da bleibt dem Pater nichts übrig - er schnappt sich die Waffe des Burschen und sorgt dafür, dass die Gangmembers ohne Umweg über einen Besuch beim Schöpfer direkt in die Hölle abrauschen. Dann begibt er sich zurück zu seinem Domizil und sieht den Vorsteher und somit seinen Chef aus dem Fenster in den Garten starren, wo eine Nonne sichtlich unsicher mit dem Fenster abgewandten Gesicht einfach so dasteht. Sein Boss geht nach draußen - und wird von der Nonne  angefallen. Sie beißt ihm direkt ins Gesicht, zieht die Haut in Fetzen ab, vergreift sich dann direkt am Fleisch und kaut mit wildem Gesichtsausdruck darauf herum. Aus den anderen Räumen kommen weitere Bewohner, die in ähnlicher Manier auf den Gärtner losgehen und nun auch Xavier Church an den Priesterkragen wollen. Dem bleibt nichts übrig, als sich schnellstens zu verdünnisieren. Doch dieser Vorfall ist nicht auf die Umgebung des Klosters begrenzt. Einer dieser TV-Prediger, die sich mit Buchverträgen, Spendensammlungen und dummem Gewäsch an den Anhängern ihrer sogenannten Religion bereichern und dabei die Gesetze der realen Welt mal gerne vergessen, sollte sich wegen Steuerhinterziehung verantworten. Ein geschickter Anwalt hat ihn zumindest bis zur Verhandlung auf freien Fuß gebracht. Was der prompt dazu nutzen will, um sich abzsuetzen. Man saß schon abflugbereit in einer G6, die selbstverständlich zum Privatbesitz des Predigt-Schwätzers gehört, der es den offiziellen religiösen Instituten nachmacht und Geld für nix einkassiert, als sie vom Tower aus in Warteposition beordert werden. Begeisterung sieht natürlich anders aus - bis sie sehen, dass eine Passagiermaschine den schnellsten und kürzesten Weg  aus ihrer Flugbahn Richtung viel zu hartem Erdboden bzw. Landebahn nimmt. Sie knallt auf den Asphalt und geht in Flammen auf. Nicht nur, dass sie ihnen jetzt den Weg versperrt  - da krabbeln doch tatsächlich angekokelte Figuren aus der zerstörten Maschine und fallen über die Menschen her, die den Flughafen bevölkern. Zeit, mit seinem Gefolge eine sicherere Gegend aufzusuchen. In Berkeley macht sich Skye mit ihrer Familie bereit, ihren Umzug an die Uni hinter sich zu bringen. Papa und Mama sowie ihre kleine Schwester Crystal sind bei ihr. Und bald auch die Infizierten. Papa erwischt es zuerst, dann Muttern und zuletzt ihre kleine Schwester. Nur Skye kann entkommen. Sie trifft auf einen Trupp Soldaten, die in einem Humvee in der Stadt für Ruhe sorgen sollen. Gemeinsam mit denen versucht sie zu überleben. Doch bald wird die Übermacht zuviel und ihre kleine Crew dezimiert. Mit dem Sergeant des Teams, dem Soldaten Taylor und dem Humvee versuchen sie nun ein sicheres Refugium zu finden. Danach trachten auch Bud und Angie, welche für eine Reality-Show arbeiten, wobei Angie schon in Sachen Kampfausbildung und Waffentechnik erprobt ist, was sich jetzt als äußerst nützlich erweist. Überall in Kalifornien erheben sich die Infizierten und bald sind es riesige, die das Land unsicher machen und die Lebenden zu ihren Häppchen machen wollen. Es gibt Nachrichten von Schiffen, die sicher sein sollen und mit denen man in eine Gegend verschwinden kann, die vom Virus noch nicht betroffen sein soll. Diese versuchen die Überlebenden nun zu erreichen.

"Omega days" entpuppt sich als ein actionreicher Zombieroman, bei dem in immer wechselnden Perspektiven der Kampf unterschiedlicher kleiner Gruppen gegen die Infizierten geschildert wird. Die Charaktere sind alle sattsam bekannte Muster aus unheimlich vielen bisher schon erschienenen Stories zu diesem Genre. Der toughe Priester mit einer harten Vergangenheit, die Studentin, die lernt zu kämpfen, um ihr Überleben zu sichern, der aalglatte Gangster, der nur an sich denkt und bereit ist, für sein Wohl jeden zu opfern oder auch nur Gewalttäter, die die Situation ausnutzen und Radau machen sowie ein Paar aus dem Gefangenentransport entflohener Häftlinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und eine ganze Menge Militär, das eher hilflos versucht, der Lage Herr zu werden. Ebensowenig neu ist die kurz geschürte Hoffnung auf eine sichere Zuflucht. Alles schon dagewesen, so ist "Omega Days" dann auch einfach nur Massenware, bei dem schnelle und relativ kurze Kapitel- und Protagonistenwechsel zusammen mit einem guten Schwung Military-Action a la Craig DiLouie für ein recht flottes Tempo sorgen. Tiefschürfende Erkenntnisse der menschlichen Psyche sollte man jetzt nicht unbedingt erwarten, da John L. Campbell sich doch dafür entschieden hat, hier ein Klischee-Best-of abzuliefern, das seinesgleichen sucht. Was man dem Autor aber auf jeden Fall zugute halten kann, ist, dass er abgesehen von seiner Hauptfigur Xavier Church keinem eine "Überlebensgarantie" ausgestellt hat. Da erwischt es dann doch schon mal Figuren, die man nicht so früh als Infiziertenfutter erwartet hat. Und "Omega Days" verbreitet einen schrecklichen Pessimismus, da hier kaum ein Ende dieser düsteren Zeit, ein Fünkchen Hoffnung aufzukeimen scheint. Jeder vermeintliche Schutz vor der Katastrophe entpuppt sich oftmals als weitere Enttäuschung. Stilistische ist das Ganze eher ein Leichtgewicht. Der reinen Unterhaltung dienend wurde auf lange Sätze, übermäßig Information oder Tiefgang verzichtet. Die California-Hatz ist rasant und blutig, an der einen oder anderen Stelle auch recht heftig in ihrer Brutalität (Für den Mainstream gesehen!! An Extrem-Titel aus dem Festa-Verlag kommt man da bei Weitem nicht heran. Ja, selbst deren "normale" Horror-Reihe bietet in der Hinsicht oft mehr - und selbst die sozialkritischen Ansätze der Autoren bei Festa sind oft besser herausgearbeitet als hier.), aber immer in einem gewissen Rahmen, sodass sich die Buchhändler nicht scheuen müssen, sie in ihre Regale zu stellen, um vielleicht Befürchtungen entgegenzutreten, dass sich Kunden über zu ausufernd-brutale Kost beschweren könnten. Immer alles schön angepasst - wie es in Deutschland derzeit ja verordnet wird (Und wer sich nicht daran hält, muss damit rechnen, von Wahlbeamten möglicherweise als Pack oder Dumpfbacke tituliert zu werden. Jaja, soweit sind wir schon. Die Politk darf die Wähler oder die Konkurrenz ohne Konsequenzen derart angehen - so zumindest der Eindruck.). Also ist "Omega Days" leichte, actionreiche Zombie-/Infiziertenkost, die unterhält, nicht fordert und zügig wegzulesen ist. Nettes Mittelmaß. Gravierende Nachteile? Etliche Fehler, die auf ein oberflächliches Lektorat (falls überhaupt vorhanden) hindeuten und die Befürchtung, dass auch diese Reihe (bisher gibt es insgesamt vier Bücher) vom deutschen Verlag ebenso wie z. B. die Reihe "Unter Toten" von D. J. Molles mittendrin abgebrochen wird. Eine echte Unsitte hierzulande. Hat man ja auch bei den von mir so sehr geschätzten Actionbüchern amerikanischer Prägung praktiziert. Doch da ist glücklicherweise der Festa-Verlag in die Bresche gesprungen und hat aufgrund des Erfolges wohl auch weitere Verlage auf den (guten) Geschmack gebracht. Merke, nicht jeder Verlag missachtet Kundenwünsche.

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