Donnerstag, 10. Dezember 2015

Buchreview "Niceville - Der Aufbruch"

Carsten Stroud. In Niceville, einer Kleinstadt im Süden der USA, geraten die Dinge vollends außer Kontrolle: An einem Wochenende werden mehrere Menschen brutal ermordet. Die Täter berichten von einer mysteriösen Stimme, die sie angestachelt habe. Sind sie besessen? Ermittler Nick Kavanaugh ist zunächst damit beschäftigt, seine Familie zusammenzuhalten, die vom Adoptivsohn Rainey tyrannisiert wird. Aber was ist der Grund dafür, dass sich in Niceville scheinbar normale Menschen in eiskalte Killer verwandeln? Und während Nick und seine Helfer versuchen, das Böse zurückzudrängen, hat es sich längst in den Köpfen der Menschen eingenistet. Ist es überhaupt noch aufzuhalten?

Normalität ist in Niceville noch nicht eingekehrt, aber es ist etwas ruhiger geworden. Doch dies hält nicht sonderlich lange. Frank Barbetta fährt gerade Streife, als er entfernt klingende Schreie hört. Er fährt mit seinem Dienstwagen langsam an den vermeintlichen Herkunftsort heran und steigt dann aus dem Wagen aus, informiert aber vorher noch die Zentrale. Er geht in eine dunkle Gasse (gerade in Niceville nicht die beste Idee, besonders wenn man alleine ist) und folgt dem lauter werdenden Rufen und Wimmern. Er entdeckt eine Öffnung am Boden und eine Leiter, die nach unten führt. Er steigt die Stufen hinab und findet sich im überalterten Kanalsystem der Stadt wieder, doch was er vorfindet, ist schrecklich: Ein Junge ist eingeklemmt, von den Felsen regelrecht "gefressen" worden. Nur sein Oberkörper ragt noch heraus und seine Schmerzen verursachen das Wimmern, das er noch von sich geben kann. Barbetta ruft Verstärkung. Zu ihm kommen auch Nick und Lacy. Den Eingeklemmten können sie nicht mehr retten und seine fast schon geflüsterten letzten Worte nur schwer verstehen. Doch dies ist der Auftakt zu den abschließenden Ereignissen, die Niceville zu einem Ort des Grauens machen.

Zum Einstieg sei gesagt, dass es eigentlich unabdingbar ist, die beiden Vorgängerbücher ("Niceville" und "Niceville - Die Rückkehr") gelesen zu haben, um in die Handlung eintauchen zu können, das "Niceville - Der Aufbruch" direkt an die Handlung des letzten Werkes anschließt und Carsten Stroud darauf verzichtet hat, die Seitenzahl mit ausführlichen Rückblenden noch zu erhöhen. Viele alte Bekannte tauchen wieder auf, manche gar überraschend - für Leser und Protagonisten. Nach und nach führt der Autor jetzt all die Fäden zusammen, die er zuvor fein gesponnen hatte und der übernatürliche Teil gewinnt nun immer mehr die Oberhand, was aber nicht heißen soll, dass er die Action vergisst. Da wird das Szenario durchaus mit einigen Actionthriller-würdigen bleihaltigen Auseinandersetzungen gewürzt und von einem Tod durch sanftes Entschlummern sind die meisten Beteiligten weit entfernt. Stroud versteht es wieder hervorragend, Mystery, Horror und Actionthriller zu einer wunderbaren Geschichte zu verquicken, die schnell und manchmal auch nicht gerade subtil den Leser mitreisst. Ruhigere Momente, die eher auf unheimliche Stimmung setzen, düstere Machenschaften vermuten lassen und auf Mächte hindeuten, die die Menschen von Niceville terrorisieren, wechseln mit wildem Action-Spektakel und schwerem Geschütz. Morde und Geballer, fantastische Einschübe und immer mit einem Zwinkern präsentiert. Kein Brachialhumor, sondern kleine Spitzen. Deutlich wird er dann aber wohl bei seiner Abneigung gegen Fußball (und hat mit der einen oder anderen Anmerkung gar nicht so unrecht). Laut Carsten Stroud bzw. einer seiner Figuren stolpern da einige überbezahlten und unterbelichtete Typen unbedroht über ihren eigenen Schatten, um sich dann vor Schmerzen krümmend mit den Händen vorm Gesicht am Boden zu wälzen. Und da wusste er noch nichts von den Clownereien im Fußballwelt-Verband oder den Kölner Faschings-Späßchen, nun den Torhüter die Rasenausbesserung bezahlen zu lassen. Bald kommt es soweit, dass die Gastmannschaft nicht nur anreist, sondern auch gleich das Geld für den durch die Treterei verunstalteten Rasen mitbringen muss. Die spinnen, die Deutschen. Okay, weit genug abgeschweift.
Letztendlich kann man diesmal den Worten des Meisters des Horrors jeglicher Art - Stephen King - nur zustimmen, die man auf der Rückseite des Buches abgedruckt sieht. Ja, es scheint, Mr. King wollte schon seinen Nachfolger krönen, wenn man an diesen abgedruckten Brief von King an den Verlag von Stroud glaubt.
http://www.kindlepost.de/2015/10/er-ist-einer-der-erfolgreichsten-autoren-unserer-zeit-gilt-als-gro%C3%9Fmeister-des-horrorromans-und-ist-ein-riesenfan-von-carst.html
Das sagt eigentlich schon alles. Mir hat die gekonnte Mixtur aus Phantastik, Mystery und schneller Action jedenfalls sehr gut gefallen. Und das P.S, in Mr. Kings Schreiben würde ich auch so sehen. Aber dazu muss man dann den Roman lesen, um zu erfahren warum. "Niceville - Der Aufbruch" ist meines Erachtens keine Fehlinvestiton auf dem Buchsektor, denn man wird blendend unterhalten.

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