Dienstag, 15. Dezember 2015

Buchreview "The gray man - Unter Killern" M. Greaney

Mark Greaney. Court Gentry ist ein guter Mensch. Und er ist ein perfekter Killer. Er bewegt sich lautlos von Auftrag zu Auftrag und vollbringt Unmögliches. Er trifft immer sein Ziel - und dann, wie ein Schatten, ist er verschwunden: The Gray Man. Im Auftrag der Regierung der USA hat Court die blutigen Jobs in Syrien und dem Irak erledigt. Doch zu seinem Entsetzen erfährt er, dass das Team, das ihn retten sollte, ihn nun beseitigen will.

Naher Osten. Sandland. Ein Mann beobachtet den Absturz eines Fluggerätes und stellt mit etwas Beruhigung fest, dass es nur ein Helikopter der Armee ist und nicht die Maschine, die ihn nach einem Job, den er in einem anderen Staat erledigt hat, ausfliegen soll. Doch er kann dann nicht einfach zusehen, wie die Terroristen, die das Ding vom Himmel holten, sich an der Besatzung austoben, sei sie nun tot oder noch am Leben. Er schnappt sich sein Gewehr und ballert einige Magazine in die Typen, kann sogar einen Soldaten mit seinem verwundeten Kameraden befreien. Er bringt die Beiden in die Nähe einer Basis, doch einer der Jungs ist inzwischen verstorben. So erklärt er dem letzten verbliebenen Mann, wie er ungeschoren zu seiner Truppe kommt und macht sich wieder auf den Weg, um selbst ausgeflogen zu werden. In der Zwischenzeit ist in London ein Amerikaner namens Lloyd, bei der CIA geschasst und nun für einen internationalen Konzern tätig, bei Donald Fitzroy, dem Chef von CSS, einer Firma, die besondere Dienste anbietet, und will ihm klarmachen, dass die Verträge, die der Firma Milliarden einbringen würden, mittlerweile auch den Kopf von Court Gentry zum Gegenstand haben. Fitzroy soll das Team, das Gentry abholen soll, instruieren, dass der Mann nun auf der Abschussliste steht. Als Fitzroy sich weigert, wird er damit erpresst, dass seinem Sohn und dessen Familie jederzeit etwas zustoßen könnte. Der schafft sie zwar nach Frankreich, aber seine Gegner haben unerschöpfliche Mittel und bekommen sie dennoch in ihre Gewalt. Fitzroy bleibt nichts anderes übrig, als seinem Team den Befehl zu geben, Gentry auszulöschen. Der kann zwar dieses Team ausschalten, aber dann setzen die Feinde ihre Übermacht in Bewegung. Zwölf Teams machen Jagd auf Court Gentry, von dem sie wissen, dass er kommen wird, um Fitzroys Familie aus ihren Klauen zu reißen.

Dieses Buch, das Mark Greaney nicht als Co-Autor eines anderen Kollegen verfasst hat, beweist, dass er für sich alleine und nicht in ein schon vorgegebenes Korsett gezwängt, beinharte Action abliefern kann. Auch zu Beginn wird nicht lange gefackelt, es geht sofort hoch her. Vielleicht ist Gentry hier etwas zu unbeherrscht, etwas zu emotional, wenn er abseits seines Auftrags eine Übermacht attackiert und teilweise auslöscht, aber das unterscheidet ihn eben auch von den brutalen Killermaschinen der Gegenseite. Die Handlung, den Killer ob des Profits und der Einigung mit dem ehemaligen Gegner Willen den Schakalen zum Fraß vorzuwerfen, ist aus Filmen wie "Die Wildgänse kommen" (Harris, Burton, Moore, Krüger) oder "Der Profi" (Belmondo) aus den späten 70-er Jahren oder den frühen 80-er Jahren schon einigermaßen bekannt, aber die schriftstellerische Umsetzung lässt bei Actionfreunden keine Wünsche offen. Sicher ist der Held "unkaputtbar", aber hey, das ist halt in dem Genre so - und es sei auch erwähnt, dass hier zumindest vom großen Hurra-Patriotismus anderer Autoren (Patrick Robinson sei wieder als Negativbeispiel genannt) nicht viel zu spüren ist. Die Hatz, die fast ausschließlich durch Europa geht, ist vom Autor auch recht gut recherchiert, wie sich beispielsweise am Kanton Graubünden und den Anmerkungen zur rätoromanischen Sprache leicht erkennen lässt. Für jeden, der sich an rasanter Action mit fulminanten Shoot-Outs, brutalen Messerkämpfen und knallharten Killern erfreuen kann, ist "The Gray Man" eine Offenbarung, ein echtes Geschoss unter den Actionkrachern. Von denen gibt es leider viel zu wenige, da die großen Publikumsverlage in Deutschland ja lieber ihren weichgespülten Mainstream mit hadernden und psychisch wie moralisch belasteten Ermittlern und deren Hang zu den schönen Künsten unters Leservolk zwingen wollen. Glücklicherweise ist der Festa-Verlag da in die Bresche gesprungen und versorgt die Klientel, die nach handfester Action lechzt, mit genügend Nachschub. Ist es ein bisschen realitätsfern? Klar. Hört es sich an wie ein europaweites "The Tournament"? Klar. Und genau DESWEGEN macht die Lektüre Spaß. Und zur Verfilmung steht das Buch ja auch an. Für die Hauptrolle wurde Charlize Theron engagiert. Mhm, naja. Das Drehbuch wird nach letzten Meldungen ein weiteres Mal von einem Autorenduo überarbeitet. Schlechtes Zeichen. Und als alter Miesepeter erwarte ich dann auch noch einen Versuch, den Film in ein PG 13-Rating zu zwingen. Wir werden sehen. Bis dahin wird uns der gute Frank Festa mit seiner Frau Inge hoffentlich weiter mit Büchern von Mark Greaney und anderen Genre-Kollegen versorgen. Da im Buch ja die eine oder andere Übertreibung gestattet war, erlaube ich mir auch eine - von 10 möglichen Punkten bekommt "The Gray Man" satte 11!!!

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