Samstag, 19. Dezember 2015

Buchreview "Bodyguard - Der Hinterhalt" C. Bradford

Chris Bradford. Eigentlich klingt der Auftrag eher nach einer Art Erholungsreise: Connor soll eine Diplomatenfamilie auf einem dreiwöchigen Safaritrip als Bodyguard durch eine der schönsten Regionen Afrikas begleiten. Doch es kommt ganz anders: Ein Militärputsch stürzt das Land in einen blutigen Bürgerkrieg. Die Safarigesellschaft gerät in die Hände einer bewaffneten Miliz. Zwar gelingt Connor mit seinen Schützlingen die Flucht, doch nun werden sie gnadenlos gejagt.

Connor hat Geburtstag - und zu einem solchen gibt es auch Überraschungen. In seinem Fall während des Schlafes einen Sack über den Kopf, gefesselt und in ein Auto geschafft. Am Ziel angelangt, eröffnet man ihm, dass dies nur ein weiterer Test war, den er sogar bestanden hat. Danach bekommt er noch etwas Training, einige Geschenke und Fahrunterricht. Und Freizeit!!! Er fährt mit Charley seine Mutter und seine Oma besuchen. Oma vermutet etwas Amore zwischen ihm und Charley und Mutter packt zu seinem Entsetzen das Familienalbum mit einigen peinlichen Jugendbildern aus. Darüber hinaus macht er sich Sorgen um seine Mom. Trotz hervorragender Pflege geht es ihr mit der MS-Erkrankung immer schlechter. Zurück in der Basis erhält er dann seinen neuen Auftrag: Er soll eine französische Diplomatenfamilie zu einer Safari nach Burundi begleiten und die beiden Kids Amber und Henri im Auge behalten. Was sich wie ein leichter Job anhört, wird sich bald als Tortur erweisen. Denn just zu der Zeit ist ein gewisser Mr. Grey dort mit dem General, der sich Black Mamba von seinen Kindersoldaten nennen lässt, zusammengetroffen, um mit ihm die Übereinkunft zum Sturz der momentanen Regierung zu treffen. Waffen und Logistik gegen die Rechte, die Bodenschätze des Landes auszubeuten, wie von einem Konzern in Auftrag gegeben wurde. Der General ist sofort dabei. Und als dann nach einer ausführlichen Erklärung des Wildhüters Gunner zu den Gefahren im Busch die Safari beginnt, dauert es auch nicht lange, bis die Gruppe in einen Hinterhalt gerät. Einige Begleiter sterben, von anderen weiß man nicht, wo sie abgeblieben sind und Connor mit den beiden Kids muss alleine in die Wildnis flüchten. Verfolgt von den Angreifern muss er nun auf sein Training, aber auch auf die von Gunner übermittelten Kenntnisse zurückgreifen, um sich und seine Schützlinge aus der Gefahrenzone zu bringen. Wilde Tiere, Rebellen, Wilderer und weiße Aufwiegler machen ihm das Leben und seine Aufgabe unheimlich schwer. 

Wird eigentlich als Jugendbuch unters interessierte Volk gebracht, ist aber doch eher ein All Ager. Schreibstil und Story sind ausserdem so manchem anderen Autoren, der sich bemüht, erwachsene Leser zu unterhalten ziemlich weit überlegen. Die Wahl zwischen Chris Bradfords Büchern oder denen von Keith Thomson würde mir sehr leicht fallen. Und was da heute so ab 12 Jahren empfohlen wird, ist schon erstaunlich: Headshots, Genickbrüche oder die eine oder andere Schnitzarbeit an nicht sonderlich widerstandsfähigen Kehlen lassen da schon mal kurz aufhorchen. Vermutlich dauert es nicht mehr lange und Frank Festa kann seine Extrem-Reihe den neuen Disney-Taschenbüchern als Leseprobe beilegen, hehe. Sicher enthält das Buch die eine oder andere Situation, die tatsächlich altersgerecht geschildert wird, aber insgesamt ist "Bodyguard - Der Hinterhalt" auch ein brauchbarer Thriller für den Erwachsenenmarkt. Politische Finessen, wirtschaftliche Interessen, verfolgt wie in "alten Zeiten", als man den Kontinent noch als Ersatzkriegsschauplatz zwischen Kommis und Amis aufteilte, Blutdiamanten und Kindersoldaten - alles kommt zur Sprache, ohne jetzt in Dramen oder belehrende Doku auszuarten, auch wenn es schon gewisse Züge des Films "Blood diamonds" mit Leonardo DiCaprio aufzuweisen hat. Es gibt Abenteuer, einige Klischees, die man schon aus diversen Filmen mit ähnlicher Thematik kennt (man nehme nur "Bodyguard" mit Kevin Costner) und der zickigen Schutzperson, die ihren Bewacher nicht ernst nimmt. Und der junge Protagonist als Vorbild für alle muss sich auch seinen eigenen Ängsten stellen, egal, wie tough er auch daherkommen mag. Das dritte Buch um den Buddyguard Connor liest sich flott, auch weil der Autor nicht mit Cliffhangern zu den Kapitelenden spart und hat sogar die eine oder andere kleine Überraschung oder Wendung zu bieten. Und es wird ein wiederkehrender Kontrahent aufgebaut, den man schon vorher in einem der Bücher kennenlernen konnte und der jetzt wieder einen Auftritt hat und dabei deutlich macht, dass man sich auf jeden Fall wiedersehen wird. Sympathisch, spannend, manchmal emotional, kurzweilig und dazu noch mit viel Potenzial für künftige Abenteuer - und wie schon erwähnt so einigen anderen Büchern durchaus überlegen. Hier und da ein Klischee eingebaut, insgesamt aber etwas realistischer als die ähnlich gelagerte "Agent 21"-Reihe von Chris Ryan, die in eine etwas andere Richtung geht. Für eine angestrebte und genannte Klientel ist das Buch etwas deftig geraten, aber wenn ich sehe, was heutzutage alles Freigaben ab 12 fürs Kino bekommt, auch nicht weiter verwunderlich. Dennoch fällt mein Fazit hier positiv aus und ich bin ehrlich gesagt sogar selbst gespannt, wie es weitergeht.

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