Mittwoch, 14. Oktober 2015

Buchreview "National Security - Eindringlinge" M. Cameron

Marc Cameron. Sie können jederzeit und überall zuschlagen. Eine Bombe im Stadtzentrum, ein Massaker in einer Schule. Doch jetzt missbrauchen sie ihre eigenen Körper als Waffe. Drei Terroristen aus dem Nahen Osten haben amerikanischen Boden betreten. Ihnen wurde eine biologische Waffe injiziert. Sie sind bereit zu sterben, um Millionen Ungläubige zu vernichten. Falls Amerika hofft, diesen Feind im eigenen Land bekämpfen zu können, dann braucht die USA ebenfalls eine ganz neue Art von Waffe. Und das ist Specialagent Jericho Quinn, Air-Force-Veteran, Box-Champion und ausgebildeter Killer in einem neuen globalen Einsatzteam, das offiziell nicht existiert. Seine Methoden sind so einfach und so brutal wie sein Codename: The Hammer. 

Amerika wird von einem katastrophalen Anschlag erschüttert. Eines der riesigen Einkaufszentren des Landes, das Unmengen von Käufern in die vielen Läden lockt, wurde von drei Terroristen, die jeweils einen mit Sprengstoff beladenen LKW an verschiedenen Stellen des Kaufhauses ins Innere brettern und dann explodieren ließen, in Schutt und Asche gelegt. Die Zahl der Todesopfer ist immens. Auf der anderen Seite des Teichs ist Jericho Quinn damit beschäftigt, Gefangene der Terroristen aufzuspüren und zu befreien. Ein Informant teilt ihm mit, wo die Amerikaner gefangen gehalten werden und wann man sie vor laufender Kamera exekutieren will. Sein Boss, Lt. Colonel Fargo, erwartet allen Ernstes, dass er mit einer Aktion wartet, bis Fargo irgendwann einmal vor Ort eingetroffen ist. Klar, will er doch die Lorbeeren ernten. Als ihm dann aber noch zwei Marines zur Seite springen, die einen der ihren aus den Händen der Typen befreien wollen, gibt es kein zurück. Scheiß auf den Lt. Colonel. Sie schaffen es, die Geiseln aus den Händen der Feinde zu holen, aber einer der Marines verliert bei der Aktion einen Fuß. Und schon hat Jericho Quinn einen Termin vorm Militärgericht. Der affige Fargo will ihn mit seinen Verbindungen fertig machen. Unterdessen hat ein Saudi, der in Paris vor der Flughafenpolizei flüchtet, einen Passagier der Maschine in die USA mit einer kleinen Injektionsnadel mit einem tödlichen Virus infiziert und somit sein Ziel schon erreicht, was aber noch keiner ahnt. Der Verdacht kommt erst auf, als die Passagiere und die Crew des Flugzeugs nach und nach qualvoll sterben. Damit die Maschine nicht in den USA landen kann und das Virus möglicherweise weiterverbreitet wird, entschließt man sich zum Abschuss. Und genau dieser Angriff auf die Nation ist es wohl, der Quinn den Arsch rettet. Er und der Master Sergeant der Marines, Jaques Thibodeax, werden von Win Palmer in den Dienst einer ultrageheimen Einheit gestellt, die so verdeckt arbeitet, dass sie selbst nicht wissen, dass sie existieren. Wichtig ist vor allem, die glaubhafte Bestreitbarkeit jeglichen Wissens über diese Truppe durch den Präsidenten. Wenn man dafür etwas lügen und schwarze Kassen führen muss - gut. Und bald gibt es auch erste Hinweise, von wo aus dieser perifde letzte Anschlag geplant und dann auch durchgeführt wurde. Doch noch ahnt niemand, was die Typen noch planen. 

Es heißt ja oftmals, diese America First-Thriller wären das reine Klischee und solcherart Kunst zu lesen (oder in Filmen zu schauen), wäre unter der Würde eines vernünftig denkenden Menschen. Ein Glück, dass ich schon alt und doof bin und mich daher bei Frank Festa ungerührt und ohne schlechtes Gewissen dafür bedanken kann, dass er uns immer wieder Amerikaner kredenzt, die rücksichtslos jedes auch nur ansatzweise vermutbare Klischee retten. Selbstverständlich werden auch in "National Security - Eindringlinge" einige verwurstet (hier meine ich jetzt Klischees, später trifft es eher böse Saudis), wenn man an den Karrieristen-Colonel oder den Piloten des abzuschießenden Flugzeugs bzw. später den des Hubschraubers denkt. Alle beide tapfere Helden der Nation gewesen und stolz ihrem Land in jeder Art und Weise zu dienen. Da gibt es dann ein bisschen Emotion, zu der dann auch der Protagonist in Sachen Familie und kleine Tochter kurz genötigt wird. Ein knurriger Sergeant mit einem ziemlich ausgeprägten Sinn für zweideutige Anmerkungen und ansonsten ein harter Kerl mit weichem Herz, darf ebensowenig fehlen wie der absolut böseste Böse, der je auf den Pfaden des amerikanischen Festlandes wandeln durfte. Aber hey, ihr Kritiker, das weiß man im Prinzip schon nach der Lektüre des Klappentextes. Wieso lest ihr das Zeug dann? Glaubt ihr nach zehn Seiten würde der Autor seinen Helden die Waffen niederlegen lassen, um mit Gott, der Welt und den Feinden in einen friedlichen Dialog treten, so wie es in der Realität der Fall ist. Ach halt, in der Realität passiert das ja auch nicht. Dafür wusste die eine oder andere Stilblüte des ordentlich aufgebauten Romans doch, wie sie mich doch zum Schmunzeln bringen konnte, es ließ sich einfach nicht vermeiden als es hieß: Zitat Anfang "70 Geschosse pro Sekunde, jedes so groß wie eine fette Karotte, zerschredderten die Aufständischen auf dem Dach wie Krautsalat." Zitat Ende. Womit wir beim Härtegrad wären. Das waren nicht die Einzigen, die sich in Fleischbrocken auflösten und das mit den Menschenrechten wurde von Quinn und seinen Mitstreitern eindeutig ausgelegt - wer gegen uns ist, hat keine, darf sich dafür aber über hochnotpeinliche (so hieß Folter früher tatsächlich mal) Befragungen freuen. Und nun, liebe Kritiker, wie weit ist das denn an der Realität vorbei? Auslandsgefängnisse, Waterboarding, Abu Ghraib - alles schon dagewesen. Nicht in einem Roman. Und fragt der Gegner nach Menschenrechten? Klar, die haben damals bei 9/11 vorher alle in den Türmen angerufen und gefragt, ob sie mit ihren Plänen einverstanden waren. Zum Roman: Der ist schnell, hart und drückt pausenlos aufs Tempo. Nach dem fatalen Einstieg mit dem Anschlag ist eigentlich nur Zinnober mit dicken Backen angesagt und ja, wie im Autorenporträt versprochen - der Leser merkt sehr schnell, dass Marc Cameron Bikes liebt. An fetzigen Verfolgungsjagden wird nicht gespart. "National Security - Eindringlinge" ist genau der richtige, rasante Lesestoff, den der actionlastige Leser sich wünscht und der solchermaßen Feuerwerke auch schon von Autoren wie Ben Coes, Jon Land, Russell Blake, Martin Kay, Stephen Hunter, Vince Flynn, Alex Berenson, Dalton Fury, Mark Greaney (für Tom Clancy), Brad Thor oder Brad Taylor kennt und erwartet. Die Actionfraktion bekommt Vollbedienung und die Friedenstäubchen lesen doch bitte Hedwig Courts-Mahler oder sowas. Ist natürlich nur ein Vorschlag, kann ja niemandem vorschreiben, was er lesen soll. Ich bin da toleranter als die mit dem ewig mahnend-verbietenden erhobenen Zeigefinger - und sollte ich mal einen Finger heben, ist es garantiert nicht der. Ein Hoch auf die Crime-Reihe des Festa-Verlages und dass wir einen weiteren Roman von Marc Cameron in Händen halten dürfen, wie es das Ende auch verspricht.

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