Dienstag, 27. Oktober 2015

Buchreview "Mystery girl"

David Gordon. Sam Kornberg liebt Trash-Filme, Hochliteratur und seine Frau Lala. Als die ihn verlässt, wird Sam Assistent des ebenso fettleibigen wie genialen Privatdetektivs Solar Lonsky. Für ihn soll er eigentlich nur eine Frau beschatten. Aber schon bald hat Sam es mit Satanisten, Hollywoodstars und mexikanischen Gangstern zu tun - und mit einem mysteriösen Mord.

Sam ist einer dieser Schriftsteller, die eher wenig zustande bringen. Er hat schon diverse Jobs hinter sich und keinen so wirklich auf die Reihe gebracht. Und die Ideen für seine Romane sind auch nicht gerade publikumswirksam. Einzig seine Frau Lala ist die beständigste Komponente in seinem Leben, doch leider verlässt sie ihn. Jetzt läuft alles aus dem Ruder, er wird einer dieser Junggesellen, die es nicht einmal schaffen, sich morgens aus dem Bett zu quälen. Doch er braucht Einnahmen, also reißt er sich zusammen und durchstöbert die Stellenanzeigen. Er findet eine Annonce für die Stelle als Assisten eines Privatdetektivs. Also angezogen und nichts wie hin zur angegebenen Adresse. Die Begrüßung an der Haustür ist schon seltsam genug, doch der Detektiv ist eine Marke für sich. So fett, dass er ne Couch als Sessel braucht und vollkommen ausfüllt, aber mit einer Kombinationsgabe gesegnet, die Sam nur den Kopf schütteln lässt. Solar hat sofort erkannt, in welchem Dilemma Sam steckt. Die paar Fragen zu Sams Werdegang sind eher nur als Alibi eines Bewerbungsgesprächs zu deuten, denn Sam wird trotz seiner mangelnden Kenntnisse engagiert und sozusagen in die Lehre genommen. Er soll eine Frau beschatten und immer an ihr dran bleiben. Er macht sich sofort ans Werk und kommt bald den misslichen Dingen einer Überwachung auf die Spur. Pinkeln in Wasserflaschen, nix zu futtern da und nervige Hunde samt Herrchen. Und wie es sich gehört, entfleucht ihm auch noch die Dame des Interesses. So ganz nebenbei geht er auch noch zur Paarberatung mit seiner Gattin, die ihm dort ordentlich Saures gibt. Nichts schien sich gebessert zu haben. Doch dann findet er die verlorene Dame wieder - und lässt sich auf ein Verhältnis mit ihr ein. Was er dabei nicht einkalkuliert hat, ist, dass die sich nach den Liebesstunden vom Balkon des Hotels stürzt. Nun will er den Grund dafür herausfinden und sieht sich bald verwickelt in Lug und Trug bei einer Film-Trilogie, von der nur noch zwei Teile vorhanden sind und die dritte und letzte Folge das eigentliche Finale enthalten soll. Da führen Spuren zu Regisseuren, Darstellern und Produzenten, muss er sogar bis nach Mexiko, um sich dort dann Geschichten über fette Touris anhören zu müssen. 

Dem Cover-Illustrator kann man hier ein klares Lob aussprechen, denn es erregt die Aufmerksamkeit eines potenziellen Kunden. Auch die Inhaltsangabe verspricht Thrill und Fun. Leider kommt es dann aber nicht übers Mittelmaß hinaus. Über die angedrohten pornographischen Einwürfe könnte ein Edward Lee nur milde lächeln und urkomisch? Naja, auch da hab ich schon bessere Bücher in Händen gehalten. David Gordon betreibt ein munteres Name-Dropping, wirft mit etlichen Filminhalten um sich, was ja zeitweise recht nett ist, aber im Endeffekt kein Stück weiterführt. Sein Protagonist und Haupterzähler (Im Buch kommen hin und wieder auch andere Figuren dazu, ihre Geschichte zu erzählen) ist - wie seine abgezischte Frau zu sagen pflegt - ein Versager statt ein Versorger. Und daran lässt er den Leser ordentlich knabbern. Selbstmitleid ohne Ende. Wie er sind die Figuren überzeichnet, aber wenig spektakulär und oftmals für das Ganze auch völlig unwichtig. Der Mix aus Kunstkenntnis der gedruckten Hochliteratur und das Wissen um Filme aller Art dient meines Erachtens oft nur als Füllsel, um den Leser nur noch mehr zu verwirren, bremst aber das eh schon geringe Tempo nochmals aus. Urkomisch, wie es auf dem Buchrücken angepriesen wird, ist "Mystery Girl" leider nicht. Es gibt einige feine Wortklaubereien, witzige Anekdoten oder absurde Situationen, doch nichts davon kann das Buch vor dem ermüdenden Geschwafel des Protagonisten (und somit des Autors) retten. Leider hält sich der Spannungsfaktor in Grenzen, sind einige Ideen schon oft genug behandelt worden und die Fachsimpelei über Filme, Bücher sowie Gott und die Welt sorgen dafür, dass die Story doch recht langatmig wird und man eine gewisse Geduld aufbringen muss. Die Wendung zum Ende hin macht auch nicht mehr viel her. Raffiniert ist anders und flott hat etwas mit Tempo zu tun - und das fehlt hier leider zu oft. Ein paar nette Sprüche, schräge Typen, ein bisserl Road-Movie-Flair und skurrile Situationen sind leider in einen zu oft ausgebremsten Mix verarbeitet worden, der leider nicht so unterhalten konnte, wie ich es mir anhand des Klappentextes erhofft hatte. Ich gehöre demzufolge wohl nicht ganz zu der Zielgruppe, die der Autor da im Sinn hatte. Anderen Lesern konnte das Buch vielleicht mehr Freude bereiten. Es hat ja auch einige nette Momente zu bieten, für mich halt nur zuwenige.

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