Mittwoch, 28. Oktober 2015

Buchreview "The Death - Ausrottung" J. W. Vance

John W. Vance. Es ist sieben Monate her, dass neunzig Prozent der Weltbevölkerung einer Pandemie erlagen, die Der Tod genannt wird. Chaos und Barbarei haben die Rechtsstaatlichkeit ersetzt und nur eine Regel gilt: Töte oder werde getötet. 

Devin, Tess und Brianna und Brianna haben die Seuche überlebt und sind jetzt zu dem Zuhause von Tess gefahren, wo sie nachsehen wollen, ob eine Nachricht von ihrem Mann da ist. Ihnen fällt auf, dass in den anderen Häusern um sie herum Bewegungen zu sehen sind. Anfangs kümmert man sich nicht darum, aber irgendwann stehen sechs Kids vor ihnen. Bewaffnet  mit Revolvern und Messern. Ihr Altersspektrum reicht von sechs Jahren bis hin zu elf Jahren und der elfjährige Alex ist der Anführer und scheint auch ein von den Ereignissen verrohtes Kind zu sein. Die Situation wirkt bedrohlich, doch sie können die Kids mit einigen Vorräten auf ihre Seite ziehen. Und bald erfahren sie, was hinter der Tatsache steckt, dass die Kinder hier alleine sind und kaum zu essen haben. Eine Gruppe Erwachsener mit schweren Waffen hat das gesamte Gebiet einfach zu ihrem Eigentum erklärt und die Kids gezwungen hier zu bleiben. Zudem haben sie noch deren ältere Geschwister entführt. Tess kann dieses Elend nicht ertragen und sagt den Kindern Hilfe zu. Sie bekommen Nahrung und Tess wird mit Devin ihre Brüder und Schwestern aus den Klauen der Piraten befreien. Die Bande erweist sich tatsächlich als eine Art moderne Piraten. Sie verfügen über eine Schiff und halten dort auch ihre Gefangenen fest. Nach jedem Raubzug feiern sie ihren Sieg mit einer fetten Orgie. Die Chance, um die Gefangenen zu befreien. Indes sind Travis und Lori in die Hände von Städtern gefallen, die ihr Kaff in Hope umbenannt haben und ein recht friedliches Miteinander führen. Es sieht fast aus wie zu Zeiten vor der Seuche. Doch leider haben die beiden versucht, sich etwas von den guten Menschen hier ungefragt auszuborgen und das wird auch in Hope, diesem Idyll, schwer bestraft. Um sich zu retten, gehen sie einen Pakt mit dem Richter ein, wie sich der Anführer hier nennt, und sollen nun den Feind aller Menschen, den Kanzler, töten. Danach wären sie frei. Also begeben sie sich in die Höhle des Löwen, wo Lori ihren Mann und ihren Sohn wiedersieht, womit sie im Leben nicht mehr gerechnet hatte, nachdem sie sie bei ihrer Flucht hier zurückgelssen hatte. Und der Kanzler? Der schmiedet derweil eigene Pläne, wie er die Menschheit auf dem nordamerikanischen Kontinent unter seine Fuchtel zwingen kann. Dazu muss er den Rat ausschalten und die Bevölkerung dezimieren. Nach der Formel Elite, Krieger, Denker und Arbeiter wählt er aus, wer überleben soll, den Rest will er mit einem weiteren Virus vernichten. Diese Erschießerei dauert einfach zu lange und kostet zuviel Munition. 

"The death 2 - Ausrottung" setzt an die Ereignisse aus dem ersten Buch an. Lori ist mittlerweile zu einer recht vernünftigen Person geworden, die ihrem früheren Leben nur noch selten nachtrauert und deren elitäres Gehabe größtenteils tatsächlich verschwunden ist. Jetzt kämpft sie schwanger und tapfer an der Seite von Travis. Und auch der zweite größere Handlungsstrang um Devin, Brianne und Tess weist einige Veränderungen auf. Die Persönlichkeiten der Agierenden entwickeln sich weiter, nicht immer zum Besseren. Und so entpuppt sich "The death - Ausrottung" anfangs erst einmal als der typische Mittelteil einer Trilogie: Teil eins wird mit Tempo und Geheimnissen ausgestatten und endet mit einem fetten Cliffhanger, wohingegen ein zweiter Teil erst einmal einige Figuren und Puzzlestücke in Ruhe zusammenfinden lässt, bis er dann wieder mehr Tempo aufnimmt. So dauert es auch etwas, bis Zug in die Geschichte kommt, aber sobald einmal die Fronten aufgebaut sind, jedes Missverständnis als Grundlage für einen Kampf genutzt wird, geht der Zinnober los. Dann erinnert man sich an einige filmische Endzeitszenarien, wenn mit schwerem Gerät von einem Humvee aus auf die Feinde Blei gerotzt wird und sich bei manchem Protagonisten ob ihrer Handlungen eine gewisse Kälte breit macht. Und schon sind wir wieder bei der Natur des Menschen. Sobald eine Chance besteht, tun sich die Verlierer von früher mit einigen Rabauken zusammen und ziehen plündernd durchs Land. Wieder andere, cleverere Zeitgenossen, führen ihre Pläne aus, wie sie endlich an eine Machtposition kommen, die im früheren Dasein nie erreicht hätten. Wenn man schon mal an der unbegrenzten Herrschaft über Völker geschnuppert hat und man Kanzler ist, plant auch schon mal schnell Massenerschießungen der für die eigenen Vorhaben nutzlosen Figuren. Und sind es Millionen: egal, solange die Munition reicht. Der Kanzler ist bald nahe an Hitler und somit als der Fiesling identifiziert, den ein Buch braucht, um die Guten mit bösen Mitteln kämpfen zu lassen, ohne dass man als Leser auch nur daran zu denken wagt, sie ebenfalls wegen ihrer Methoden zu kritisieren. Und die werden knallhart (ich sag nur kurz: der Junge an Schluss - recht harte Sache das) und nehmen kaum noch Rücksicht auf andere, Mitleid, Mitgefühl scheinen abzustumpfen, zu verschwinden. Emotionale Momente, die es zu Beginn noch des Öfteren gab, die Hilfsbereitschaft, die ohne Zweifel vorhanden ist, werden den handelnden Personen durch die Ereignisse und rohen Methoden der extrem brutalen Gegner genommen, sie müssen sich den Feinden anpassen, wenn sie überleben wollen. Und das führt auch dazu, dass die zweite Hälfte des Buches von John W. Vance entschieden mehr Schwung enthält, die Action sich nicht weiter zurückdrängen lässt und auf ihr Recht auf Rabatz pocht. Explosionen, Zweikämpfe, Schießereien und perfide Pläne mit blutigen Folgen nehmen jetzt den Platz ein. Recht böse war dann auch die Szene mit dem Gefangenen und der Mokassinwasserschlange. Und nachdem dann alle an ihren Entscheidungen zu knabbern hatten, etliche Fieslinge einen gewaltsamen Tod gestorben waren, die schlimmsten aber immer noch unter den Lebenden weilen und ihr Gift verspritzen, manche Menschen sich gefunden haben, während andere geliebte Freunde und Familie verlieren, wird der Übergang zum abschließenden dritten Teil eingeleitet. Ein bisschen Hoffnung verbreitet, dass bald alles wieder gut ist. Stellenweise sehr flottes Buch, mit dem man sich bei diesem Herbstwetter schön auf die Couch verziehen und lesen kann. Ist schon unterhaltsamer Stoff und auf jeden Fall um Längen besser als die flauen Romane der Kombi Kirkman/Bonansinga. Teil 1 sollte man aber zum Verständnis der Lektüre schon konsumiert haben. Das Erzählniveau ist gut, die Spannung steigert sich zusammen mit den Actionanteilen und kleine emotionale Momente haben sich auch finden lassen. Ein ziemlich guter Anwärter als leichtere Actionkost den Leser bei Laune zu halten und nicht sonderlich zu fordern.

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