Samstag, 15. August 2015

Buchreview "Pandemic - Die Seuche" S. Sigler

Scott Sigler. Die außerirdische Sonde ist zerstört worden. Doch bevor sie in Flammen aufging, hat sie ihre letzte Waffe entfesselt: eine winzige Dose, gefüllt mit Sporen, die unsere Erde endgültig vernichten sollen. Jahrhundertelang ruhte der Behälter am Grund des Lake Michigan ... bis heute. Nur wenige Tage nach dem Ausbruch der außerirdischen Seuche stehen bereits ganze Kontinente vor der Auslöschung. Das Schicksal unseres Planeten ruht auf den Schultern einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern. Gelingt es ihnen, ein Heilmittel zu finden, bevor die Verwandelten die totale Vernichtung herbeiführen? 

Nach den bisher misslungenen Versuchen, die Menschheit zu vernichten, startet der Orbiter nun seinen 18. und letzten anlauf. Wenn diese kleinen Erdlinge sich dann wieder cleverer erweisen, als das erwartet wurde, ist die Mission gescheitert. Der Ausgangspunkt dafür ist nun ein U-Boot im Michigan See, das eine Kapsel mit Erregern enthält, die sich die befallenen Personen untertan machen, ihren Geist verändern, ihren Hass fördern und sie zum Töten verleiten. Man glaubte, das U-Boot wäre in 270 Metern Tiefe in Sicherheit und wäre auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Irrtum. Ein Besatzungsmitglied amputiert sich einen Arm, in das es von einem Kollegen gebissen wurde, steigt in einen Druckanzug und will nach oben. Auch einer der Infizierten schafft es aus dem Boot, das von der Frau, die sich den Arm abhackte, auf Grund gelegt wurde, stirbt aber beim Aufstieg aus dieser Tiefe. Leider kann auch der Druckanzug den Tod der Frau nicht verhindern, da sich ihre wunde öffnet und sie im Anzug verblutet, bevor sie an der Oberfläche ist. Die neue Präsidentin der USA hatte schon Verstärkung zum Michigan See geschickt, da die Besatzung des U-Bootes vor ihrer Vernichtung durch das geflohene Besatzungsmitglied zwei Schiffe der Navy versenkt hatte. Diese nehmen unter stärksten Sicherheitsvorrichtungen nun die beiden Leichen an Bord und verbringen sie in ein Labor unter Deck. Dort arbeitet Dr. Tim Feely fieberhaft daran festzustellen, was nun wieder auf die geplagte Erde zukommt. Es wird von Regierungsseite aus entschieden, dass Margaret Montoya, die sich immer noch die Schuld an dem Einsatz einer Atombombe im eigenen Land gibt und einfach nicht akzeptieren kann, dass diese Maßnahme auf ihren Rat hin, den Rest des Landes vor der Vernichtung gerettet hat, auf das Schiff verbracht wird, um dort mitzuhelfen, die nächste Attacke zu verhindern. Obwohl ihre Ehe mit Clarence Otto, einem Regierungsagenten, in die Brüche zu gehen droht, begeben sich beide an den Ort des Geschehens. Dorthin wollen auch zwei Bürger chinesischer Abstammung, die für den Trip die Bergungsspezialisten Cooper und Jeff anheuern und eine extrem hohe Summe dafür zahlen. Während Cooper das Geld dringend für ihre fast bankrotte Firma braucht, ist Jeff vorerst sehr skeptisch. Doch bald verändern sich die vorzeichen und als Copper zweifelt, schlägt Jeff dann überraschend in den Handel ein. Doch irgendwann wird den Beteiligten klar, dass es sich hier um Landesverrat handeln könnte und die Strafe dafür ist drastisch. Dabei ahnt keiner von ihnen, ja eigentlich keiner der bisher Beteiligten, was in Wahrheit noch auf sie zukommt.

Es ist ziemlich leicht, anhand der wenigen Worte zu den früheren Vorkommnissen wieder in die Handlung hinein zu finden, was eigentlich ein Beweis dafür sein dürfte, welchen Eindruck die Vorgänger "Infiziert" und "Virulent" hinterlassen haben - zumindest bei diesem Leser hier. Da Scott Sigler mit der Veröffentlichung des dritten Teils seiner Saga um diesen Angriff auf das menschliche Leben von seinem bisher publizierenden Verlag ebenso schmählich im Stich gelassen wurde, wie der gespannte Leser, hat sich der Festa-Verlag (DANKE, DANKE, DANKE) erbarmt, die Rechte zu erwerben. Und sich damit einen Horrorthriller der obersten Kategorie an Bord geholt. Zwar ist die Präsidentin (Nicht die des Verlages, hihi) der USA hier eine doch recht religiöse fast verirrte oder auch verwirrte Person, aber sie trifft doch einige korrekte Entscheidungen, wie man während der ersten Tage der Bedrohung, die auch im Buch einigen Raum einnehmen, deutlich erkennen kann. Der Autor baut das Szenario der Vernichtung zwar nicht gemächlich, aber dennoch ruhig auf, ohne in Hektik zu verfallen und gibt den Charakteren einigen Raum, in dem er sie dann vorstellt. Das eine oder andere Klischee wird zwar bedient, aber sie fallen nicht wirklich negativ auf. Dafür ist zuviel los, gibt es zuviele Ereignisse, die zusammenspielen. Die technischen und wissenschaftlichen Feinheiten des Buches werden in einer klaren Sprache zu Papier - in die Tastatur - gebracht und verlangen vom Leser keinen Doktorgrad, um jeden Aspekt zu verstehen oder sich durch ellenlange Schachtelsätze zu quälen, bei denen man am Ende nicht mehr weiß, was am Anfang geschrieben stand. Also stilistisch alles im Reinen und die rund 765 Seiten des Buches sind nicht durch Leserfolter mittels exzessiver Ausschweifungen zustande gekommen. Die Handlung ist es, die sich derart bemerkbar macht. Zur Mitte hin verdichten sich die Gefahren und aus reiner Spannung mit einigen wenigen Actionsprenkeln wird ein Höllenspektakel, das fast seinesgleichen suchen muss. Hell breaks loose - rette sich, wer kann. Es ist nicht so, dass sich das Tempo steigert - nein, es wird eine reine Raserei, in der riesige Monstermutationen die Verteidiger zermatschen. Ja, der Goregehalt ist nicht gering einzuschätzen, obwohl er nie im Vordergrund steht. Diese Position ist der puren Action vorbehalten. Die AC-130 erinnerte fatal an den Angriff im Film "Olympus has fallen" - nur dass sie hier in dichtere Massen ballert, die Brocken nur so spritzen und die Gefechte zwischen den Navy Seals, den Rangern und den Angreifern sich schon bald daran machen, das Omaha Beach-Schlachtfest vom damals neuen Wackelkamera-König Steven Spielberg und seinem "Der Soldat James Ryan" locker in den Schatten zu stellen. Und hier entscheidet sich auch, wer etwas taugt und wer eine Niete ist. Neben einigen Tragödien, Verrat und Betrug schildert Scott Sigler auch den Mut der echten Patrioten (Ja, America First auch hier), die alles geben, um ihre Nation der Freiheit vor jeglicher Unbill zu retten. Politische Ränkespiele, Führungsschwäche, Zweifel werden durch den Mut der Tapferen aufgehoben und auch wenn sich die Reihen der Verteidiger der Welt lichten, sie bleiben und kämpfen. Selbst die schrecklichsten Erlebnisse wie Kannibalismus oder grausamer Tod von Kameraden durch schlichtes Zerfetzen, wenn diese in die Finger der Infizierten fallen, hält niemanden davon ab, seinen Posten zu halten. "Pandemic - Die Seuche" ist der reinste Actionparkour-Ritt, der ab der zweiten Hälfte des Buches atemberaubendes Tempo vorlegt, eine Rasanz hat, die so manchem als Actionthtriller bezeichneten Werk anderer Verlage locker zeigt, was ne Harke ist. Da fliegen die Körperteile, sprudelt der rote Lebenssaft wie eine muntere Quelle und der Blutzoll ist enorm hoch. Atombomben, Claymore-Minen, Granaten und Apache-Hubschrauber sorgen für einen Munitionsverbrauch, dessen Kosten so manchen Staatshaushalt, der nicht eh schon unrettbar im Minus ist, in den Ruin treiben würden. Sci Fi-Horror-Action, die in höchstem Tempo und sehr, sehr kurzweilig daherkommt und dazu verleitet, andere Aufgaben einfach mal zu vergessen, weil man das Buch absolut NICHT aus der Hand legen will (Ich lass jetzt mal meine Ausrede außer Acht, dass ich eh nix machen kann, weil ich grad ja die Hände voll hab - eben mit dem Buch.). Wer die Romane von Craig DiLouie und dessen Faible für Militarismus kennt, weiß nur ungefähr, was hier auf ihn zukommt, denn Scott Sigler lässt die Kampfszenen überkochen, es kracht an allen Ecken und Enden. Und tatsächlich hat er in dem ganzen Brimborium noch etwas Gutes - nach viel Hickhack - finden bzw. einbinden können: Die gesamte Menschheit arbeitet einmal zusammen!!!

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