Mittwoch, 26. August 2015

Buchreview "Die Bourne-Vergeltung" Lustbader/Ludlum

Eric van Lustbader nach einer Figur von Robert Ludlum. Jason Bourne ist am Boden zerstört, als seine Gefährtin, die Mossad-Agentin Rebekka, bei einem gemeinsamen Einsatz in Mexiko getötet wird. So nimmt er den Auftrag an, für den ihn der Chef des israelischen Geheimdienstes gewinnen will: den chinesischen Minister Ouyang Jidan auszuschalten, der nicht nur für Rebekkas Tod verantwortlich zeichnet, sondern mit seinen dunklen Plänen eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt darstellt.

Nach dem Tod von Rebekka, den der chinesische Ouyiang Jidan geschickt hatte, um seine Mitwirkung bei den Drogengeschäften des Maceo Encarnacion zu vertuschen, ist Bourne nun in Israel, um Ruhe zu finden. Zuvor aber hat er im Libanon noch Encarnacion eliminiert. Und die Israelis wollen Bourne nun dazu benutzen, dass er auch den Chinesen kaltstellt. Bourne lässt sich darauf ein. Ein erster Versuch in China scheitert fast kläglich, doch es gibt eine weitere Chance: Maricruz, die mexikanische Gattin von Jidan. Sie ist nach Hause gereist, um dort die Geschäfte ihres verstorbenen Vaters zu übernehmen. Sie plant tatsächlich, die verschiedenen Kartelle unter einen Hut zu bringen. Doch so einfach ist das nicht. Jeder will die Führungsrolle im Geschäft des großen Geldes übernehmen und schon bald muss Maricruz um ihr Überleben kämpfen. An ihrer Seite: Bourne, der sich erst als Arzt vorstellt, ihr aber später reinen Wein einschenkt. Sie will den Leiter der Drogenbehörde, der ein doppeltes Spiel angezettelt hat und der Mörder eines israelischen Mossad-Mannes ist, zur Strecke bringen und somit auch den Drogenhandel in Mexiko empfindlich stören, der mit zur Finanzierung chinesischer Attacken gegen den Westen beiträgt. Aber ihr geht es nur um Rache, während Bourne neben diesem Aspekt auch noch für seine Auftraggeber kämpft - die Israelis.

Dieser neue Anlauf, Jason Bourne in ein Abenteuer Marke Robert Ludlum zu schicken, scheitert an zwei Dingen. Punkt eins ist, dass die Figur des Jason Bourne im Laufe der Jahre immer mehr zu einem 08/15-Allerweltsagenten wurde, der in der Massenware untergeht. Erinnerungen an den Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit, der sich in den Ränkespielen der US-Geheimdienste verstrickt und nicht weiß, wem er überhaupt glauben kann, ist nahezu völlig verschwunden. Hin und wieder blitzt mal ein Funke einer Rückblende auf, aber es reicht längst nicht, um die Klasse von Robert Ludlum auch nur annähernd zu erreichen. Der zweite Punkte ist, dass ich gerade zuvor "Verfolgt" von David Baldacci gelesen habe und dieses Buch mehr Robert Ludlum ist, als die meisten, bei denen dessen Name groß auf den Buchdeckel gedruckt wurde. "Die Bourne-Vergeltung", die direkt an "Der Bourne-Verrat" anschließt, ist leider nur eine Aufzählung von Actionszenen, möglicherweise schon für eine hektische Verfilmung vorpräpariert, ohne dass Spannung groß aufkommen mag. Alles vorhersehbar, alles ohne jegliche Überraschung. Selbst die Szenarien im Reich der Mitte sind recht simpel und ohne viel Feingefühl skizziert, keine undurchschaubaren Politiker mit ihren Ränkespielen, nur böse und böser. Was folgt, ist jeweils klar zu erkennen und birgt keinen großen Aha-Effekt. Lustbader lustlos? Könnte man so meinen. Oder angepasst an die Masse. Gerade der Schluss trägt noch einmal derartig dick auf, dass mir die Endszene von "Verfolgt" schon fast perfekt gelungen vorkommt. Ein einziges Anbiedern an den Mainstream, große Gefühle für großes Kino, zum Würgen süß. Kann man als laues Actionhäppchen ohne allzuviel Brimborium mal lesen, so nebenbei, aber wirklich empfehlen würde ich es nicht. Da fehlt einfach Ludlums Gespür für eine Besonderheit, einen finalen Kniff.

Keine Kommentare: