Mittwoch, 27. Mai 2015

Buchreview "Todesschuss" A. Peterson

Andrew Peterson. Vor zehn Jahren beendete ein fehlgeschlagener Einsatz Nathan McBrides Tätigkeit als Spezialist für Geheimoperationen bei der CIA. Jetzt nutzt er seine einzigartigen Fähigkeiten im Privatsektor — bis der frühere FBI-Direktor Frank Ortega an ihn herantritt, um einen Gefallen einzufordern. Ein verdeckter Ermittler des FBI ist spurlos verschwunden, und mit ihm eine Tonne des Plastiksprengstoffs Semtex. Ortega will beide so schnell wie möglich finden, denn für ihn steht einiges auf dem Spiel — der verschwundene Agent ist nämlich sein Enkel. Und Nathan McBride ist der einzige Mann, dem er diese Aufgabe zutraut.Aber schon bald nehmen die Ereignisse eine Wendung, die selbst Ortega nicht für möglich gehalten hätte. Nur ein paar Tage, nachdem er den Auftrag angenommen hat, gerät McBride zwischen zwei Fronten — einen skrupellosen Gegner, der auf Rache sinnt, und eine Gruppe hochrangiger Amtsträger, die sich durch nichts davon abbringen lassen, ihre eigene Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. In diesem Spiel gibt es keine klaren Regeln und keine Unterstützung — McBride ist ganz auf sich allein gestellt. Quelle: Amazon.

McBride hatte sich gerade mit Mara, einem der Girls von Karen, eine fröhliche Runde gegönnt, als ein Anruf kam. Im Laden von Karen macht sich ein Riesenklotz von Kerl gerade daran, Mädchen und Mobiliar zu zerlegen. McBride sagt sofort seine Hilfe zu und begibt sich zum Etablissement. Nach nur wenigen Schwierigkeiten und fast ebenso wenig Schlägen ist der Typ platt. Und genauso selbstverständlich wie er ihn vermöbelt hat, versorgt McBride jetzt die Wunden von seinem Kontrahenten und erteilt ihm einige gute Ratschläge. Wieder Zuhause erreicht ihn ein Anruf seines Freundes aus alten Army- und CIA-Zeiten, Harvey. Der wurde kontaktiert, weil McBrides Vater, Senator McBride, ihnen einen Aufgtrag vermittelt hat, den er für dessen ehemaligen Kriegskameraden aus Korea erledigen soll. Frank Ortega und dessen Sohn vermissen den Enkel bzw. Sohn, der im Auftrag des FBI eine Milizgruppe namens "Echo der Freiheit" unterwandern sollte. Schon bald kann man deren Lager im Wald entdecken und das FBI mit größerer Truppenstärke antanzen lassen. Kurz bevor die Fibbies den Punkt erreichen, von dem aus sie leichten Zugriff auf die Bridgestones haben, die die Miliz anführen, entdeckt McBride, der mit Harvey in Sniper-Manier Stellung bezogen hat, dass die Gegend mit Claymores gespickt ist. Mit einem Warnschuss kann er die Bundesbeamten dazu bewegen, sich schnell in Deckung zu werfen, bevor die Minen hochgehen. Aber von einem Hochsitz aus ballert ein Heckenschütze auf die Männer, bevor er von McBride ausgeschaltet wird. Somit hat er den jüngsten der Bridgestone-Brüder umgenietet. Die anderen beiden hauen durch einen Tunnel ab. Bei den weiteren Ermittlungen stoßen sie auf Cousins der Milizionäre und befragen sie recht heftig - und werden dennoch geleimt. Zudem sinnen die Bridgestones jetzt auf Rache, fühlen sich im Vorteil, da sie ja immer noch das Semtex haben, wegen dem die ganze Jagd ja erst begonnen hat. Und sie benutzen es ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt ist McBride davon überzeugt, dass er die Kerle endgültig ausschalten muss.

Nathan McBride ist irgendwie ein unausgeglichener Charakter. Er wurde vor etlichen Jahren im Dienste der CIA in Mittelamerika gefangen und wochenlang gefoltert, bevor er freikam. Das und die Tatsache, dass anscheinend sein Vater keinen Finger für ihn rührte, nagt an ihm. Mitunter bricht er in unkontrollierte Wutanfälle aus, ist völlig unberechenbar. Im nächsten Moment ist er ein fürsorglicher und netter Bursche, der sich sogar um seine Gegner sorgt. Hier ist aber auch sein Kumpel Harvey mitverantwortlich, der sozusagen der ruhende Pol ihrer Freundschaft und Geschäftsdpartnerschaft ist. Als Kämpfer ist er knallhart. Nach dem kurzen Blick auf den Hauptcharakter und seinen Einsatz für die Frauen und der Suche nach den Bridgestones im Wald geschieht erst einmal nicht gar so viel, man bekommt sozusagen als Leser etwas "Freiraum", um die Gedanken schweifen zu lassen oder anders gesagt, es wird etwas zäh und langweilig. Ermittlungen, Verhandlungen, Hierarchiegeplänkel. Man ist schon geneigt zur Hälfte des Buches zu akzeptieren, dass man hier nicht so wirklich den Bringer in Händen hält. Doch aufhören ist nicht. Gut so. Denn das Buch steigert nicht nur das Tempo, auch der Härtegrad nimmt zu. McBride lässt sich alle Freiheiten zusichern, die er seines Erachtens im Kampf braucht - und die beinhalten auch Folter. Er lässt durchaus das Trauma seiner eigenen Vergangenheit auf sein Opfer übergehen und bearbeitet die Typen gnadenlos. Rechtsstaat USA? Ähem und so. Selbstverständlich wird jetzt ein typisches Mittel für derartige Stories ins Spiel gebracht. Jener Bösewicht, der anderen mit Spaß an der Freud den größtmöglichen Schmerz zufügt, knickt schon ein, wenn ihm "bloß" einige Fingerglenke abgeschnibbelt werden. Und der Showdown wird dann zu einer starken Sniper-Lektüre. Mann gegen Mann in der Wildnis. Kommt man also gut durch die erste Hälfte, erwartet den Leser eine feine Lektüre, die sogar mit Wendungen aufzwarten hat, ja auch einen kleinen Funken Mitleid für die rücksichtslosen Gegner aufflackern lässt und das obwohl sie ohne Erbarmen töten und Kollateralschäden gerne in Kauf nehmen. Claymore-Fallen, Bombenattentate mit Semtex, Intrigen, Verrat, Folter und ein spannender Kampf zweier Scharfschützen. Hälfte zwei des Buches passt. Actionreiches US-Heldenepos, das aber an Leute wie Ben Coes oder Stephen Hunter nicht ganz heranreicht. Aufgrund des Schwungs, der ab der Hälfte in die Geschichte kommt, dann doch als empfehlenswert für Leute, die "Action für Amerika" zu schätzen wissen. Werde dann das zweite Buch "Todesspiel" angehen.

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