Donnerstag, 14. Mai 2015

Buchreview "Psycho Killer" Anonymus

Anonymus. In der Kleinstadt B-Movie-Hell ermordet ein maskierter Killer einen Polizisten. Der Spezialagent Jack Munson wird aus dem Ruhestand geholt, um den Mörder zu jagen. Wie sich herausstellt, ist der Täter aus einer Irrenanstalt geflohen und in seiner Vergangenheit zur perfekten Killermaschine ausgebildet worden. Und nun begeht er ein Massaker nach dem anderen. Jack Munson stürzt sich in die Ermittlungen - in einer Stadt, in der anscheinend niemand die Wahrheit sagt. Und in der selbst der Killer nicht das ist, was er zu sein scheint.

Eine alte Dame war in B-Movie-Hell an ihrer Erkrankung gestorben und die beiden gelangweilten Streifenpolizisten sollen am Ortseingang das an der Brücke, dem einzigen Zugang zu dem Kaff, auf dem Schild die Einwohnerzahl verändern. Der junge Deputy Pete wird dann für diese ehrenvolle Aufgabe auserkoren. Dann herrscht plötzlich Stille - bis eine dunkle Gestalt aus dem Wald gegenüber kommt. Und sie hat Pete dabei; naja, zumindest dessen Kopf. Randall, der dienstältere der beiden Cops macht sich blitzartig vom Acker. Keiner ahnt, was da noch auif sie zukommen wird. Aufgrund dieses Geschehnisses wird aber Jack Munson, dauerbesoffener Fibbie im Zwangsruhestand, von seinem ehemaligen Chef aufgefordert, dort nach dem Rechten zu sehen. Begleitet wird er von Milena Fonseca und gemeinsam sollen sie den Fall lösen. Währenddessen müssen weitere Bürger von B-Movie-Hell dran glauben. Und ganz nebenbei will der Herrscher der Stadt, der Bordellbesitzer Silvio Mellencamp, seine Lieblingshure Baby zu einem Schwangerschaftsabbruch nötigen. Er lässt sie von seinem Mann fürs Grobe Arnold wegbringen, um einen verschwiegenen Arzt aufzusuchen. Baby schafft es, Arnold zu einem Halt im Diner des Ortes zu überreden. Pech für Arnold. Dort wartet der Killer, der eine Totenkopfmaske mit rotem Irokesenschnitt trägt, bereits auf sie. Erst sorgt er dafür, dass Arnold sich über das Fingernägelschneiden keine Sorgen mehr machen braucht und garantiert nie mehr eine nervöse Angewohnheit wie das Fingernägelkauen als Marotte bekommt. Red Mohawk muss sich dann noch einigen heldenhaften Gästen erwehren, bevor er Arnold ins Klo schleift und ihn dort fachgerecht zerlegt. Dann haut er mit Baby ab. Das wiederum bringt Silvio in seinem Elfenbeinturm oder auf Puff genannt derartig in Rage, dass er ein hohes Kopfgeld auf den Irokesen ausruft und vehement auf der Anwendung unnötiger Gewalt besteht. Tot ist er ihm am liebsten. In diese aufgeheizte Stimmung platzen dann Munson und Fonseca, die sich absprechen und dann getrennt diverse Hinweise verfolgen. Fonseca besucht die Klinik für geistig zu sehr unter dem Bildungsproblem im Land der unbegrenzten Dämlichkeiten gelitten hatten und daher zwangseingewiesen wurden. Wie der Red Mohawk eben. Sie will sich ein Bild von den Umständen seiner Flucht machen und gerät an einen Patienten, der ihr in jeglicher Hinsicht über ist und sie tatsächlich so manipuliert, wie er es gerne hätte. Munson entdeckt unterdessen nicht weit vom Diner entfernt ein abgelegenes Haus, in dem ein Transvestit wohnt. Oder gewohnt hat. Denn  jetzt liegt er dort nur noch neben zwei Leichen von Cops rum. Red Mohawk war wieder schneller als Munson. Doch bald verdichten sich die Spuren zu einem Netz, in dem nur Silvio die dicke, fette Spinne sein kann. Man macht sich auf den Weg, das Hurenhaus auszuheben.

Ich hatte mir nach "Das Buch ohne Namen", "Das Buch ohne Staben" und "Das Buch ohne Gnade" eine Anonymus-Pause verordnet. Der Bourbon wurde da nach und nach immer weiter verwässert und schal. Was im ersten Buch so richtig fun war, wurde immer abgenutzter. Auch dieses Buch wird nicht der Brüller, den ich mir irgendwie doch noch erhofft hatte. Ja, den einen oder anderen Schmunzler zu Beginn und auch später ab und hat es hervorgelockt, die Idee mit dem Deoroller war schon sowas wie ein Highlight. Namensgebung wie Dominic Touretto passten auch und mit seiner Schimpferei dann auch gleich der Bogen zum Film "Crank" geschlagen. Ja, wir werden als Leser mit vielen Filmen konfrontiert ("Zwielicht" sei mal genannt), aber wenn so ein Hinterwäldlerkaff schon B-Movie-Hell heißt, will ich dann auch was über derartige Filme lesen und nicht so nen Massenquatsch. Selbstverständlich strotzt das Buch nur so vor leicht abgeänderten Varianten der Vorgänger, sich wiederholenden Gags, die doch schon recht abgedroschen sind und Klischees, wie sie in den geschätzten B-Film gehören. So ist "Psycho Killer" eben ein B-Book. Wie schlimm müssen dann erst die überall auftauchenden E-Books sein? Schlimmer als The Asylum-Produktionen? Lesestoff für Z-Promis? Im Buch zeigt sich aber auch wie Mayor, Dentist und Finanzier- und Bordellbesitzer Silvio im Städtchen an einem Strang ziehen, denn Leuten die Kohle aus den Rippen schneiden und diverse Bauvorhaben finanzieren, indem sie halt die Bevölkerung dafür zahlen lassen ohne große Erklärungen abzugeben. Der Dentist muss dann aber die Stadt verlassen, da der Mayor seine Gattin nicht mehr mit ihm teilen will. Früher ging so etwas noch mit Teeren und Federn vonstatten, heutzutage gibt es andere Methoden. Und zu alldem kommen dann vom Mayor weichgespülte Alternativwahrheiten. Kurz: in dem Kaff wird die gleiche Art von Politik gemacht, wie in den Kreisen der sogenannten Staatsdiener, die ihr Volk auch auf jede erdenkliche Art mit immer bescheuerteren Ideen schröpfen. Das Buch ist ansonsten nicht mehr als schlichte Unterhaltung, die stilistisch so gar niemand fordert und etliche aufgewärmte Gags in der Art wiederverwendet, wie so manches Schnellrestaurant (wobei das Wort Restaurant in dem Zusammenhang je eh der Hohn ist) liegengebliebene Speisereste. Blutig war es stellenweise schon, da wurden wirklich die Fetzen zum Fliegen gebracht, das Tempo steigert sich nach und nach auch bis zum feurigen Finale, aber das war es auch schon. Eine Lektüre, die man aufnehmen kann wie Nachrichten aus diversen Faltblättern. Kaum gelesen, schon vergessen. Für Neueinsteiger bei Anonymus sicher gehaltvoller und spaßiger als für mich, der nach drei - jetzt vier - Büchern nicht mehr viel damit anfangen konnte. Nicht so dolle, das Buch, aber auch nicht direkt zum Wegwerfen. Ist halt ein MEH!

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