Samstag, 9. Mai 2015

Buchreview "El Rey - Vollstrecker ohne Gnade" R. Blake

Russell Blake. Der G-20-Finanzgipfel soll in San José Del Cabo stattfinden. Die Finanzminister der bedeutendsten Staaten der Welt nehmen teil, außerdem die Präsidenten der USA und Mexikos.
Captain Romero Cruz von der mexikanischen Bundespolizei deckt ein Attentatskomplott gegen die Teilnehmer auf. In einem Rennen gegen die Zeit muss er El Rey, den selbst ernannten »König der Schwerter« – einen gesichtslosen Superattentäter, der für eine Reihe spektakulärer Morde überall in der Welt verantwortlich ist –, verfolgen und aufhalten, bevor er den G-20-Gipfel in ein Schlachtfeld verwandelt.


Mexiko. Land der Drogenkartelle und Morde. Lieferant für die Süchtigen Amerikas, Ablöser der Kolumbianer als Vertreiber der gesuchten Ware auf dem Spitzenplatz. Dieses Land wird von dauernden Drogenkriegen erschüttert. Und dieses Land gebiert Menschen wie El Rey - King of swords. Selbst er musste in sehr jungen Jahren mitansehen, wie seine Eltern von einem Kommando eines Syndikatsbosses getötet wurden. Einer von dessen Leuten hat dem Jungen damals sogar eine Waffe in die Hand gedrückt und verlangt, dass er seinen Vater erschießt. Als dann dessen Boss auftauchte, hat der Scheißkerl den Finger des Jungen um den Abzug gedrückt und der Vater wurde in den Kopf getroffen. Der Boss aber hat den Jungen unter seine Fittiche genommen, ihm alles beigebracht, was er übers Geschäft und das Töten mit allen möglichen Waffen wissen musste. Wie gut der Junge geworden ist, erfuhr er dann, als dieser ihm ebenfalls eine Kugel in den Schädel jagte - wie dereinst unter Zwang seinem Vater. Seitdem ist der Junge ein selbstständiger Auftragsmörder, der ohne Rücksicht auf die Zielperson jeden Auftrag, der gut genug bezahlt ist, annimmt und sich dabei einen vorzüglichen Ruf als verlässlicher Killer aufbaut. Da muss schon mal ein Kartellboss plus Wachen im Namen der Konkurrenz beseitigt werden oder ein Politiker dran glauben, dessen Pläne unbequem für die Gangster sind. Der Polizist Cruz schnappt mit seinen Leuten den Verbrecher Santiago. Typen wie der sind ein rotes Tuch für Cruz, da Leute aus dessen Branche die Frau und Tochter von Cruz töteten und ihm deren Köpfe zusandten. Daher lässt er wenig Gnade walten und kann  nur mit allerlei Mühen davon abgehalten werden, den redeunwilligen Scheißkerl totzuprügeln. Naja, wenigstens bis ins Koma hat er es geschafft. Doch zuvor prahlt der Typ damit, dass er El Rey angeheuert habe, um beim G20-Gipfel den mexikanischen sowie den amerikanischen Präsidenten zu töten. Cruz geht zu seinen Vorgesetzten und wird abgewimmelt, er geht zur Sonderermittlungsgruppe, die El Rey stellen soll - und wird abgewimmelt. Er geht zu dem Amis - und wird belächelt. Solange der Kerl im Koma liegt und nur Indizien vorliegen, wird niemand etwas auf das Gewäsch dieses Gangsters geben. Cruz verfolgt jede Spur, lässt den komatösen Zeugen schützen und muss feststellen, dass ihm immer wieder jemand zuvorkommt. El Rey ist um seine Sicherheit bedacht; und plant selbst in der Zwischenzeit akribisch den Anschlag auf die Politiker. 

Russell Blake kennt mancher ja sicher von seiner Reihe "Jet", von der wohl im Oktober auch der zweite Band erscheinen soll. Während sich "Jet" aber sehr flüssig lesen ließ, ist dieser Roman recht trocken dargeboten, fast schon wie ein Bericht. Dies mag an der Übersetzung liegen (nur eine Vermutung, da ich das Original nicht kenne), die auch sonst mit einigen Unwägbarkeiten zu kämpfen hat. Da wird dann schon mal aus "...sie sollten niemanden zu ihm lassen, egal was,......" und ähnliche Schöpfungen. Die Fehlerquote ist nicht sonderlich hoch, was Druck und Rechtschreibung angeht, aber wenn etwas schiefläuft, dann richtig. Da wird schon mal ein Wort getrennt. Leider taucht dann aber der zweite Teil des entsprechenden Wortes erst vier Zeilen später irgendwo auf. Ist beim Lesen ein bisserl lästig gewesen. Genug davon. Das Buch entwickelt sich von einer interessanten Darstellung der Kartellproblematik in Mexiko (und durchaus realistisch, wenn man sich an die entführten 43 Studenten erinnert, die wochenlang die Gazetten beherrschten) hin zu einem reinrassigen Politthriller, in dem es ausschließlich um Machterhalt und persönliche Bereicherung geht. Der Blick auf die mexikanische Gesellschaft, die von den Drogenbanden derart unterwandert ist, dass man schon fast davon ausgehen muss, dass die tatsächlich die eigentlichen Herrscher der Nation sind - wie dereinst in Kolumbien. Polizisten gehen der Gefahr für sich und das Leben ihrer Familien dahingehend aus dem Weg, dass sie sich von den Drogenhändlern bezahlen lassen. Spezialkräfte der Armee, gut ausgebildete Killer, desertieren und nehmen viel lieber den entchieden höheren Lohn der Jefes, statt sich mit dem geringen Sold abspeisen zu lassen. Politiker sind zumeist eh geschmiert, Bandenkriege mit etlichen Toten an der Tagesordnung. Selbst die Touristenhochburgen sind nicht sicher. Aber kann man es den einfachen Menschen verdenken, wenn sie sich unter die Fittiche der Verbrecher begeben. Von der Regierung gibt es nichts. Keine Krankenversicherung, kein Arbeitslosengeld oder sonstige soziale Absicherung. Dafür viel korruptes Politikerpack und die großmäuligen Nachbarn im Norden. Da ist keiner bereit, sein Leben dafür zu riskieren, einen Anschlag auf den G20 zu verhindern. Nur Cruz und einige wenige machen sich daran. Im Buch kommt die Rücksichtslosigkeit beider Parteien gut zur Geltung, baut sich die Spannung auch nach und nach, wenn die Jagd nach dem Killer immer wieder durch Mordanschläge zu verhindern versucht wird, die akribische Planung von El Rey plötzlich einen Dämpfer bekommt, er aber dennoch nicht aufgibt. Langeweile kommt also nie auf, nur der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auch das Ende hat es in sich und zudem werden einige Handlungsstränge nicht abgeschlossen, was auf die Fortsetzung der Jagd nach El Rey schließen lässt. Ob die in Detuschland auch erscheinen wird, ist mir nicht bekannt, wäre mir aber ganz willkommen. Deprimierendes Bild von Mexiko in einem spannenden und stelleweise kalten, recht brutalen Thriller. Mehr davon bitte. Russell Blake sollte man weiterhin beachten. Nur eine Frage stellt sich mir: warum werden im Buch, das so gut wie nur in Mexiko, einem spanisch-sprachigen Land, die Offiziersränge wie Capitano (im Englischen dann Captain) oder Teniente (Lieutenant) nur in der englischen Form benutzt? Besonders, da der Autor ja auch in Mexiko lebt und ihm die Begriffe geläufig sein dürften.

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