Mittwoch, 22. April 2015

Buchreview "Apokalypse Z: Dunkle Tage" M. Loureiro

Manel Loureiro. Europa liegt in Schutt und Asche: Neunzig Prozent der Bevölkerung haben sich in lebende Tote verwandelt undmachen Jagd auf die wenigen Menschen, die es noch gibt. Nur auf Teneriffa soll ein normales Leben noch möglich sein, und so macht sich eine kleine Gruppe Überlebende auf den Weg dorthin. Doch zwischen ihnen und Teneriffa steht eine Armee von Toten. Und in diesen dunklen Tagen sind die Toten schneller als die Lebenden.


Nach ihrer langen Flucht durch Spanien haben sich der Anwalt mit Kater Luculo, die Nonne Cecilia, die junge Lucia und der Ukrainer Prit in die kargen Wüsten von Nordafrika geflüchtet. Doch auch dort wird es zunehmend unsicherer - und ihnen geht auch der Sprit für ihren Hubschrauber aus. Als sie ein völlig verlassenes, geplündertes und niedergebranntes Dorf finden, beschließen sie, das Risiko einzugehen und sich auf den Weg nach Teneriffa zu machen. Ihre Spritreserven reichen knapp, aber es gelingt. Dort werden sie nicht gerade freundlich empfangen, aber die Menschen haben Angst vor der Seuche und stecken die Vier plus Katze in Quarantäne. Nach einigen Wochen lässt man sie endlich raus, doch lange ausruhen ist nicht. Prit und der Anwalt gelten ob ihres bisher erfolgreih gestalteten langen Überlebenskampfes schon als Veteranen des Kampfes gegen die Zombies und werden zu einer Mission aufs Festland - nach Madrid - "überredet", während die Nonne und Lucia auf der Insel bleiben müssen. Cecilia wird von einem brutalen Wärter ins Koma geschlagen und der will mit seinen Kumpanen Lucia als Zeugin ausschalten. Selbst in der vermeintlichen Sicherheit muss Lucia nun wieder ums Überlöeben kämpfen. Auch die Mission Richtung Madrid, wo dringend benötigte Medikamente besorgt werden sollen, läuft völlig aus dem Ruder. Nicht nur, dass die Gruppe den größten Teil ihrer Leute an die Zombies verliert, kurz bevor die Reste der Truppe sich mit kleinen Kampffahrzeugen in Sicherheit bringen könnte, stellen sich einige Crewmitglieder als Königstreue heraus. Während auf Teneriffa so etwas wie eine "gesteuerte Demokratie" herrscht, ist die ebenfalls noch nicht überrannte Nachbarinsel zu einer Monarchie ernannt worden, weil dort der letzte Überlebende der Königsfamilie sein Dasein fristet. Und es steht kurz vor einem Bürgerkrieg zwischen den beiden Inseln. Mit Mühe und Not schaffen es der Anwalt und Prit zurück nach Teneriffa, wo sie erfahren müssen, dass die Nonne tot ist und Lucia gesucht wird.

Schon auf seite 12 hat der Begriff  "Europaweltmeister im Fußball" kurz irritiert. Lag es an der Übersetzerin oder schlicht beim Satz nicht aufgepasst? Das Buch wurde im Original 2010 geschrieben und damals war Spanien der Europameister von 2008 und Weltmeister von 2010. Einen Europaweltmeister gibt es dennoch nicht (Solche Kontinentweltmeister gibt es doch eher nur in den USA. Wenn dort jemand in Hillbillytown nen Häkelwettbewerb gewinnt, nennen die ihn auch gleich Weltmeister), es sollte wohl eher Europa- und Weltmeister im Fußball heißen. Lektorat gepennt? Im Gegensatz zum ersten Buch hat Anwalt Namenlos seine Tagebuchaufzeichnungen via Blog aufgegeben bzw. aufgeben müssen und fungiert nun als Ich-Erzähler. Ebenfalls neu ist, dass man auch verschiedene Sichtweisen eingeflochten hat; einmal sogar die eines Zombies, was eine nette Abwechslung war. Nachdem man sich auf der Insel eingefunden hat, wird der Leser noch einmal seitenlang über den ersten Band informiert (Für diejenigen Leser, die Teil 1 nicht gelesen hatten, sicher recht freundliche Aufarbeitung, wer den schon kannte - wie ich - neigte wohl zum Weiterblättern), geht es bald mit ziemlich hohem Tempo voran. Keine Atempausen, auch keine Lückenfüller oder Durststrecken mehr. Immer mehr Kapitel werden mit Cliffhangern ausgestattet, ebenso wie das Ende. So geht es recht flott voran, wozu der recht einfache Stil seinen Beitrag zu leisten weiß. Selbstverständlich muss in einem solchen Roman auch die Neigung der Menschen, sich selbst in so einer Katastrophe noch selbst zu bekriegen, mit eingeflochten werden. Ist ja auch nahe an der Wahrheit, entwickelt sich für den (Viel-)Leser derartiger Literatur immer mehr zum Klischee. Insgesamt eine nette, entspannte Zombie-Mär mit ordentlich Krawall und Zug im Geschehen, aber völlig ohne Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Stories dieser Art. Kann man lesen, muss man aber nicht. Brauchbare Unterhaltung - und das war es dann auch. Ein dritter Teil wird im Mai erscheinen. Mit "Last Passenger" hat der Autor auch ein neues Werk an Bord, das eine gänzlich andere Story bietet. Das darf gerne in Übersetzung hierzulande verlegt werden.

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