Sonntag, 1. Februar 2015

Buchreview "Schwarze Liste" B. Thor

Brad Thor. Irgendwie ist der Terrorfahnder Scot Harvath auf die Schwarze Liste geraten – eine Liste, die so geheim ist, dass nur der amerikanische Präsident und ein kleiner Kreis von Beratern von ihr wissen. Wer einmal auf der Schwarzen Liste steht, ist bereits so gut wie tot. Harvath versucht verzweifelt, den Killerkommandos zu entkommen. Dabei muss er herausfinden, wer ihn auf die Liste gesetzt hat – und warum! Doch während Harvath unfreiwillig sämtliche Einsatzkräfte in Atem hält, bereiten die Hintermänner einen vernichtenden Terrorakt auf die USA vor.

Scot Harvath ist mit Kollegin Riley Turner in Paris auf dem Weg zu ihren Zimmern als sie beschossen werden. Riley ist sofort tot, Harvath macht die vier Gegner unschädlich. Nachdem er sie getötet hat, untersucht er die Kerle und stellt fest, dass sie nicht nur ihrem Vorgehen nach Profis waren. Keine Papiere, nichts einstecken, was sie verraten könnte. Er hat keine Ahnung, wer es auf ihn abgesehen haben könnte. Oder galt der Anschlag Turner? Mutmaßungen helfen jetzt nicht, er muss aus Paris und Frankreich verschwinden. Mit einigen Manövern versucht er, seinen Weg zu vertuschen und setzt sich in die Pyrenäen, ins spanische Baskenland ab, da er dort einen willigen Helfer weiß. Ungefähr auf halbem Weg zu einem Kloster in dem Peio, ein Bekannter von früher, mittlerweile sein Dasein fristet, wird Harvath von dem vorerst untergebracht. Er wähnt sich sicher, muss aber bald feststellen, dass er hier nicht so allein ist, wie er sich das vorgestellt hat. Die Hütte wird auch von der angeblich mittlerweile friedfertigen ETA genutzt. Irgendwann in der Nacht wecken ihn Geräusche. Angespannt zieht er leise los, um sich über die Situation einen Überblick zu verschaffen. Er findet die ETA-Leute tot und schleicht um die Hütte herum, wobei er vier Männer entdeckt, die hier nichts zu suchen haben. Er kann drei von ihnen ausschalten, vor dem vierten Mann bewahrt ihn Peio, der aber dabei schwer verletzt wird. Dennoch schickt er Harvath weiter, um über Umwege in die USA zu reisen. Dort wurde mittlerweile das Hauptquartier der Carlton Control Group angegriffen und Boss Reed Carlton kann der Attacke nur mit Mühe entkommen. Doch alle seine Mitarbeiter (Bis auf Harvath) wurden getötet. Carlton flieht und versteckt sich vorübergehend bei seinem früheren Mentor Banks, um mit ihm zusammen herauszuzfinden, wer hinter dem Angriff steckt und wer seine Leute erledigt hat. In Texas trifft Nicholas ein, ein kleinwüchsiger IT-Spezialist, der sich hier mit Nina trifft, der Schwester einer Bekannten, die von einem Auto überfahren wurde. Doch zuvor hat sie einen USB-Stick an Nina mit Anweisungen über das weitere Vorgehen geschickt. Bald kreuzen sich die Wege der unterschiedlichen Gruppen und sie holen zum großen Gegenschlag gegen den Feind aus. 

Trotz eines recht flotten und actionreichen Beginns war ich doch nach der Vorstellung des Antagonisten etwas - oder auch etwas mehr - skeptisch, was die Story angehen soll. Wie schon beim letzten Baldacci bemängelt, wird der Feind hier derart finster gestaltet, dass man es schon als Holzhammermethode bezeichnen muss. Es war einfach zu platt. Kann der Typ nicht nur ein machtgeiles Arschloch sein, muss er sich unbedingt noch für die alten Vernichtungsmethoden der Nazis erwärmen? Das Nazithema nervt eh mittlerweile, was auch der Grund ist, warum ich die Bücher von Daniel Silva seit geraumer Zeit meide. Ich muss aber zugeben, dass die Geschichte sich dann derart wandelt, dass die Nazianspielung ihren Sinn bekommt und man bald nur noch sagen kann - beängstigend!!! Überwachung allerorten, mit allen Mitteln. Intelligenten Straßenlampen, Apps, siehe Facebook mit den neuen Regeln, Implantaten und und und. Alles zum Wohle, Schutz und Sicherheit des Bürgers, wie die Politschleimer so schön sagen. Von wegen: eigentlich ist der Bürger jetzt schon unter Generalverdacht ein Terrorist zu sein und wird deshalb grundsätzlich als verdächtig angesehen. Und das fatale, mein die fatalen Punkte sind, dass es keine Umkehr mehr gibt und dass man sich dem auch nicht mehr entziehen kann. Schaff alle deine Geräte ab, es nutzt nichts. Du musst einkaufen gehen, du hast Bekannte, die deine Daten haben und die vielleicht aufm Smartphone, Drohen fliegen über dir rum usw. Kurz: wir stehen vor einer neuen Diktatur der sanften Welle. Ja, schlimm ist, dass vieles von dem Stoff, den Brad Thor hier schreibt schon existiert oder zumindest in Planung ist. In der EU werden die Notrufsysteme für Neuwagen dieses Jahr zur Pflicht. Angeblich um Unfallopfer schneller zu finden und betreuen zu können. Von wegen. Damit wissen sie jederzeit, wo du bist. Und in den USA ist es ja so, dass man mit diesem System den Wagen auch stoppen oder starten kann. Oder man schickt dir ne bewaffnete Drohne übern Kopp und tarnt es dann als schrecklichen Unfall. Und der Autor hält sich mit Kritik an seiner Regierung und den Konzernen nicht zurück, womit wir wieder bei den Nazis wären. Denn die wurden in ihrer damaligen Datensammelwut über die Juden gepflegt von den Amis von IBM unterstützt, was nur beweist, dass die Regierungen und Wirtschaftsbosse für Gewinne wortwörtlich über Leichen gehen. Für IBM wäre ein Kriegsgewinnler Hitler das große Los gewesen, sie hätten ihren Einfluss und ihre Gewinne mit jedem Land, das der unterjocht hätte, weiter ausgebaut. Wer glaubt, denn noch, dass die Staatenlenker unter der finanziellen Fuchtel der CEOs nicht weiter dafür sorgen, dass alles ausgewertet werden kann, das man will, dass man nicht schon auf Verdacht mal loschlägt, bloß weil einer den falschen Text in einem Forum gepostet hat? In den USA wurden die Gesetze mittlerweile so angepasst, dass diversen Organisationen grundsätzlich bei Verstößen gegen irgendwelche Bürgerrechte keine Strafen mehr drohen. Um dieses Szenario herum hat Brad Thor seinen Thriller verfasst, der neben einigen satten Actionszenen auch Elemente des guten, alten Spionagegenres enthält. Natürlich werden die Kämpfer für Land und Ehre, die echten Patrioten dann auch wieder in den Himmel gelobt, obwohl sie mit den gleichen brutalen Mitteln vorgehen, die sei den Feinden ankreiden. Das ist dann der Action geschuldet, die den Roman flotter macht, ihn unterhaltsam darbietet. Doch bei der Vorstellung, wieviel von dem brisanten Hauptthema schon Wirklichkeit ist, muss man doch mal schlucken. Kritischer, teilweise harter Thriller (Kopfschüsse usw.), der auch unterhalten kann. Sollte man mal gelesen haben. Bitte mehr von Brad Thor. Bisweilen ist dies erst der dritte Roman, der huier übersetzt wurde und leider auch nur unmotivert aus der Reihe um Scot Harvath herausgegriffen.
Nachtrag: Seit langer Zeit das erste neue Buch, in dem der Übersetzer via Fußnote Erklärungen mitliefert. Sehr fein.

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