Freitag, 9. Januar 2015

Buchreview "Amok" T. Bale

Tom Bale. An einem Januarmorgen wartet ein blutiger Alptraum auf ein kleines Dorf in Sussex: Ein Mann läuft Amok und erschießt über ein Dutzend Menschen, bevor er sich selbst richtet. Wie durch ein Wunder überlebt Julia Trent das Massaker, und sie ist sich sicher: Der Todesschütze war nicht allein. Die Polizei ist jedoch überzeugt, dass die verletzte und traumatisierte junge Frau sich den zweiten Schützen lediglich einbildet. Nur einer glaubt Julia: der Journalist Craig Walker. Gemeinsam suchen sie nach der Wahrheit – doch das Töten ist noch nicht vorbei.

Julia Trent wundert sich noch über die Ruhe in dem kleinen Weiler mit nur etwas mehr als 60 Einwohnern, ebenso über ihren Eindruck, dass möglicherweise jemand hinter dem Wagen des Postboten liegt, als sie in das kleine Lädchen des Ortes geht. Nachdem sie ihren Einkauf erledigt hat, geht sie wieder nach draußen und der Albtraum beginnt. Ein Mann, Carl Forester, geht von Haus zu haus und erschießt jeden, den er antrifft. Auch sie selbst gerät in das Visier des Killers, kann aber entkommen, als ein angeschossener Mann den Täter ablenkt, dafür aber mit dem Leben zahlen muss. Trent erklimmt in Panik einen Baum und kann von oben sehen, wie der Täter nach ihr sucht. Dann erscheint ein weiterer Mann in voller Motorradmontur inklusive Helm. Sie glaubt sich gerettet, bis sie mit ansehen muss, dass der Typ den anderen abklatscht - und ihm danach eine Kugel in den Kopf jagt, ihm die Waffe dann in die Hand legt und es wie einen Selbstmord nach einem Amoklauf aussehen lässt. Doch er hat auch sie entdeckt und leert ein Magazin Richtung Baum, um dann eilig zu verschwinden. So sieht er nicht, dass Trent angeschossen wurde und von ihrem Versteck abstürzt. Schon bald ist die Polizei vor Ort, sperrt alles ab und beginnt mit den Ermittlungen. Klar im Fokus steht die Tatsache, dass ein Investor eine Ortserweiterung mit seelenlosen Neubauten um das Örtchen herum plant und es hier eine Initiative dagegen gab. So kommt man auf George Matheson, der wiederum mit anderen Geldgebern an dem Projekt arbeitet. Trent kommt ins Krankenhaus und kann erst später venommen werden. Keiner will ihr dann die Story von dem zweiten Schützen glauben. Die Polizei würde den Fall liebend gerne zügig als geklärt abschließen. Mittlerweile kommt auch der Ex-Alkoholiker und freie Schreiberling Craig Walker ins Spiel. Sein Vater war der Initiator der Gegenbewegung und auch der Mann, der den Killer lang genug ablenkte, damit sich Julia Trent in Sicherheit bringen konnte. Walker hat sich jetzt geschworen, diese Sache aufzuklären und unterstützt Trent bei ihren Bemühungen der Behördenmeinung zum Trotz den zweiten Mann zu finden. Schnell wird beiden klar, dass sie in Gefahr sind, denn es beginnt jemand, hinter sich aufzuräumen.

Der Beginn des Thrillers ist fast schon fulminant zu nennen, ist demzufolge vielversprechend und daher in der Folge als er noch stärker nachlässt, als er begonnen hat, umso enttäuschender. Denn ab diesem Zeitpunkt werden fast nur die Figuren beleuchtet, beide Protagonisten plagen sich natürlich mit Traumata aus ihrer Vergangenheit herum und die zudem in immer größerer Zahl auftauchenden Profiteure von dem Massaker sollen wohl die Spannung zusammen mit der Zahl der Verdächtigen erhöhen. Und daran hapert es denn auch ziemlich, da sich deren Beziehungen und Planspiele, gegenseitige Schuldzuweisungen und Drohungen bald eher ermüdend lesen und man zwar nach der alles beherrschenden Figur im Hintergrund sucht, aber ansonsten irgendwie keinen Zug ins Geschehen bekommt. Es wird fad und öde, hin und wieder unterbrochen von einem Mordversuch an den beiden "Privatermittlern". Daneben sind auch diese zwei nicht gerade als Sympathieträger geeignet. Während sich die Trent eher als elitär erweist in einigen Situationen, war der Journalist (Investigativjournalist nennt sich das in positivem Wortschatz, Boulevardschmierfink im realen) bei mir unten durch als er, der ex-Trunkenbold, der mittlerweile wieder angefangen hat, sich über einen Mann mokiert, der nach Bier gestunken hat. Vielleicht wollte der Autor damit auf menschliche Schwächen eingehen, um mehr Mitgefühl zu wecken für den armen Kritzler, hat bei mir aber nicht funktioniert. So ging es mir leider dann auch mit dem gesamten Roman. Die lange Durststrecke, bis endlich wieder Tempo ins Geschehen kommt, hat mir den möglichen Spaß an einem rasanten Ende doch verdorben. Außerdem ist "Amok" schwächer als "Overkill", das ich zuvor gelesen  hatte und als Referenz für den Autor nahm. War wohl nicht so wirklich clever. Jetzt hab ich noch zwei weitere von ihm ungelesen hier liegen und die werden in meinem SuB erst mal weit nach unten wandern. Vielleicht hätte mich der Aufkleber vom "Vox Tipp" ja auch warnen sollen. Was bin ich froh, dass der FESTA-Verlag mit seiner Zufriedenheitsgarantie die Lücke der Actionthriller mit hohem Tempo und Knalleffekt schließt, die mittlerweile bei den Mainstreamverlagen entstanden ist und die nur noch Stoff wie eben "Amok" bringen. Das hier vorliegende Buch ist brauchbar als Lektüre für nebenbei oder zum "müde-lesen", unteres Mittelmaß. Garantiert keine MUSS-Anschaffung.

Keine Kommentare: