Freitag, 26. Dezember 2014

Buchreview "RHO-Agenda: Das zweite Schiff" R. Phillips

Richard Phillips. 1948 wird am Himmel New Mexicos ein außerirdisches Raumschiff gesichtet. Niemand ahnt, dass das Militär das Schiff bergen kann. Im Rahmen des Rho-Projekts wird die fremdartige Technik über Jahrzehte erforscht. Nun glauben wir, sie zu beherrschen. Doch es gibt ein zweites Schiff, und dies birgt eine weitaus gefährlichere Fracht.

Gelandet und eingesackt. Wie es den Amerikanern nun mal in ihren eigenen Selbstverständnis immer wieder passiert, betrachten sie das Schiff als ihr Eigentum und lassen es in Forschungsräumen tief unter der Wüste verschwinden, um die möglichen Erkenntnisse für ihre ureigenen Zwecke zu nutzen. Besonders das Militär tut sich da hervor. Doch nun sechzig Jahre und etliche Präsidenten später will man tatsächlich einige Ergebnisse nicht nur der Öffentlichkeit vorstellen, sondern sogar mit der Welt teilen. Natürlich geht ein Aufschrei durch die Nation und dann durch die Welt. Nichts war es mit dem "lieb Kind machen" mit dem Rest der Welt. Die USA wird für ihre Geheimhaltung und die nun folgenden Pläne kritisiert. Und das ist noch längst nicht alles. Hatte man sich eingebildet, nun alle Geheimnisse dem Schiff entrissen zu haben und sich vor allen anderen einen Vorsprung verschafft zu haben, geht der Trouble erst richtig los. Und zu allem Überfluss finden drei Schüler, die kurz vor dem Abschlussjahr an der Highschool stehen, in einem abgelegenen Canyon ein weiteres gestandetes Schiff. Trotz der effektiven Tarnung des Raumfahrzeugs finden sie Zugang zu der Höhle, die es beim damaligen Absturz in den Fels gegraben hatte und beginnen, es zu erkunden. Auf was sie da stoßen, ist sensationell, aber sie geben die Information nicht an die Behörden weiter, weil sie (wohl richtig) vermuten, dass das Schiff dann ebenfalls in den Katakomben der Regierung verschwinden würde. Da experimentieren sie lieber selbst damit rum. Was sich dabei auftut, ist fast schon beängstigend. Bei jedem der drei Schüler verstärken sich individuelle Fähigkeiten, von denen keiner etwas geahnt hat. sie müssen schon bald sehr aufpassen, dass sie mit ihren neuen Kenntissen nicht auffallen. Aufgrund gewisser Vorfälle um das Zentrum in New Mexico hat die Regierung drei knallharte Agenten geschickt, die der Angelegenheit auf den Grund gehen soll. Dabei kommen sie auch den Kids recht nahe. Bis einer der Agenten von einem Mann getötet hat, der schier unsterblich war. Der Direktor vom Forschungszentrum hatte dem ein Serum injiziert, das sämtliche Wunden, Brüche oder Krankheiten heilen konnte. Und in der Regierung selbst bilden unterschiedliche Interessengruppen, die mit allen Mitteln für ihre Ziele kämpfen, was die Kids bald zwischen die Fronten bringen könnte.

Gekauft aufgrund der für mich interessanten Inhaltsangabe, in der nicht erwähnt wird, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Oder doch nicht? Meines Erachtens ist der Versuch, den Spagat zwischen hartem Fantasy-Thriller und Jugendbuch leider gescheitert. Etliche Sequenzen von "RHO-Agenda 1" sind für ein Jugendbuch einfach zu hart. Ich meine, einen Bösewicht mit seinen Darmschlingen kaltzumachen, gehört da eher nicht rein, dafür haben wir Verlage wie Festa, DELTUS.DE, Luzifer, Voodoo Press oder -MKRUG, die solche Kills perfekt zelebrieren können. Der gesamte Storyaufbau krankt an diesem misslungenen Mix. Verschwörung trifft Schulprobleme schön und gut, aber Serienkiller und metzelnde religiöse Fanatiker müssten dann ebensowenig ausführlich skizziert werden, wie die komplexen technischen Komponenten, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Was zwar erwähnt wird, aber dennoch zu kurz kommt, sind die Auswirkungen der Veröffentlichungen auf die restliche Welt. Zwar wird der arabische Raum kurz genannt, Europa scheint es nicht zu geben und auch Asien sowie Russland (okay, das Buch stammt aus 2006) bleiben außen vor. Die Welt dreht sich mal wieder nur um die USA (für die Nordamerika ja gleichbedeutend mit USA ist, das für diese mächtige Supermacht Kanada ja nur ein geduldetes Anhängsel ist) und ihre Probleme. Und so wechselt das Ganze zwischen typischen Pennälerszenen und deren Problemen nmit Lehrern, Mitschülern und Eltern, Schulstress und Hormone, auf Thriller und Aliens. Wird da auf dem Klappentext noch geprotzt mit "Das gefeierte Sci Fi-Spektakel aus den USA" und "Richard Phillips 'actiongeladener..." muss man attestieren, dass dies doch mehr als nur ein wenig übertrieben wirkt. Hin und wieder ist Action eingestreut, stellenweise zu hart, um vielleicht an 14- oder 15-Jährige verkauft zu werden, aber im Wesentlichen wird hier auf die Fundsachen, technische Sperenzchen und ein gewisses Spannungselement gesetzt. Stilistisch herrscht eine ähnliche Diskrepanz wie bei der vermeintlichen Zielgruppenbestimmung. Einerseits ausführliche und detaillierte Darstellungen gewisser Errungenschaften und wissenschaftlicher Vorgänge wechseln zu andererseits einfachster Fabulierkunst, die manche Figuren überflüssig oder gar langweilig erscheinen lässt. Dennoch kann man dem Buch eine gewisse Spannung nicht absprechen und irgendwie bin ich schon neugierig, wie es weitergehen soll. Ist ja als Trilogie angelegt. Ob ich es empfehlen würde? Eher nö. Als Jugendbuch stellenweise zu hart. Als Thriller zu wenig Action und zuviel Kids.

Keine Kommentare: