Montag, 8. Dezember 2014

Buchreview "Die Monster, die ich rief" L. Correia

Larry Correia. Owen Pitt ist Buchprüfer. Eines Abends erfüllt er sich einen lang gehegten Traum und wirft seinen Boss aus dem Fenster. Allerdings aus gutem Grund - denn dieser hatte sich vor seinen Augen in einen Werwolf verwandelt und ihn angegriffen. Als Owen im Krankenhaus erwacht, ist ein Mann bei ihm, der ziemlich beeindruckt von Owens Überleben ist. Er offenbart ihm, dass Monster wirklich existieren und seine Organisation, die Monster Hunter International, sie unter strenger Geheimhaltung im Zaum hält. Und dann macht er Owen ein interessantes Angebot.

Es war einer dieser typischen Abende: zuviel Arbeit, um pünktlich Dienstschluss zu machen und der Chef auch noch im Haus. Der extrem unsympathische Chef. Einer der Sorte ahnungslos mit Karriere auf Kosten anderer, ohne selbst wirklich einen Finger krumm zu machen. Und dann muss Owen in dessen Büro und bereitet sich schon auf das Schlimmste vor - ohne zu ahnen, dass es noch schlimmer kommen würde. Da beginnt bei dem Fiesling doch tatsächlich eine Verwandlung in einen Werwolf und er hetzt Owen quer durchs Büro. Nachdem er ihm diverse Wunden zugefügt hat, schafft es Owen mit letzter Kraft den Scheißwerwolf durchs Fenster zu donnern, wo der mitsamt den Überresten des Fensters dann unten auf der Straße landet. Naja, nicht ganz auf der Straße. Er dellt eher das Dach eines Autos bis zum Grund ein. Tags drauf - wie er meint - wacht er im Krankenhaus auf und sieht sich zwei Anzugtypen gegenüber, die anhand ihrer Kleidung und ihres Auftretens nur Regierungsfritzen sein können. Bestimmt steht unten der allseits bekannte schwarze SUV. Und klar, sie sind Bundesbeamte. Und sie halten ihre Knarren bereit. Sie warten, ob sich Owen aufgrund seiner Verletzungen in einen Werwolf verwandelt. Tut er nicht und sie ziehen ab. Aber da kommt noch jemand zu ihm und bietet ihm an, der Monster Hunter International beizutreten. Was soll er also tun? Von Natur aus schon nicht gerade ein Adonis, machen ihn die Wunden und Narben jetzt eher selbst zu einem Monster in einer von vorgeblicher Schönheit besessenen Welt. Und dass er bei seiner Firma den Job wegen herausragender Leistungen wiederkriegt, ist nicht zu erwarten. Also sagt er flugs zu. Ein Grund ist auch die attraktive Julie, die er sofort als seine künftige Braut auserwählt - ohne ihr Wissen natürlich. Und als er mit vielen anderen Frischlingen zur Ausbildung antritt, muss er zu seinem Leidwesen feststellen, dass Julie tatsächlich einen Freund hat - den nahezu in allem perfekten Grant. Gutaussehend, klug, wortgewandt, beliebt, heldenhaft und perfekt modellierte Muskeln an seinem schlanken kräftigen Körper. Und schon wird er von dem schön getriezt. Aber Owen lässt isch nicht abschrecken, übersteht die Ausbildung und kommt zu einem ersten Kampfeinsatz auf einem Frachter, der es denn auch in sich hat, wobei sich Grant sofort als der Arsch vom Dienst erweist. Mittlerweile ist er nicht mehr überrascht, welche Wesen sich ihm in den Weg stellen. Wieso auch - nach einer Begegnung mit einem Werwolf? Zudem hat er den Vorteil, dass er ein Waffennarr ist und sich mit Ballerwerkzeug jeglicher Art bestens auskennt. Und dann ist da noch das Geheimnis um die MHI. Seit 1995 war von denen nichts mehr an ihrer CIA-ähnlichen Heldenwand. Da muss etwas geschehen sein, über das aber niemand reden will. Dazu kommen noch die sieben Meister-Vampire und ihr Herrscher, die die Welt im Auftrag einer völlig anderen Kreatur unbarmherzig und blutig unterjochen wollen. Doch bis sie schließlich und letztendlich gegen die antreten können, müssen sie noch viele weitere Monster und Sagengestalten kennenlernen wobei so manche Illusion zerstört wird.

Larry Correia hat sich da eine Action-Fantasy-Mischung zusammengeschustert, die es wirklich in sich hat, die aber in keinem Fall ernst gemeint ist. Trotz aller Action ist man eigentlich dauernd am Schmunzeln. Sein waffengeiler und leicht unterbelichteter Protagonist erzählt eine hanebüchene Story aus seiner eigenen Perspektive und ist dabei natürlich alles andere als objektiv. Zudem wäre es angebracht, den Verstand und den Wunsch nach Logik während des Lesen auszuschalten. Es ist ein wilde Geschichte mit derart fetzigen Actionanteilen, dass man sich mehr und mehr wünscht, auch wenn man an und ab feststellen darf, dass die eine oder andere Figur (Sam entspricht in seiner Beschreibung durchaus der Comic-Figur Yosemite-Sam, Milo einer Mischung aus Pirat und Barbarossa, Grant einem jungen Tom Cruise oder anderer Posterboys im Filmgeschäft wie diesen "Twilight"-Spacken, nur nicht ganz so schwul.) oder Szene aus einem Film ("Heavy Metal" aus dem 80-ern würde da gut passen. Owen erinnerte mich sehr an Dan und eine Szene ziemlich an die Schlussgeschichte des Films). zusätzlich räumt er mit gängigen Teenievorstellungen von Elfen (Nix Orlando Bloom oder Anna Paquin) und Feen auf. Die sind garantiert nicht aus "True Blood" abgekupfert. Neben einer ordentlichen Portion Ironie und einer gewaltigen Prise Sarkasmus lässt der Autor es gewaltig krachen, da sein Hauptaugenmerk auch auf dem Actionsegment liegt. Es fliegen die Fetzen, wird mir Granaten um sich geworfen, geballert, was die Munitionskisten hergeben und ganze Heerscharen von Monstern zerlegt. Hin und wieder wird es auch reichlich blutig, ohne jedoch in den Gewaltskizzen zu sehr zu übertreiben, auch wenn ansonsten der Hang zur Übertreibung absolut und deutlich sichbar ist. Klischeebeladener B-Stoff, der absolut keinen Sinn dafür aber umso mehr Spaß macht. Nachteile hat die Sache natürlich auch. Ungefähr ab Beginn des zweiten Drittels wird es zeitweise etwas ermüdend, dehnt sich und kann nicht mitreißen, was sich aber dann Richtung gewaltigen Showdown wieder ändert. Der Humor ist zumeist echt zum Grinsen, zündet aber auch nicht immer. Der eine oder andere Spruch ("Hey Myles, wie hängt er?") war schon im letzten Jahrtausend zu meiner Schulzeit derart platt, plump und abgenutzt, dass er aus dem Sprachgebrauch verbannt wurde. Solide, bleihaltig, rasant und humorvoll bis auf wenige Ausnahmen. Wer sich nun wirklich simple und reine Baller-Fantasy-Literatur einpfeifen will ohne seinen Intellekt zur Mitarbeit zu zwingen, der macht hier nichts falsch. Ich hatte aber ständig den Eindruck, dass unser Owen hier kurz vor dem Auftritt seines Werwolf-Chefs über seinem Papierkram sanft entschlummert ist und uns nun seinen "Diamantenschneider-Wunschtraum" nacherzählt. So sinnlos die Mischpoke war, so sehr hat sie mir bis auf die erwähnten kritischen Anmerkungen gefallen. Zu empfehlen aber nur für "Spaßleser mit Hang zu Balleraction auf B-Movie-Niveau" oder "Expendables"-Fans, denen der letzte Film zu luschig war.

1 Kommentar:

Shane Schofield hat gesagt…

Hab ich vor Jahren mal in Englisch gelesen. War ganz gut, aber irgendwie war es auf Dauer etwas eintönig.. Die Fortsetzungen sind übrigens vom ähnlichen Stil.