Dienstag, 4. November 2014

Buchreview "Treibjagd" S. Kernick

Simon Kernick. Die 18-jährige Jess Graoinger befindet sich zusammen mit ihrer zehnjährigen Schwester Casey sowie ihrer Tante Jean und ihrem Onkel Team auf einer Kanutour durch die schottischen Highlands.Die Gruppe hört plötzlich einen Schuss und trifft wenig später auf eine verwundete Frau am Ufer, die um Hilfe fleht. Dies ist erst der Auftakt zu einem Albtraum: Drei Männer tauchen am Ufer auf und schießen wahllos auf die Boote. Jean und Tim werden tödlich getroffen, während es den anderen gelingt, flussabwärts zu paddeln und ausser Schussweite zu gelangen. Doch die Killer sind ihnen auf den Fersen - die Jagd hat begonnen und niemand ist der, der er zu sein scheint.

Amanda Rowan kommt an einem schönen Abend von der Arbeit gut gelaunt nach Hause. Ihr gefällt die Ruhe, die das Domizil abseits der Stadt und umgeben von Wald mit nur einer älteren Nachbarin in der näheren Umgebung ausstrahlt. Sie betritt das Haus und hört ein Geräusch. Ihr Mann sollte eigentlich auf einem Geschäftstermin sein und sie kann sich nicht vorstellen, warum er zurückgekehrt sein sollte. Plötzlich wird sie von einem maskierten Mann mit dem Messer attackert. Trotz der Schnittwunde am Arm schwingt sie herum und rennt blitzschnell aus dem Haus Richtung Straße, wo Autofahrer sie dann mit zur Polizei nehmen.Die entsendet ihre Leute und findet im Haus dann den Ehemann mit seiner Geliebten tot vor. Mike Bolt glaubt, dass hier wieder der Disciple, ein Serienmörder, der schon länger die Gegend unsicher macht, am Werk war. Da man befürchtet, dass der Killer die Zeugin beseitigen will, schafft man sie in ein sicheres Haus in Schottland. Drei Wochen geht es gut, dann versuchen schräge Typen ihrer habhaft zu werden. Sie flüchtet in den Wald, kommt ans Ufer des Flusses, wo gerade die vier Urlauber Tim, Jean, Jess und Casey eine Pause eingelegt haben. Sie bringt die Leute dazu, die Boote vom Strand ins Wasser zu schieben und abzulegen. Doch nicht schnell genug. Schüsse fallen und Jean wird tödlich getroffen. Da sie in den Booten wie Zielscheiben auf dem Jahrmarkt wirken, gehen alles ins Wasser und ducken sich auf der Leeseite der Schützen hinter die Boote und strampeln dabei zum anderen Ufer. Dort angelandet, wird Tim getötet, weil er den toten Körper seiner Frau aus einem der Kanus holen will. Die Frau und die beiden Mädchen flüchten in den Wald. In der Zwischenzeit war Scope mit dem Jeep zum Landepunkt der Reisegruppe gefahren, um die Leute und die Kanus abzuholen und zum Verleih zurückzubringen. Als zum vereinbarten Zeitpunikt plus etwas Verspätungsspielraum für Leute mit serbisch-südosteuropäischen Pünktlichkeitsgewohnheiten immer noch niemand auftaucht, fährt er zurück zum Bootsverleih und findet dort seinen Chef tot vor. Ihm ist klar, dass den Touristen etwas geschehen sein muss und so macht er sich auf den Weg, um die zu retten, die vielleicht noch am Leben sind. 

Simon Kernick liefert ja in schöner Regelmäßigkeit seine Romane ab. Immer temporeich, immer mit Wendungen versehen. Aber wer auch immer zu seinen Bücher greift, ist kaum noch groß zu überraschen. Von Anfang an ist sich der Leser im Klaren, dass hier etwas völlig anderes vorgehen muss, als die offensichtliche Handlung Leser und handelnder Polizei vorspielen will. Abgesehen davon drückt der Autor aber wirklich ordentlich auf die Tube, wechselt Schauplätze und auch manchmal den Zeitrahmen der Handlung. Teils um den Leser über gewisse Vorgänge zu informieren, teils um einfach nur Schnelligkeit zu generieren. Cliffhanger, abgehackte Übergänge zur nächsten Szene und eine gute Portion manchmal auch harte Action sorgen dafür, dass man das eine oder andere Logikloch gerne übersieht. Leider hat er auch überflüssiges Füllmaterial wie den ollen Kinderschänder in seiner Waldhütte untergebracht, der nur kurz auftaucht und nichts zur eigentlichen Handlung beizutragen hat, bevor er wieder verchwindet. Daneben wird ein wenig über Gier und Rassismus parliert, aber alles recht oberflächlich. "Treibjagd" ist nur für den schnellen Konsum zwischendurch angelegt und soll die Gedanken des Lesers nicht beschäftigen sondern sie eher vom Alltag ablenken. Im Gegensatz zum abrupten Ende der kurzen Kanufahrt nimmt das Buch zügig Fahrt auf, bleibt bei hoher Geschwindigkeit in der Spur, muss aber Abstriche in der Note hinnehmen. Diese wilde Waldhatz hätte ein schöner Backwood-Thriller werden können, hat aber so viele Klischees zu bieten, dass "Wrong turn" sich fast schämt und die ganzen Zufälle, wer plötzlich alles in dem einsamen Gelände rumspringt, sind doch etwas dicke aufgetragen. Neben seinem Liebling Bolt taucht auch noch eine Figur aus "Das Ultimatum" wieder auf, was sich aber nicht verpflichtend auf die Kenntnis der vorherigen Bücher des Autors auswirkt. Fesselnd, schnörkellos, in einem sehr schlichten Stil kredenzt und mäßig komplex ringt das Buch ordentliche Unterhaltung, die jeden Anspruch vermissen lässt. Ein bisserl schnelle Allerweltsaction und nicht mehr. aber auch nicht weniger. Hab schon etliche langweiligere Werke in Händen gehalten, die ebenfalls niemals literarische Weihen ernten werden. Kann man kaufen, muss man aber nicht.

Keine Kommentare: