Freitag, 21. November 2014

Buchreview "Population Zero" W.J.White

Wrath James White. In 50 Jahren werden doppelt so viele Menschen auf der Erde leben wie heute. Für den Umweltaktivisten Todd Hammerstein ist das eine unerträgliche Vorstellung. Schon als kleiner Junge hat er gelernt, dass durch Kastration die ungebremste Fortpflanzung von Katzen und Hunden gestoppt werden kann. Warum sollte das nicht auch beim Menschen funktionieren? Als Sachbearbeiter im Sozialamt erlebt er täglich, wie Familien Nachwuchs in die Welt setzen und dann finanzielle Unterstützung vom Staat benötigen. Irgendwann hat er genug und beschließt, der Menschheit einen Dienst zu erweisen. Mit Werkzeuge aus dem Baumarkt und Anleitungen aus dem Internet setzt er seine perverse Mission in die Tat um!

Todd musste schon als Kind den Tod von Vater und Mutter verkraften, wurde aber dennoch zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft. Er hat einen Job beim Sozialamt, hatte bis vor sechs Monaten eine Freundin und er verfolgt interssiert die Kampagnen des Öko-Aktivisten Heimlich Anatolli, in dessen Gruppe er auch Mitglied ist, und hat auch Anatollis Artikel "Population Zero" verschlungen. Lange kann es nicht mehr dauern und die Überbevölkerung der Welt vernichtet ebendiese. Jeden Tag sieht er im Job, welche Ausmaße das Dilemma annimmt. Und irgendwann beginnt er dann, seine "Kunden" entsprechend zu beraten. Da wird Schwangeren empfohlen, das Kind abtreiben zu lassen, da sie es ja ohnehin nicht ernähren könnten und ihren Wohlfahrtsscheck würden Vater und Mutter eh in Drogen umsetzen. Und dann reicht es Todd bald. Als ein junger Mann zu ihm kommt, um sich seine Stütze abzuholen und Todd erfährt, dass er schon etliche Kiddies hat, will er ihn zu einer Vasektomie überreden. Funktioniert nicht. Neuer Anlauf: Er gibt ihm die Adresse, wo der Mann einen Job ergattern könne. Was der Mann nicht weiß - es ist Todds Adresse. Und der hat sich mit einigen Einkäufen im Baumarkt vorbereitet. Nicht perfekt, wie sich heraus stellt. Nicht gut durchdacht. Nachdem er seinen ersten "Patienten" mit dem Taser niedergebrutzelt hat, ihn auf die Plastikplanen in seiner Wohnung gebettet hat und dann mit der Operation anfängt, wird es blutiger als erwartet. Und was hat er denn geglaubt, was der Typ tun würde, wenn er wieder frei ist? Also erledigt er ihn endgültig. Wie die Leiche beseitigen? Er selbst hat ja aus reinem Umweltbewusstsein kein Auto, aber seine Ex, die jetzt mit einer Frau zusammenlebt. Er ruft sie an und es kan sich den Wagen tatsächlich leihen. Wieder erfährt er etwas Neues. Sie ist schwanger. Noch so eine Blage, die die Welt zugrunde richten wird. Und dazu noch seine eigene.

Vorab: Der Schriftzug Festa in Verbindung mit EXTREM und Wrath James White steht für schonungslose Lesekost und es sollte mittlerweile doch den meisten Leuten ein Begriff sein, dass man da starke Nerven braucht, um die Lektüre zu goutieren. Das ist hier nicht anders, ABER W. J. White hat sich ein äußerst aktuelles Thema ausgesucht, das ja seit Jahren immer wieder nicht unberechtigt durch die Gazetten geistert: Die Überbevölkerung der Welt. Wirkliche Lösungen hat keiner und wenn es nach der Kirche geht, ist das ja eh egal. Gerade die gewinnorientierten Pharmariesen beteiligen sich aber auf ihre zynische und unmenschliche Art an einer Art Hilfe für die Welt. Als Ebola noch auf kleine Standorte begrenzt war, nur in Dörfern oder auch mal nem ganzen Land in Afrika wütete, hat man sich die Forschung für ein Gegenmittel gespart. Ist ja weit weg und die Medikamente könnte eh keiner bezahlen, also lassen wir sie halt sterben. Erst jetzt, wo sich die Seuche ausbreitet und zudem was damit zu verdienen ist, regen sich die Forscher in Diensten ihrer kommerziellen Arbeitgeber. Eine Diskussion, was die Pharmaindustrie noch so in Petto hat, lass ich jetzt mal außen vor, da es zu weit führen würde. Todd ist eine Figur, die einem leid tun kann, wenn man seine Kindheit so verfolgt (Er hat mich ansatzweise etwas an den Jungen aus "Schänderblut" erinnert, dessen Leben ja auch in der frühen Jugend verkorkst wurde. Ein Wunder, dass Todd erst so spät radikal durchdreht.), das hat sich aber zumindest für mich schnell gelegt, als seine extrem militante Öko-Einstellung immer mehr zutage trat. Dennoch kann man seine Gedankengänge zumindest teilweise nachvollziehen, wenn man seine Klientel im Sozialamt so anschaut (Wie es aus sicherer Quelle so heißt, sieht es bei den Arbeitsämtern - ja, ich nenne sie immer noch so - ähnlich aus.). Aber auch da schießt der autofreie Super-Veganer übers Ziel hinaus. Die Sympathiewerte sinken, die Dämlichkeitswerte steigen. Was hat die lächerliche Figur denn gedacht, welche Folgen sein Handeln haben könnte? Lässt sich einer unfreiwillig kastrieren und hält dann schön den Mund? So wahr die Problematik ist, Typen wie Todd und sein Mentor hätten selbst besser das Licht der Welt nicht erblickt. Öko-Terror, Lebensmittel vergiften, Wasser verunreinigen, Menschen die eigenen Werte aufzwingen tut der Sache nicht gut und ist zudem strafbar. Das hilft der Sache nicht. "Population Zero" ist zügig zu lesen, hat einige Splattereinlagen drin, die so manchem die Bröckchenlache ins Gesicht treiben könnten und hat ein ernsthaftes Thema, das Grundlage für so manche Diskussion liefern würde, wenn die Leser es nur so angingen. Doch es gibt wieder einmal viel zu viele, die Autoren wie White oder auch Lee nur auf den Ekelfaktor reduzieren und einfach nicht begreifen wollen, dass diese Leute durchaus wissen, was sie da tun und auch Ahnung von ihrem Beruf haben. Sie bedienen ein Genre, das hierzulande zuvor eher geächtet war und achten dennoch auch darauf, dass ihre Bücher Humor und Sinn beinhalten. Und erst der Festa-Verlag hat diese Werke nach Deutschland gebracht, vorher wurde ja von den marktbeherrschenden Institutionen alles munter zensiert bzw. dem sensiblen Volk erst gar nicht angeboten. Schließlich wissen ja immer alle besser, was gut für die Leute ist, als die Leute selbst.
 Kurz: "Population Zero" ist Festa Extrem mit Sinn und daher einen Blick wert.

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