Mittwoch, 5. November 2014

Buchreview "Einsatzkommando Nr. 7" M. H. Albert

Marvin H. Albert. Auch ein Lösegeld in Millionenhöhe wird Ben Zaara nicht daran hindern, seine Geiseln zu töten. Es gibt nur einen, der sie retten kann: Jarrell. Der ehemalige britische Armeeoffizier und Söldner, gerade aus einem Marseiller Gefängnis entlassen, weiß ganz genau, dass Simon Bishops Millionen das Leben seiner Frau und Tochter nicht retten können. Ben Zaata würde sie töten, nur um zu zeigen, wie ernst er es meint. Die Frauen sind in ein geheimes Versteck tief in den Bergen verschleppt worden. Um ihr Leben zu retten, müsste schon ein Spezialkommando zum Einsatz kommen - Jarrell hat aber nur einen bunt zusammengewürfelten Haufen von sechs Männern und einer halsstarrigen Frau zur Verfügung. Dies wird also seine letzte Armee, seine letzte Operation sein. Für ihn steht alles auf dem Spiel.

Jarrell sitzt in einem Kerkerloch des Gefängnisses von Marseille und in den siebziger Jahren wird in Frankreich noch die Todesstrafe vollstreckt. So kann er durch die Mauern hören, wie draußen gerade ein Delinquent unter der Guillotine seinen Kopf verliert. Er ist geradezu erleichtert, als er kurz darauf sein Verlies verlassen kann. sofort macht er sich auf den Weg zu seinem Freund Marcel Venturi, der seine Freilassung bewirkt hat. Ungefähr zur selben Zeit werden in Marokko die Frau und Tochter eines reichen Amerikaners namens Bishop entführt und die Regierung aufgefordert bis zu einem ultimativen Zeitpunkt hundert gefangene Gesinnungsgenossen aus den tiefen Löchern der marokkanischen Gefängnissen freizulassen; ansonsten würden beide Geiseln sterben. Da niemand glaubt, dass die Regierung auf die Erpressung eingeht und man Bel (nicht Ben, wie im Klappentext geschrieben wurde) Zaara auch nicht mit Geld zu einer Einigung überreden könnte, da er sonst sein Gesicht verlieren würde und seine Pläne zur Vereinigung aller Stämme torpediert würden, sucht man Männer, die sich den Job zutrauen, beide Frauen aus den Fängen ihrer Häscher zu befreien. Venturi wurde von einem Mann namens Rosen angesprochen, dem er einst in zwei Kriegen das Leben rettete. Dieser wiederum holt Jarrell ins Boot. Nachdem Bedingungen und Bezahlung abgesprochen sind, besteht Jarrell auf dem alleinigen Kommando und auch er sucht die weiteren Teilnehmer an der Aktion aus. Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, haben alle Kampferfahrung und verdingen sich mittlerweile als Söldner. Sie besorgen sich über sichere Kanäle die nötige Bewaffnung und ziehen los gen Marokko. Bald haben sie die Lage des Verstecks in den Bergen in Erfahrung gebracht und beginnen ihren Weg in die kahlen und heißen Berge des nordafrikanischen Landes. Unterwegs werden sie von Straßensperren der Regierungssoldaten aufgehalten und auch angegriffen. Als der Kampf fast verloren scheint, tauchen plötzlich Berber auf und erledigen die Soldaten, nehmen Jarrell und seine Leute mit. In einem Dorf beginnen die Verhandlungen, wer zum Anführer vorgelassen wird und sein Angebot unterbreitet. Nur ein Mann darf einen Führer begleiten, die anderen müssen im Dorf zurückbleiben. Durch einen Trick gelingt es ihnen dennoch, sich an die Fersen der beiden Männer zu heften und ihre Befreiungsaktion zu starten, die nicht alle lebend überstehen werden.

Marvin H. Albert geht in seinem Roman "Einsatzkommando Nr. 7" aka "Strike force 7" kurz auf die Gegebenheiten des Marokko mitte der siebziger Jahre ein. Ein zerrissenes Land, in dem sich die Despoten an der Regierung die Klinke in die Hand geben, Attentate an der Tagesordnung sind und jeder auch nur ansatzweise Verdächtige sofort in den Kerkern landet oder gleich hingerichtet wird. Die Bergvölker werden unterdrückt und sie wollen sich dem nicht länger beugen. In diese brisante Konstellation werden die sieben Männer und die einzige Frau des Unternehmens geschickt, deren Charaktere während der Rekrutierungsphase näher beleuchtet werden. Eigentlich hat jeder von ihnen einen oder gar mehrere Makel in seiner Vita aufzuweisen, was den Autor dazu veranlasst, den deutschen Protagonisten Gerd in seinem Leben Buße für vergangene Sünden zu üben und daraufhin einen anderen kommentieren lässt, dass dieser wahnsinnige Schwachsinn den Deutschen ja sehr liegen würde - und das war in den 70-ern (Und heutzutage wird immer noch Buße getan für ehedem begangene Schandtaten, wobei wir wohl die Einzigen sind, die sich Derartiges auferlegen, während andere munter weitermachen und die Deutschen zahlen lassen). Außer diesen Einwürfen politischer und emotionaler Natur erscheint das Buch wie nach einer Checkliste für Werke aus dieser Zeit zusammengefügt: Bedrohung, Anwerbung, Vorbereitung, erste Schwierigkeiten und der Showdown. Eine simple Formel, die dann aber so ca. Mitte des Buches sehr actionreich umgesetzt wurde. Ab diesem Zeitpunkt ist Hochspannung und Dauerfeuer angesagt. Ein typischer Söldneractioner, wie es ihn heute leider kaum noch gibt und der sehr unterhaltsam und rasant die Lesestunden verrinnen lässt. Stilistisch und storytechnisch vielleicht nicht gerade außergewöhnlich, aber Marvin H. Albert hat da einigen der heutigen Autorengattung dennoch viel voraus und verglichen mit Leuten wie z. B. Simon Kernick ist seine Schreibe einfach ausgefeilter. Nicht dass ich Kernick nicht schätzen würde, doch Albert hat da die Nase eindeutig vorne. Wer sich also kurze und knackige Action auf rund 255 Seiten zu Gemüte führen will, ohne dabei auf einschläfernde Phasen zu stoßen, ist hier trotz der vielen bekannten und gängigen Elemente, die auch ein Brian McAllister hervorragend beherschte, richtig. So etwas würde ich gerne mal wieder öfter in Kinofilmen sehen. Harte, dreckige Action, dargeboten von knüppelharten Sauhunden ohne Moral.

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