Sonntag, 30. November 2014

Buchreview "Coup D'Etat - Der Staatsstreich" B. Coes

Ben Coes. Der wackelige Frieden zwischen Pakistan und Indien gerät durch ein diplomatisches Missverständnis ins Wanken. Religiöse Fanatiker aus dem Regierungsumfeld verlieren die Nerven und drohen, eine Atombombe zu zünden. Der frühere US-Elitesoldat Dewey Andreas muss im Auftrag des Präsidenten die Welt retten. Seine Aufgabe: Den pakistanischen Präsidenten aus dem Amt zu heben, um eine weltweite Nuklearkatastrophe zu verhindern. Doch er hat nur wenige Tage Zeit für einen Staatsstreich.

Dewey Andreas ist nach Australien gegangen, um die wenigen Menschen in seinem privaten Umfeld vor Schaden zu bewahren, der ihnen durch die Rachegelüste der Fortunas entstehen könnte, deren Familienmitglied vor Monaten getötet hatte. Mittlerweile arbeitet er auf einer Station, wie in Australien die Farmen und Ranches genannt werden. In einer Nacht, die durch ein übles Unwetter und fast sintflutartige Regenfälle gezeichnet ist, macht er sich auf die Suche nach einem vermissten Mädchen. Es gelingt ihm, sie nach Hause zu bringen. Später geht er mit einem Kollegen in die nahe gelegene Stadt, um sich einige Drinks zu gönnen, als ihm ein Mann auffällt, der ihn beobachtet. Sein Verdacht, dass dieser sowie weitere Typen im Auftrag der Fortunas hier sind, um ihn zu töten. Er kann sich seiner Angreifer entledigen, wobei aber sein Kumpel auf der Strecke bleibt. Und einer der verhinderten Killer überlebt. Währenddessen schaukelt sich in einem anderen Teil der Welt eine eigentlich leicht zu lösende Situation hoch. Die Grenzregion um Indien und Pakistan inklusive Kaschmir, das sich damals bei der Teilung Indien angeschlossen hat, ist immer umkämpft, kleinere Zwischenfälle fast an der Tagesordnung. Als zwei Pakistanis auf Patrouille in ein kleines Dorf kommen und dort ein Mädchen vergewaltigen, werden sie von den Dorfbewohnern getötet. Doch diesmal ist Schluss mit der Diplomatie von pakistanischer Seite. Schnell werden die Truppen mobilisert, Kanonendonner hallt durch die Berge und die Kämpfe um die Region werden immer heftiger. Dann lässt der pakistanische Präsident, ein muslimischer Hardliner, eine Atombombe auf eine indische Stadt abwerfen. Jetzt sehen sich die Amerikaner gezwungen, in diesem Konflikt Stellung zu beziehen, da auch China Truppenkontingente an die Grenzen von Indien und Pakistan verlegt. Amerika ist Indiens Partner, könnte sich aber einen Krieg gegen die Chinesen, die darauf lauern im Kriegsfalle Indien für sich einzunehmen, einfach nicht leisten. Sie sind schon an anderen Brandherden gebunden und ein Atomkrieg zweier Großmächte würde die Welt verändern. So setzt man sich mit den Indern an einen Tisch und erhält 48 Stunden Zeit, um den eigenen, amerikanischen Vorschlag, den pakistanischen Präsidenten per Umsturz auszuschalten, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Jessica Tanzer schlägt für den Job Andreas vor. Er wird eingeflogen, mit zwei Leuten ähnlichen Kalibers in Pakistan abgesetzt und auf den Weg nach Islamabad gebracht. Unterwegs haben die drei ein kleines SWcharmützel mit Taliban, das sie aber unversehrt überstehen - im Gegensatz zu den Taliban. Dann geht es weiter Richtung Hauptstadt. 

Ben Coes wird schon mit Tom Clancy, Frederick Forsyth oder John Le Carre verglichen (Letzteren lassen wir da besser außer Acht, da er absolut nicht passt.). Ich füge noch Vince Flynn und Dale Brown, wobei es bei Brown ja eher um seine Fliegertruppe geht, die seit Mitte der Achtziger (alternd) in vielen ähnlichen Auseinadersetzungen zum Einsatz kommt, die sich aber im Aufbau ähneln, hinzu. Was das Aufflackern des Konfliktes angeht, ist der Autor nahe bei Clancy und Brown. Er nimmt sich die Zeit, die Eskalation langsam aufzubauen, beschreibt die Reaktionen der verschiedenen Länder und deren Staatenlenkern und die Versuche, den Krieg auf diplomatische Weise zu verhindern. Das geht natürlich auf Kosten der Action im ersten Drittel des Buches. Sicher, es werden Kampfsituationen geschildert und im zweiten Handlungsstrang zu dieser Zeit auch Deweys Selbstverteidigung gegen seine Jäger skizziert, aber noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Mit dem Auftritt von Andreas als Problemlöser nimmt die Story richtig Fahrt auf, reiht sich eine actiongeladene Szene an die andere. Und auf diesem Gebiet ist Ben Coes richtig gut, baut auch einige Haken ein, ändert die Richtung und lässt es krachen. Unzweifelhaft ist dies wieder ein typisch amerikanischer Roman mit seinem unkaputtbaren Helden Dewey Andreas, aber er lässt auch erkennen, dass man um die US-Politik seit etlichen Jahrzehnten weiß: Ob nun in Afrika oder Mittel- und Südamerika, die USA haben schon immer gerne mit Mord einen Regimewechsel herbeigeführt. Während des Kalten Krieges waren sie Spezialisten auf diesem Gebiet.Was die Figuren angeht, bleibt alles doch etwas oberflächlich und dass die Pakistani alle bestechlich und oder korrupt sind, kommt schon etwas sehr einer unqualifizierten Unterstellung nahe. Undifferenziert lässt Ben Coes es bei einem für dieses Genre in den USA typischen Schwarz-Weiß-Bild in der Weltsicht. Aber auch da hab ich schon viel Schlimmeres gelesen. Lässt man diese Kritikpunkte aber mal einfach weg und konzentriert sich nur auf einen unterhaltenden Actionthriller, der einen Vince Flynn oder Tom Clancy zu seinen besseren Zeiten ersetzt, dann kann man mit Ben Coes und "Der Staatsstreich" nichts falsch machen. Immer höheres Tempo, ein geradezu fulminantes Finale mit doppeltem Showdown und etlichen Härtegraden im bei den vielen Schusswechseln und Auseinandersetzungen bieten rasanten Lesestoff zu einem brisanten Thema mit den beiden Atommächten im Streit. Viel US-Patriotismus und ein Held, der sich in die Phalanx solcher harten Kerle von Autoren wie Vince Flynn oder Brad Thor und vielen anderen locker einreiht. Ein richtiger Actionkracher, in dem es ohne viel Trara zur Sache geht. Wer also reinen Actionstoff will und sich nicht am America First stört, der wird hier seine helle Freude haben und bekommt für sein Geld einen starken Thriller, den man so schnell nicht aus der Hand legen will. Ben Coes hat bis dato sechs Romane um seinen Protagonisten veröffentlicht und da zum Ende hin auch gewisse Handlungsstränge offen bleiben, kann ich nur hoffen, dass die auch alle schön zu uns zur Übersetzung gespült werden. Guter Griff vom Festa-Verlag, besonders, weil das Genre bei den Großverlagen mittlerweile sehr stiefmütterlich behandelt wird. 

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