Sonntag, 30. November 2014

Buchreview "Control" D. Suarez

Daniel Suarez. 1969 eroberte der Mensch den Mond. Und was ist die größte Errungenschaft unseres Jahrhunderts? Facebook? Was wurde aus den Visionen der Vergangenheit? Warum gibt es keine großen Erfindungen mehr? - Als dem Physiker John Grady die Aufhebung der Schwerkraft gelingt, hofft er auf den Nobelpreis. Doch statt Gratulanten kommen Terroristen. Grady stirbt. Das melden zumindest die Medien. Tatsächlich erwacht der Wissenschaftler in Gefangenschaft: Das hochgeheime Bureau of Technology Control entführt seit Jahrhunderten die brillantesten Wissenschaftler. Zum Schutz der Menschheit, angeblich, denn für Kernfusion und andere Erfindungen sei der Homo sapiens noch nicht weit genug. Für die Gefangenen gibt es nur eine Wahl: entweder Kooperation - oder eine türlose Zelle im Fels, tief unter der Erde. Doch die neuen Herren haben die Rechnung ohne Grady gemacht.

Jon (manchmal auch John) Grady feiert gerade ausgelassen mit Kollegen seinen Erfolg, als Professor Alcot hinzustößt, um diesen Durchbruch zu dokumentieren. Doch einer der Wissenschaftler spielt falsch und ruft die Behörde BC an, die sofort ein Einsatzkommando schickt. Dabei werden sämtliche Wissenschaflter durch verheerende Explosionen vermeintlich getötet. FBI-Agentin Denise Davis und ihr Partner Thomas Flavell werden auf den Fall angesetzt und während Flavell das Szenario für authentisch hält, hat Davis ihre Zweifel. Einiges passt nicht zusammen. Indes wird Grady von Cotton, einem als Technikfeind bekannten Öko-Terroristen, zu Hedrick geführt, dem Leiter des BTC. Allein die Zusammenarbeit der beiden völlig unterschiedlichen Typen lässt den Physiker staunen, doch als er die Forderungen und zugehörigen Erläuterungen von Hedrick vernimmt, ist er total entsetzt. Errungenschaften wie die seine werden in einer zentralen Stelle gesammelt und die Wissenschaftler entführt und zur Mitarbeit gezwungen, denn die Behörde selbst ist nur dazu da, die Neuerungen zu verwalten bzw. zu nutzen. Ahnung von der Materie hat niemand. Wer sich weigert, landet in einer Zelle tief im Fels und wird zwangsernährt, die Ausscheidungen werden abgesaugt und Tageslicht sehen sie nicht wieder. Auch Grady wird dieser Tortur unterzogen. Doch was die Häscher nicht bedacht haben: Ihre Gefangenen sind Wissenschaftler, sie haben schon eine Möglichkeit der Kommunikation entwickelt und bald weiß Grady, wer mit ihm das Schicksal teilt und welche Erfindungen der Welt vorenthalten werden. Und dann kann Grady trotz der Bewachung durch Morrison und seine Klonarmee (nach eigenem Vorbild natürlich) mithilfe von Alexa fliehen. Dies und das zusammentreffen mit den FBI-Agenten löst eine ganze Reihe von gewaltigen Anstrengungen durchs BTC aus, ihn wieder einzufangen. Dass dabei seine eigene Erfindung für massive Zerstörungen und Massenmord genutzt wird, geht Grady schwer an die Nieren. Jetzt will er erst recht Hedrick und Cotton stellen. Doch sämtliche Behörden sind schon längst mit Spionen der BTC durchsetzt. Wem kann er überhaupt noch trauen?

Hier trifft mal wieder zu, was auch in der Arbeitswelt, dem Showbusiness, Sport oder der Literatur gilt: Wer eine oder mehrere starke oder gar überragende Leistungen vollbracht hat, wird immer an denen gemessen. Schwächen werden sofort mehr (Arbeitswelt) oder weniger harsch kritisiert. So ist es jetzt auch bei "Control". Es ist das bisher schwächste Buch von Daniel Suarez und zugegeben meckern auf hohem Niveau. Er hat seinen Helden, für die Emotion kriegt er einen Love Interest und die müssen sich mit richtig fiesen Schurken, geheimen Organisationen, Verrätern und Killern auseinandersetzen. Ohne seine technischen Visionen wäre "Control" nur einer dieser üblichen Polit-Thriller. Aber gerade dieser wissenschaftliche Ansatz und die nicht unbedingt von der Hand zu weisenden Hintergründe sowie die realistische Möglichkeit, dass unsere gewählten Führer der Nationen ein derartiges Szenario auch im wirklichen Leben durchziehen würden, heben das Buch wieder aus der Masse hervor. Manchmal schwelgt der Autor etwas zu sehr in seinem Fachgebiet, um dann abrupt wieder Richtung simplen Thriller mit mehr oder weniger überraschenden Wendungen zu wechseln. Detailliert, bis auf wenige Ausnahmen flott, düster und temporeich und mit satter Action angereichert ist "Control" immer noch ein gutes Buch und vielen anderen Autoren um Längen voraus, aber verglichen mit "Daemon" oder "Darknet" eben doch "nur" noch gut. 490 Seiten.

Keine Kommentare: