Sonntag, 21. September 2014

Buchreview "Mindreader" P. Lee

Patrick Lee. Dem Veteranen Sam Dryden läuft beim Joggen ein Mädchen über den Weg. Rachel ist auf der Flucht.Doch warum jagen bewaffnete Soldaten eine Zwölfjährige? Schnell wird Sam klar: Rachel ist kein normales Kind. Sie kann Gedanken lesen. Seit ihrer Geburt wurde sie gefangen gehalten; das weiß sie noch, alle anderen Erinnerungen sind ausgelöscht. Sam beschließt, ihr zu helfen. Die Zahl der Verfolger steigt. Allmählich kehrt Rachels Gedächtnis zurück. Und Sam muss sich irgendwann eingestehen, dass das scheinbar so hilflose Mädchen über viel gefährlichere Gaben verfügt als die des Gedankenlesens.

Sam wohnt erst seit einigen Monaten in El Sedero, wirkliche Bekannte hat er dort nicht. Nachts schläft er unruhig und nutzt die Zeit zum Joggen am Strand oder der Strandpromenade. während einer dieser Runden läuft ihm ein junges Mädchen direkt in die Arme und fleht ihn um Hilfe an. Sie muss sich verstecken, weil sie verfolgt wird. Sam hört auch schon schnelle Schritte, die aus der Richtung kommen, aus der auch das Mädchen kam. Schwere Schritte, Stiefelgeräusche. Er entscheidet sich dafür, ihr zu helfen und springt mit ihr in den Sand unter der Promenade. Einfach wegzulaufen hätte wenig Sinn, man könnte im Licht der Taschenlampen, die die Verfolger tragen, ihre Spuren erkennen. Sich einfach unter den Bohlen zu verstecken, würde auch wenig bringen, da die Kerle dort zuerst nachsehen würden. Also zieht sich Sam erst an den Händen, dann an den Beinen hoch zu einem Balken und klammert sich mit den Füßen sowie Armen daran fest, das Mädchen ruht auf seiner Brust. Hebt auch nur einer der Suchenden Lampe und Blick, sind sie geliefert. Macht keiner. Glück gehabt. Bis dahin. Doch hinter der Angelegenheit steckt eine größere Organisation, als Sam vermutete. Die sind mit neuartigen Satelliten ausgerüstet, die den gesamten Erdball überwachen können, fast perfekte Bilder erstellen und per Wärmekameras an jedem Ort Personen aufspüren. Also müssen sie weiter fliehen. Da Sam seine Brieftasche verloren hat, geht er davon aus, dass diese gefunden wurde und bei ihm Zuhause bestimmt schon ein Empfangskomitee lauert. Also klaut er ein unauffälliges Auto von einem Parkplatz, das er bald zu wechseln gedenkt. Doch er muss auch feststellen, dass es nicht bei diesen Verfolgern bleibt. Plötzlich werden sie von einem Unbekannten attackiert, tauchen weitere Menschen auf, die ihn und das Mädchen auslöschen wollen. Während diese Jagd erst unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, wird dann später auch die Bevölkerung aufgefordert, die Flüchtenden an die Polizei zu verraten, falls sie gesehen werdne sollten. Man hat den Medien ein Bild von Sam als gefährlichen Psychopath zukommen lassen, die nun ihre Leser/Zuschauer zur tätigen Mithilfe auffordern. Und andernorts werden Personen mit Versprechungen und einem formidablen Leben nach Wunsch der Macher geformt. Auch sie stellen eine Gefahr für Sam und Rachel dar. 

Patrick Lee hatte es ja für mich schon mit seinem Erstling "Die Pforte" ("The Breach") bewiesen, dass da ein erstklassiger Action- und Spannungsautor kommt, der süchtig nach seinen Büchern machen kann. Mit "Dystopia" ("Ghost Country") und "Im Labyrinth der Zeit" (Deep Sky") einen Fan aus mir gemacht und seine Klasse unter Beweis gestellt. Ein Erwerb seines neuen Buches "Mindreader" ("Runner") war somit eine reine Selbstverständlichkeit. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Kein langes Vorgeplänkel, keine ausufernde Einführung in die Geschichte sondern sofortiger Einstieg in die Action. Und ab da wird der Spannungsbogen kontinuierlich hochgehalten, kommen kaum Pausen auf und werden die wesentlichen Charaktere nach und nach skizziert, bis man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. "Mindreader" ist reinstes Kopfkino, man hat die Bilder der atemlosen Verfolgung irgendwie ständig vor Augen, wird mit der einen oder anderen Wendung belohnt, die sich auch in diversen Spionagethrillern gut gemacht hätte. Man kommt durchaus an eine Stelle, wo man sich unsicher ist, ob es außer Sam wirklich alle nur gut meinen. Shootouts, gefährliche Experimente, der Wert der Freundschaft und Zuneigung, der Sam mehr bedarf als man zu Beginn meinen möchte sowie der eine oder andere Moment, in dem Mystery eine Rolle spielt, wenn Rachel ihre Fähigkeit einsetzt und man - wenn auch nur ganz langsam - auf den Weg zu ihren weiteren Fähigkeiten geführt wird. Mit ungeminderter Rasanz verfasster Page-Turner, der Emotion mit Action verbindet, niemals durch überflüssigen Schnickschnack ausgebremst wird und der gradlinig aus sein feines Ende zusteuert. Schade, dass es bis zum Nachfolger von "Mindreader" ("Runner") noch einige Zeit dauern wird, da "Signal" erst im Juli 2015 in den USA veröffentlicht wird und ob es übersetzt nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest. Der im Autorenporträt erwähnte Bieterkrieg in Hollywood hat wohl tatsächlich stattgefunden und lässt auf eine filmische (hoffentlich gelungene) Umsetzung hoffen. Das Buch kann ich nur empfehlen und als Kauftipp bewerten. Ich jedenfalls empfinde es als eine fantastische Lektüre ohne Schwächen. Einen möglichen Film werde ich mir mit Sicherheit dann auch ansehen.
Untitled Justin Lin/Patrick Lee Project - IMDb
 Justin Lin teams up with Warner Bros. for Patrick Lee’s Thriller Novel | CAPE – The Coalition of Asian Pacifics in Entertainment
 Justin Lin, Michael De Luca Team At Warner Bros On Patrick Lee Thriller Novel | Deadline

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