Samstag, 13. September 2014

Buchreview "Gott der Tentakel" J. Aysa

John Aysa. Als der Komet, genannt Fratze, im Ozean einschlägt, verwüstet er die Welt. Eine Expedition in das hinter Stürmen verborgene Zentrum des Einschlagsgebietes gerät für die Teilnehmer zum Desaster. Sie erleiden Schiffbruch und stranden auf einer Insel, die es hier nicht geben dürfte. Was sie dort vorfinden, birgt Lust und Grauen in ungekannten Dimensionen und hat das Potential, die schwer angeschlagene Menschheit in eine Hölle auf Erden zu verbannen.

Charles und Alexandra sind Kontraktleute, die für Geld alles tun - auch töten. Sie begegnen sich bei einem Job, auf den beide von ihren jeweiligen Arbeitgebern angesetzt waren. Der Gejagte stirbt bei der Gelegenheit und sie beschließen, dass ihre Auftraggeber durchaus jeder sein Schärflein abdrücken könne. Erledigt wurde der Job ja und das Wie sollte eh keinen interessieren. Beide finden sich bald auf einer Multimillionen-Dollar-Jacht wieder, die von den DDD - Das Dreckige Dutzend -geführt wird und die jene nach Vorgaben von Sicherheit in extremsten Fällen sowie höchste Reisegeschwindigkeit und Reichweite bauen ließen. DDD steht für zwölf Personen, die sich die Macht in Wirtschaft und Politik hinter den Kulissen teilen und für die sämtliche Menschen und Nationen nur Marionetten sind, die nach ihren Vorgaben springen, um die zwölf Puppenspieler nur noch reicher zu machen und sie weiter über dem Gesetz stehen zu lassen. Sie befinden sich auf einer Reise zu der Stelle, an der ein Komet eingeschlagen ist, der das Leben auf Erden verändert hat. Lange wurde die Menschheit über dne Ursprung des Killers aus dem All belogen, die Spekulationen schossen ins Kraut, Sektenbildung und Anarchie beherrschten das Dasein. Was DDD natürlich nicht im geringsten gekratzt hat, waren sie doch nur darauf aus, aus dem Kometen ihren Profit zu ziehen, denn wie man feststellen musste, war der Komet gesteuert. Man hat Besuch aus dem All bekommen. Äußerst unliebsamen, wie man bald zu spüren bekam. Nicht nur, dass ihr ach so sicheres Schiffchen in einem Sturm vor der unbekannten Insel schwerstens gebeutelt wird und sie zusammen mit etlichen Besatzungsmitgliedern sowie Charles und Alexandra zu Schiffbrüchigen werden, nein, sie müssen sich auch noch gegen Oktopoden erwehren und haben die wildesten Träume, die die Pornoindustrie wohl liebend gerne filmisch auswerten würde. Und damit nicht genug. Bald begegnen sie dem Gott der Tentakel und der offenbart ihnen seine Pläne. 

"Gott der Tentakel" ist ein Spektakel. Platt und plakativ, aber besonders in der zweiten Hälfte des Buches zutreffend. Das Werk ist schließlich aus der Tastatur von John Aysa und wer von ihm "Prinzessin" gelesen hat (Hab ich und das zweite Buch über SHE liegt auch vor), sollte wissen, was ihn hier zwischen den beiden Buchdeckeln erwartet. Es trieft hier nur so von Körperflüssigkeiten jeglicher Art, Standhaftigkeit und Ausdauer sind zwingend erforderlich - auch für den Leser. Falls jemand das Buch - oder die Bücher - von John Aysa als "Grauenhaft" oder "Ekelerregend" titulieren sollte, wird der Autor das vermutlich nicht als negative Kritik auffassen, sondern eher als Bestätigung seiner Absicht, eine brutale Geschichte, die in den heftigsten Sex-Szenen seit Edward Lee eingebettet ist zu erzählen, die den Leser bis ins Mark erschüttert. Und hin und wieder lässt er sogar etwas Humor aufblitzen, wenn man an Formulierungen wie "Debakeltag" denkt. Realismus sollte sich also niemand auf die Fahne schreiben, wenn er das Buch aus dem Regal des Händlers seines Vertrauens nimmt und erwirbt. Richtig gut war übrigens Part 2. Da wird so richtig schöner Inselhorror mit blutrünstigen Viechern und Monstern geboten, durch Berge von Eingeweiden und Körperteilen gewatet und in den Innereien der armen Opfer (Wirkliche Sympathieträger suchte ich hier übrigens vergebens) gematscht, was das Zeug hält, nur unterbrochen durch die eine oder andere Tentakelvergewaltigung der heftigsten Art. Dargeboten wird das Ganze in unterschiedlichen Abschnitten, die auch einige Zeitsprünge und Zukunftsaussichten sowie genitalverhärtende Visionen enthalten. Man bekommt aber im Großen und Ganzen schon nach gewisser Eingewöhnungsphase mit, wie der Hase bzw. das Sperma hier läuft. Von den Charakteren sollte man jetzt nicht zuviel erwarten, die sind eigentlich nur dauergeil und lassen sich nur ungern von einer Story ablenken. Nicht ganz so derbe Kost wie "Prinzessin", aber immer noch mit einem hohen Schweinkram-Level auf dem Schmuddel-Thron vor Edward Lee. Verwutzte Schweinigeleien mit einer gelungenen Horrorstory auf der Insel. Wer Edward Lee mag und anderen Lesestoff von John Aysa schon zu schätzen weiß, auch wenn der weniger Spaß und Humor zu bieten hat als Lee, darf hier gerne zugreifen. Für Leute, die sich schon über Richard Laymon mokieren ein Tipp: Lasst es bleiben, ist nichts für euch.

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