Montag, 15. September 2014

Buchreview "Der Sommer, als ich starb" R. C. Thomas

Ryan C. Thomas. Als Roger Huntington für den Sommer vom College nach Hause kommt und seinen besten Freund Tooth trifft, weiß er, dass sie jede Menge Spaß haben werden. Bier, Comics, Filme, vielleicht sogar Mädchen. An einem prächtigen Sommermmorgen brechen sie zum Bobcan Mountain auf, um auf Bierdosen zu schießen. Nur zwei Freunde, die zusammen Zeit verbringen und übeer ihre Zukunft reden. Zwei Freunde, die urplötzlich in einen Albtraum gestürzt werden. In den Klauen eines sadistischen Killers und seines hungrigen Hundes müssen sie die Frage beantworten: Werden Helden geboren oder erschaffen? Und wichtiger noch: Wie überlebt man, wenn alle Wege in den Tod führen?

Roger kommt vom College nach Hause, um den Sommer bei seiner Familie zu verbringen. Und mit seinem Kumpel Tooth, der die Highschool nur mit Mühe geschafft hat und nun in seinem Geburtsort einer niederen Arbeit nachgeht. Er schüttet Bier in Mengen ab, kifft und lässt Gott einen guten Mann sein. Seine Tage sind öde und er freut sich auf die Zeit mit seinem besten Freund Roger. Sie hängen zusammen ab, ziehen sich John Carpenter-Filme rein, ärgern Rogers ein wenig jüngere Schwester futtern Popcorn, schwelgen in Erinnerungen und ziehen eines Tages zu einem bekannten Platz, der früher ein Jugendtreff war, jetzt aber eher verlassen ist, da man dort die Leiche eines Jungen fand. Der Ort ist von der Straße aus schwer einzusehen und so machen sie sich daran, Schießübungen mit der 44er Magnum zu veranstalten. Leise ist die nicht und so ziehen sie  nach einigen Schüssen und Frotzeleien wieder von dannen, bevor sie noch erwischt werden. Während sie so über ihre Zukunft parlieren, die Tooth unbedingt in Kalifornien verbringen will und darauf hin spart, zieht Tooth plötzlich eine andere Waffe aus einem Versteck. Eine 9 mm, die erheblich leichter ist als die Magnum. Und sie machen sich auf den Weg zum Bobcat Mountain, um dort in den Wäldern in Ruhe weitere Schießübungen zu veranstalten. Zuerst aber müssen sie die "Zeilscheiben" präparieren. Heißt, die Bierdosen leeren. Dann geht es auch schon los. Und wird nur unterbrochen, weil sie Schreie hören. Tooth will das auf sich beruhen lassen, doch Roger muss nachsehen, ob da wirklich jemand in Gefahr ist. Also folgen sie den Geräuschen und kommen zu einer alten Hütte. Ihnen entgegen rennt eine Frau, die an den Armen gefesselt ist und schreit um Hilfe. Hinter ihr her ist ein dürrer Typ mit Beil und zwei Hunden. Ein Schuss fällt und einer der Köter ist Krähenfutter. Doch der Kerl haut der Frau das Beil in den Kopf und überwältigt dann Tooth trotz dessen Waffe. Roger wird von dem zweiten Hund gestellt und ebenfalls niedergeschlagen. Als die beiden Freunde erwachen, finden sie sich in einem Keller vor, mit Ketten gefesselt. Auch die Frau ist hier unten und sie lebt noch, obwohl das Beil noch in ihrem Kopf steckt. Später erscheint auch der Typ mit seinem verbliebenen Hund und jetzt lernen die Jungs, was sie hier erwartet. Der Typ ist ein durchgeknallter Sadist, der es liebt, Menschen zu foltern - und nicht nur das.

Ryan C. Thomas ist eine Erstbegegnung für mich. Ich hatte weder von ihm gehört und demzufolge auch nichts von ihm gelesen. Es scheint aber, dass er wieder so eine Entdeckung wird, wie sie vom Vorgängerverlag von mkrug schon mehrfach den Weg zu uns gefunden haben und hier groß rauskamen. Man erinnere sich an Brian Keene, Jeff Strand, Scott Sigler oder Gord Rollo. Die beiden Charaktere Roger und Tooth werden lebendig und fröhlich geschildert. Gerade der Anfang des Buches, mit ihren Geschichten, ihren Plänen und ihren Streichen zog mich schon in seinen Bann. Trotz aller Unterschiede im bisherigen Lebensweg, bleiben sie Freunde und teilen weiterhin ihre Interessen, die auch aus Filmsichtungen bestehen. R. C. Thomas erwähnt denn auch viele bekannte Werke und lässt Roger anmerken, dass er in Sachen Film "elitär" sei - so etwas gitb es in Blogs oder Foren hierzulande natürlich nicht und daher erwähne ich auch keine Namen, Foren oder Blogs, gelle Shane. Und in der Folge kann man den Gefühlen und den wünschen der Burschen folgen, kann lesen, was hier stimmt, wer sich wie verhält und wo einzustufen ist, wer hier angibt, wer wirklich clever ist und seinen Weg in der Gesellschaft machen wird. All das wird vom Autor in einer lockeren Sprache verpackt, die es zudem erleichtert, das Teil in einem Stück zu lesen. Nach rund einem Drittel kippt das Werk in einen Torture-Porn, der die "Saw"-Reihe und ihre Nachfolger wie Kindergeschichten aussehen lässt. Im Härtegrad lässt er die Kollegen White, Lee und Konsorten hinter sich, spart aber den Sex aus, was aber kein Manko ist. Ryan C. Thomas lässt seine Charaktere in diesem Szenario verzweifeln, ihren Verstand schier wegkippen, sich einen schnellen Tod wünschen und er zeigt, was echter Mut und Durchhaltevermögen in einer ausweglosen Situation ist - und was echte Freundschaft bedeutet. Die beiden abschließenden Drittel des Buches sind abartig, blutig, höllisch krank und derart unmenschlich, dass es einen graust. Völlig kompromisslos lässt er den hinterwäldlerischen Folterknecht und seinen Köter auf die Jungen los. Grauenhafte Story, perfekt niedergeschrieben und in der Hinsicht eine der Entdeckungen des Jahres. An den Verlag: bitte mehr von Ryan C. Thomas. Auch den zweiten Roman um Roger. Und wer eine andere - äußerst zufriedene - Rezi hierzu lesen will, schaue bitte mal bei horror and more nach.

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